Chinas Schulen mit Gefängnischarakter

[Das Bild oben entstand bei einem FAW Chinabesuch]

Trotz Maßnahmen gegen den übertriebenen Leistungsdruck an den Oberschulen ist das System von Drill und Kasernierung geprägt.
(...) Das Land verfügt nur über eine begrenzte Anzahl von Studienplätzen, und es ist äußerst schwierig, einen Platz an einer renommierten Universität zu bekommen. Und der Erwerb eines Hochschulabschlusses steht in engem Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen und sozialen Status des künftigen Lebens der einfachen Leute.
(...) Der übertriebene Leistungsdruck in der Bildung ist nicht nur ein Problem der Bildung, sondern zeigt, dass viele soziale Missstände das Schulleben beeinträchtigen. Um diese Missstände zu beheben, bedarf es der Zusammenarbeit vieler staatlicher Stellen und eines hohen Kapitaleinsatzes.
Auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass dies beabsichtigt ist, so ist der Schulunterricht im Gefängnisstil zumindest in einigen Aspekten für Chinas totalitäre Herrschaft förderlich.
(...) Der zweite für die KPCh günstige Faktor ist die Heranbildung einer neuen Generation von Arbeiter*innen, die lange Arbeitszeiten ertragen können. Die täglichen Schulstunden meiner Generation waren in der Tat ähnlich lang wie die Arbeitszeiten unserer Eltern damals. Heutzutage ist das 996er-System, Arbeit von 9 bis 9 (21 Uhr) an 6 Tagen pro Woche, zur gängigen Praxis geworden. Für junge Menschen, die an lange Studienzeiten gewöhnt sind, ist es leichter, sich an diesen Arbeitsrhythmus anzupassen.
Schließlich fehlt den jungen Menschen auf dem geschlossenen Campus auch der Kontakt zu anderen Gruppen der Gesellschaft, was zu einem Mangel an Empathie und sozialer Solidarität führen kann. Ich habe festgestellt, dass viele junge Menschen, obwohl sie nach Beginn des Studiums mehr Freiheiten haben, sehr gleichgültig gegenüber dem Unglück in der Welt sind.

Der vollständige Gastbeitrag von Xu Kuang im taz-Blog.

Vor ein paar Jahren hat ein siebzehnjähriger Schüler in Nordchina sich beim Forum Arbeitswelten gemeldet. Ein paar Auszuge aus dem Chat:

Das ist unsere Schule
Sie wirkt wirklich wie ein Gefängnis
Unser Lehrer schaut auch auf mich, während ich heimlich mein Telefon in der Klasse benutze, das ist nicht erlaubt.
Ich weiß kaum noch, was außerhalb der Schule passiert. Wir werden gezwungen, in der Schule zu leben und wir haben keine Ferien und sie durchsuchen unser Telefon oder alle Kommunikationsmittel, es ist wirklich schwierig, sogar deine Nachricht zu lesen 😦
Wir beginnen unsere erste Stunde um 6:20 Uhr und es endet um 22:40. Wir haben kein Wochenende und keine Ferien. Das haben die meisten armen Gymnasien in Hebei so gemacht. Ich könnte ein paar Bilder von unserem Schülerwohnheim machen, wenn ich die Chance bekomme: 40 Leute in einem Raum.