Globale Wirtschaftsinteressen am Beispiel Apple

Die Parole "America First" begleitete den sich verschärfenden Handelskrieg der USA mit China. Es soll sich auch Europa in diesem Konflikt positionieren. Die Konfliktlinien erinnern an Zeiten des Kalten Krieges. In den Medien wird die Menschenrechtslage in China als Grund für den Konflikt genannt. Bei näherem Hinsehen verschwimmen die Grenzen, geographisch und moralisch. Dies läßt sich an der Rolle des global operierenden US Konzerns Apple darstellen:

Die Süddeutsche schreibt:

Steve Jobs ist für den Macintosh, den iPod und das iPhone verantwortlich. Tim Cook, sein Nachfolger an der Spitze von Apple, kann keine besondere technische Innovation vorweisen. Dafür hat er die richtige Erfindung für das Zeitalter aus dem Hut gezaubert, in dem Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung zumindest simulieren müssen: Simsalabim, Apple ist ein Menschenrechtskonzern! "Privatsphäre ist ein fundamentales Menschenrecht", wirbt Apple auf seiner Webseite. (...) Auf Druck der Staatsführung hat Apple auch auf die etablierten Hochsicherheitsgeräte verzichtet, in denen die Schlüssel gelagert werden. Das widerspricht dem Menschenrechtsmanifest des Konzerns vom vergangenen Jahr: Man wolle "Menschlichkeit" in die Geräte einbauen. (...) Apple ist natürlich nicht das einzige Unternehmen, das in China die behaupteten Unternehmenswerte über Bord wirft. Doch in diesem Fall klaffen Pathos und Realität besonders weit auseinander.

SZ 21.5.2021

Die Financial Times beschreibt die Rahmenbedingungen wie folgt:

China, das inzwischen mehr Milliardäre hat als die USA, öffnet seine Türen weiter denn je für ausländische Firmen. In den letzten zwei Jahren hat es Elemente seines streng kontrollierten Finanzsystems liberalisiert und amerikanischen und europäischen Unternehmen einen größeren Zugang gewährt. (...)
Vor diesem Hintergrund sehen einige Investoren das größte Risiko darin, nicht schnell genug in China einzusteigen. (...)

Andere Rahmenbedingungen werden auf der Apfelpage beschrieben:

Apple soll nach wie vor von Zwangsarbeit in China profitieren: In der Region Xinjang würden tausende Menschen praktisch zur Arbeit gezwungen, berichtet der Branchendienst The Information unter Berufung auf Menschenrechtsaktivisten. Insgesamt sieben Fertiger würden in ihren Fabriken Arbeiter beschäftigen, denen es nicht frei steht, den Standort zu verlassen.
Die Arbeiter seien in Unterkünften in unmittelbarer Nähe zum Werksgelände untergebracht, heißt es unter anderem auf Basis von ausgewerteten Satellitenbildern. Wenigstens fünf der sieben Unternehmen im Fokus der Ermittler beschäftigten tausende Uiguren, eine Minderheit in China, die bereits seit Jahren vielfältigen Repressionen ausgesetzt ist. Auch den Vorwurf der Zwangsarbeit von Uiguren musste sich Apple bereits zu früheren Gelegenheiten gefallen lassen, Apfelpage.de berichtete.
Nicht nur Apple wird im Zusammenhang mit dieser Untersuchung genannt. Die bewussten Fertiger lieferten Komponenten auch an Amazon, Google, Facebook und Microsoft. Die Beschäftigten gelangten im Rahmen staatlicher Arbeitsprogramme an ihre Stellen, wenn sie diese ablehnen, droht eine Gefängnisstrafe.

Apfelpage 11.5.2021

Zensur, Überwachung, aber auch Riesen-Gewinne: Apples hartes Geschäft in China

Apple macht in China ein Fünftel seiner Gewinne, hat dafür aber beim Schutz der Daten seiner chinesischen Kunden viel Kontrolle an die chinesische Regierung abgegeben. Das berichtet die „New York Times“.
So würden die iCloud-Daten chinesischer Nutzer auf den Servern eines staatlichen Unternehmens in der Volksrepublik liegen. Die Schlüssel zum Dekodieren der Daten befänden sich ebenfalls in den chinesischen Datenzentren.
Apple blockiere und zensiere in China außerdem proaktiv Apps und Inhalte seines App-Stores, um die Regierung zu beschwichtigen.
Entgegen aller Datenschutz- und Privatsphäreversprechen riskiert Apple, um in China produzieren und handeln zu dürfen, den Zugriff auf die Daten seiner chinesischen Kunden und unterstützt die staatliche Zensur in der chinesischen Version seines App-Stores. Das berichtet die „New York Times“ (NYT) unter Berufung auf Mitarbeiter, Sicherheitsexperten und interner Dokumente. So würden Datenzentren in Guiyang sowie der inneren Mongolei, auf deren Computerservern die Daten der chinesischen Apple-Kunden liegen, physisch von chinesischen Staatsbediensteten bedient. Apple verwende in China außerdem eine andere Verschlüsselungstechnik und bewahre die digitalen Schlüssel zum Dekodieren in eben jenen Datenzentren auf, deren Inhalte durch sie eigentlich geschützt werden sollen. (...)
Wie die NYT weiter berichtet, unterstützt der US-Konzern proaktiv die Zensur seines App-Stores. Apple habe bürokratische Mechanismen entwickelt, um Apps in China zu zensieren oder zu blockieren und so die Regierung der Volksrepublik zu beschwichtigen. Es gebe eine Liste unerwünschter Themen — seien es das Tian’anmen-Massaker, Tibet, Taiwan oder der Dalai Lama — nach der Inhalte von Apple schon vor Veröffentlichung in China blockiert würden. Apps paramilitärischer Gruppen, denen die Inhaftierung und Misshandlung von Uiguren, einer muslimischen Minderheit, vorgeworfen wird, würden hingegen nicht blockiert. (...)

Businessinsider 21.5.2021

Das US Magazin Scheerpost kommentierte:

Apple hat 46 Prozent seiner Zulieferer in China. Walmart hat 80 Prozent seiner Zulieferer in China. Amazon hat 63 Prozent seiner Zulieferer in China.
Die größten US-Konzerne sind vollwertige Partner bei der Ausbeutung chinesischer Arbeitskräfte und der Vernachlässigung und Verarmung der amerikanischen Arbeiterklasse. US-Konzerne und chinesische Hersteller hielten Millionen von chinesischen Arbeitern in Fabriken zusammengepfercht auf dem Höhepunkt einer globalen Pandemie. Ihre Gesundheit war nicht von Belang. Die Gewinne von Apple haben sich im letzten Quartal auf 23,6 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Die Einnahmen stiegen um 54 Prozent auf 89,6 Milliarden Dollar, was bedeutet, dass Apple im Durchschnitt jeden Tag mehr als eine Milliarde Dollar umsetzte. Solange diese Konzerne nicht zur Verantwortung gezogen werden, was die Biden-Administration nicht tun wird, wird sich für die Arbeiter hier oder in China nichts ändern. Wirtschaftliche Gerechtigkeit ist global oder sie existiert nicht.

Scheerpost 31.5.2021