Boss auf der Flucht

[Bild oben: Eingesperrte und um den Lohn geprellte Angestellte]

Das heutige China macht in seinen modernen Megacities den Eindruck, als sei ein Land des globalen Südens in einer strahlenden Zukunft angekommen. Die futuristische Architektur, die glitzernden Innenstädte und das Fehlen einer offen sichtbaren Obdachlosigkeit verleitet dazu, den Verheißungen der Hochglanzbroschüren der Kommunistische Partei Chinas zu glauben: Die Abschaffung der Armut im Sozialismus chinesischer Prägung. Doch unter der glänzenden Oberfläche brodelt es. Die Zahl der Arbeitskämpfe befindet sich auf hohem Niveau. Die häufigsten Auslöser sind nicht ausgezahlte Löhne, aber auch unzureichende oder ausbleibende Abfindungen bei Betriebsverlagerung oder -schließung.

Am 16. März machte sich der Chef der Vergnügungsbetriebe Starry Sky KTV and Foot Bath [Karaoke und Massage] im Bezirk Yaohai, Hefei, Anhui, mit dem Geld aus dem Staub und sperrte die Angestellten, die ihren Lohn einforderten, im Laden ein.

Quelle 17.3.2925

Das China Labourbulletin hat die Arbeitskonflikte untersucht:

Eine Analyse der Arbeitsmarktdaten des CLB für 2024 zeigt eine anhaltende Missachtung der Arbeiterrechte durch Arbeitgeber, Unternehmen und Behörden, selbst wenn sich Chinas Wirtschaftslandschaft unter dem Druck veränderter Auslandsinvestitionen, der Binnennachfrage und sich entwickelnder Marktstrukturen in verschiedenen Sektoren verändert. Gleichzeitig haben die Arbeiterunruhen im verarbeitenden Gewerbe den höchsten Stand seit fast einem Jahrzehnt erreicht(...). Während Unternehmen Kostensenkungsmaßnahmen und Rentabilitätsstrategien priorisieren, stehen Löhne, Sozialversicherung, Entschädigungen und Lebensunterhaltszuschüsse nach wie vor ganz unten auf der Liste – wenn sie überhaupt angegangen werden. Diese wachsenden Spannungen unterstreichen die wachsende Kluft zwischen Unternehmensinteressen und den Grundrechten der Arbeiter und zeichnen ein düsteres Bild der Herausforderungen, vor denen Arbeiter im Jahr 2024 stehen.
Unter den Branchen verzeichnete die Bauindustrie weiterhin die meisten Proteste (733 Vorfälle; 48,6 Prozent). Während die Gesamtzahl der Fälle zurückging, stieg die Zahl im verarbeitenden Gewerbe (452 ​​Vorfälle; 30 Prozent) im Vergleich zu 2023. Es folgten der Dienstleistungssektor (148 Vorfälle; 9,81 Prozent), Transport und Logistik (64 Vorfälle; 4,24 Prozent), die Schwerindustrie (21 Vorfälle; 1,39 Prozent), das Bildungswesen (15 Vorfälle; 0,99 Prozent) und der Bergbau (12 Vorfälle; 0,80 Prozent).

Das CLB hat eine ausführliche, englischsprache Analyse geleistet, in der die Betrachtung der Branchen und der regionalen Unterschiede mit Zahlen untermauert werden. Bericht und Analyse sind lesenswert und mit Links zu zahlreichen Quellen ausgestattet.

CLB 29.1.2025