Ausweisung von 100.000 chinesischen Arbeitern aus Israel?
Am 19. September veröffentlichte ein chinesischer Bauarbeiter in Tel Aviv, Israel, ein Video, in dem er berichtete, dass mehrere Baustellen in der Stadt an diesem Tag von der Polizei blockiert worden seien, sodass die Arbeiter nicht auf die Baustellen gelangen konnten. Er gab außerdem bekannt, dass die israelische Regierung plane, bis Ende 2025 alle chinesischen Arbeiter auszuweisen.
Ein weiterer chinesischer Arbeiter in Israel bestätigte, dass das Land bereits die Genehmigungen für Arbeitskräfte und Baupersonal ausgesetzt habe.
Am 15. September erklärte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu öffentlich: „China und Katar planen, Israel unter einen Belagerungszustand zu setzen.“ Es bleibt unklar, ob das Gerücht über die Ausweisung aller chinesischen Arbeiter mit dieser Erklärung in Zusammenhang steht.
Berichten zufolge sind derzeit etwa 100.000 chinesische Staatsangehörige im israelischen Bausektor beschäftigt. Die meisten von ihnen hatten exorbitante Gebühren an Arbeitsvermittler gezahlt und könnten im Falle einer Ausweisung verheerende finanzielle Verluste erleiden.
Migrantische Arbeitskrafte aus Asien werden im Israel-Palästinakonflikt kaum wahrgenommen. Sie sind seit Jahren eine weitgend rechtlose Manövriermasse auf dem israelischen Arbeitsmarkt.
Bereits 2017 berichtete IMEMC News
Laut Haaretz & PNN-Berichten führen Israel und China seit mehreren Jahren Verhandlungen über ein Abkommen für chinesische Bürger, die in Israel arbeiten. Im Jahr 2015 scheiterten die Gespräche an der Forderung Chinas, dass chinesische Arbeiter in Israel nicht in den Siedlungen beschäftigt werden dürfen. Der offizielle Grund, den die Chinesen vorgebracht haben, war die Sorge um die persönliche Sicherheit der Arbeiter (...).
Israel: Luftangriff auf Unterkunft chinesischer Arbeiter in Tel Aviv führt zu genauer Untersuchung ihrer Situation; Berichte enthüllen Schuldknechtschaft, niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten
Am 24. Juni löste ein Raketenangriff auf ein Arbeiterwohnheim in Tel Aviv während der erneuten Feindseligkeiten zwischen Israel und dem Iran im Internet Besorgnis über die Lage chinesischer Wanderarbeiter in Israel aus. Obwohl bei diesem Vorfall keine chinesischen Arbeiter ums Leben kamen, machte er doch die prekären Bedingungen deutlich, unter denen sie in einem Konfliktgebiet leben. In den chinesischen sozialen Medien löste dies eine Welle der Aufmerksamkeit aus, die zum Teil durch unbestätigte Berichte über Opfer und Diskriminierung angeheizt wurde, beispielsweise durch Behauptungen, chinesischen Arbeitern sei der Zugang zu Luftschutzbunkern verwehrt worden. Dennoch fanden die Berichte bei einer Öffentlichkeit, die sich zunehmend um chinesische Staatsangehörige im Ausland sorgt, großen Anklang und veranlassten sowohl staatliche Medien als auch unabhängige Journalisten, die Arbeitsbedingungen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Business & Human Rights Resource Centre 2.6.2025
Chinas Internet wirft ein Licht auf die verborgenen Kämpfe der Bauarbeiter in Israel
Während sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hinzieht, ist eine normalerweise übersehene Gruppe von Arbeitskräften plötzlich in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt: chinesische Bauarbeiter in Israel. Trotz seines Images als Hightech-Nation ist Israel stark auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen – insbesondere im Bauwesen. Vor allem chinesische Arbeiter dominieren Fachberufe wie Fliesenlegen, Tischlerei, Schweißen und Elektrik, da China über einen großen Pool an erfahrenen, kostengünstigen und sehr disziplinierten Arbeitskräften verfügt.
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Viele chinesische Arbeiter sehen sich selbst in Israel mit Bedingungen konfrontiert, die weit hinter den Garantien des israelischen Arbeitsrechts zurückbleiben. Laut Gesetz haben Arbeiter Anspruch auf 125 % ihres Grundlohns für die ersten zwei Überstunden und 150 % für jede weitere Überstunde.(...)
Laut chinesischen Arbeitern ist dieser rechtliche Rahmen in der Praxis jedoch weitgehend irrelevant. Die meisten berichten, dass sie 11 bis 12 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche arbeiten, ohne Überstundenvergütung und ohne Erklärung. Einige sagen, dass sie in bar bezahlt werden, im Rahmen informeller oder doppelter Verträge, die darauf abzielen, das Arbeitsrecht zu umgehen.
Diese ausbeuterischen Bedingungen werden oft durch Einschüchterung, Passbeschlagnahmung und obligatorische Kautionen durchgesetzt, was es den Arbeitern fast unmöglich macht, sich zu wehren oder zu kündigen.