Erinnerung an den Arbeiteraktivisten Li Wangyang
Heute ist der 13. Jahrestag der Ermordung von Li Wangyang, einem Arbeiterführer, Demokratiekämpfer und Menschenrechtsverteidiger
Heute [6.6.2025] ist der 13. Jahrestag des „Selbstmordes“ von Li Wangyang, einem Arbeiter aus der Provinz Hunan, der zweimal 22 Jahre lang inhaftiert, gefoltert und verkrüppelt wurde und der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis immer noch darauf bestand, sich für den 4. Juni [Gedenktag des Tiananmen Massakers] und die Demokratie einzusetzen. Er sagte: „Ich bereue nichts, selbst wenn man mir den Kopf abschlägt“.
Li Wangyang, geboren 1950, war Arbeiter in einer Keramik-, Glas- und Zementfabrik in der Stadt Shaoyang in der Provinz Hunan. In den 1980er Jahren gründete er die Zeitung Zijiang Minbao und organisierte die Shaoyang City Workers' Mutual Aid Association [Arbeiterselbsthilfe Verband], die sich für die Autonomie der Arbeiter einsetzte.
Um den 4. Juni 1989 herum gründete er die Shaoyang City Workers' Autonomous Federation [Autonome Arbeiter Föderation], organisierte Gedenkveranstaltungen, plakatierte großformatig und bekundete seine Solidarität mit der Pekinger Studentenbewegung. Er wurde am 9. Juni verhaftet und wegen „konterrevolutionärer Propaganda und Aufwiegelung“ zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.
Nachdem er lange Zeit im Gefängnis gefoltert und in mehrere Gefängnisse und Arbeitslager verlegt worden war, verschlechterte sich Lis Gesundheitszustand ernsthaft, und er wurde im Jahr 2000 vorzeitig entlassen, nachdem seine Strafe umgewandelt worden war. 2001 wurde er wegen „Anstiftung zum Umsturz der Staatsmacht“ zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er Interviews von außerhalb Chinas angenommen und finanzielle Unterstützung für seinen Lebensunterhalt erhalten hatte.
Während seiner erneuten Inhaftierung war Li Wangyang fast blind, taub, ihm wurden die Zähne ausgeschlagen und er war fast gelähmt. Seine Schwester, Li Wangling, wurde ebenfalls zu drei Jahren Umerziehung durch Arbeit verurteilt, weil sie den Medien Interviews gegeben hatte.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 2011 wurde er zur Behandlung in ein Krankenhaus eingewiesen. Im Mai 2012 gab er den Hong Kong Cable News ein Interview, in dem er entschlossen erklärte: „Um der Demokratie in China willen werde ich nicht umkehren, selbst wenn man mir den Kopf abschlägt.“
Am 6. Juni wurde Li Wangyang am Fenster seines Krankenhauszimmers „hängend“ aufgefunden, mit den Füßen auf dem Boden und den Händen auf dem Fenstersims, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) erklärte den Fall eilig zu einem „Selbstmord“ und ließ die Leiche schnell verbrennen, ohne dass die Familie darüber informiert wurde.
Am 10. Juni gingen 10.000 Menschen in Hongkong auf die Straße und forderten die Wahrheit. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) kündigte eine kriminaltechnische Untersuchung an, aber im Juli 2012 behauptete Zhou Qiang, Sekretär des Parteikomitees der Provinz Hunan, dass „die Beweise schlüssig sind und es sich um Selbstmord handelt“.
Seitdem stehen seine Schwester Li Wangling und ihr Schwager Zhao Baozhu unter intensiver Überwachung und haben seit Monaten keinen Kontakt mehr. Während der Ermittlungen und des Interviews der Hongkonger Medien wurde auch der Reporter 44 Stunden lang festgehalten.
Herr LI Wangyang hat sein Leben der Demokratie und der Freiheit gewidmet, und das dürfen wir nicht vergessen.