Protestwelle erfaßt weitere Teile der chinesischen Gesellschaft
Die heftige Welle an Protesten bis hin zu Aufständen haben ihre Ursache zu einem Teil in den rigorosen ZeroCovid Maßnahmen der Regierung, doch es haben sich weitere Gründe zu dieser explosiven Situation addiert.
Die Foxconn Arbeiter:innen waren nicht allein erbost über den strengen Lockdown, sondern auch die Arbeitsbedingungen selbst führten zu weiterer Wut.
China Labour Bulletin ist zu dem Schluss gekommen, dass die gewalttätigen Proteste zwei Auslöser hatten. Erstens erfuhren die COVID-freien neuen Arbeiter, dass sie mit COVID-positiven Arbeitern zusammenleben und arbeiten mussten. Zweitens waren die Verträge, die die neuen Arbeitnehmer erhielten, anders als die, die ihnen bei der Einstellung versprochen worden waren.
Einem Bericht eines chinesischen Medienunternehmens zufolge versprach Foxconn, dass die neuen Arbeiter bei regelmäßiger Anwesenheit einen Bonus von 3.000 RMB (420 USD) nach 30 Tagen Arbeit und eine weitere Runde nach 60 Tagen erhalten würden. Nach ihrem Einzug in den Campus wurde ihnen mitgeteilt, dass sie die Prämie erst nach drei Monaten Arbeit erhalten würden. Die Neuankömmlinge fühlten sich betrogen und begannen zu protestieren. (...)
Wow 👍 https://t.co/0pGQ0therq
— Lower Class Magazine (@LowerClassMag) November 26, 2022
Eine Brandkatastophe in einem Hochhaus in Urumqi am 25.11. war ein weiterer Auslöser. Es wurde berichtet, die Bewohner konnten nicht fliehen, weil das Haus von außen versperrt worden sei. In weiteren Berichten hieß es, die Rettungsarbeiten wären erst zwei bis drei Stunden nach Beginn der Feuers aufgenommen worden. Offiziell wird von 10 Toten gesprochen, in den Sozialen Medien berichtet man von bis zu 44 Opfern.
Noch in der Nacht brachen Unruhen in der mehrheitlich von Uiguren bewohnten Stadt aus.
Big crowd in Urumqi chanting 解封,解封!(end the lockdown) pic.twitter.com/jxCwDNm9cz
— Eli Friedman (@EliDFriedman) November 26, 2022
Die Proteste entzündeten sich daraufhin auch an zahlreichen Universitäten, in Hongkong, Peking, Nanjing und weiteren Orten. Die dort zu hörenden Parolen und Forderungen bezogen sich auf die Brandkatastrophe in Urumqi aber auch auf die Coronabestimmungen an der jeweiligen Universität. Teilweise versuchten die Rektoren die Studierenden zu bewegen, Ruhe zu bewaren, es tauchten aber auch Polizeieinheiten auf einem Campus auf.
Es ist zu früh, diese Proteste zu bewerten. Es gibt einige Eindrücke von den Protesten, die nur Momentaufnahmen darstellen, ohne damit automatisch die Stimmung auf der Straße insgesamt wiederzugeben.
Bei mehreren Protesten sah man Menschen die Nationalflagge schwenken. In einigen Fällen sang man auch die Nationalhymne. An mehreren Unis sangen die Studenten die Internationale. Es heißt, die Proteste in der Urumqi Street in Shanghai seien die radikalsten.
Shanghai citizens have now gathered en masse on Urumqi Rd. chanting “Down with the CCP! Down with Xi Jinping.”
— promiseli@kolektiva.social (@promiseli0) November 26, 2022
An account named @shcrad.io on IG is still streaming on the ground as I’m tweeting this. https://t.co/FGM3cLfAvK
Dort forderte man in Sprechchören den Rücktritt von Xi Jinping. Es sind auch Polizeieinheiten anwesend, die sich bisher beobachtend zeigen. Auf die Frage an die Demonstranten, wer denn den Protest organisiert hätte, erhielten sie die Antwort, "das Chinesische Volk".
Eine erste Einschätzung von Eli Friedman bei Democracy Now.