Verbot der Tiananmen-Massaker Gedenkveranstaltung in Hongkong

In einem offenen Brief zum Jahrestag am Donnerstag forderten die  Mütter von Tiananmen die chinesische Führung auf, ihr Schweigen zu  brechen, die Archive zu öffnen und die Ereignisse zu erklären, die zum  Tod ihrer Angehörigen geführt hätten, wie der US-Sender Radio Free Asia  berichtete.
Bei dem Einsatz der Volksbefreiungsarmee gegen  friedliche Demonstranten um den Platz des Himmlischen Friedens  (Tiananmen) in Peking waren damals einige Hundert Menschen ums Leben  gekommen. Die genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. Tausende wurden  verletzt und inhaftiert. Auch 31 Jahre später ist das Thema in China ein  Tabu.
Beobachter erinnerten angesichts der Drohung von  US-Präsident Donald Trump, das Militär bei den Protesten in den USA  einsetzen zu können, an die fatalen Folgen des damaligen  Militäreinsatzes in China.
Während in China ein öffentliches  Gedenken an die Opfer schon immer untersagt war, verbot die Polizei in  Hongkong erstmals seit drei Jahrzehnten die jährliche Kerzenandacht in  der chinesischen Sonderverwaltungsregion.
Als Grund wurden das  Verbot von Versammlungen von mehr als acht Personen wegen der  Corona-Pandemie genannt. Prodemokratische Aktivisten planten am  Jahrestag dennoch verschiedene Aktionen über Hongkong verteilt.

Radio Central (Schweiz) 4.6.2020

Mütter von Opfern fordern Gerechtigkeit

Mitglieder des losen Verbundes der "Tiananmen-Mütter" besuchten am  Donnerstag gemeinsam Gräber auf dem Pekinger Wan'an-Friedhof. Zhang  Xianling, deren 19-jähriger Sohn damals ums Leben gekommen war, sagte  Radio Free Asia, die chinesische Führung schulde ihnen Antworten:  "Welche Individuen, welche Abteilungen der Regierung waren  verantwortlich? Was waren die Umstände? Auf welcher Grundlage wurde die  Entscheidung getroffen, solch mörderische Gewalttaten zu begehen?"  Welche Gesetze hätten ihre Kinder gebrochen, um niedergeschossen oder zu  Tode geschlagen zu werden, fragte sie.

Wiener Zeitung 4.6.2020

Wikipedia zu den Tian’anmen-Müttern:

Die Gruppe, die aus Eltern, Freunden und Verwandten der Opfer des  Massakers besteht, bildete sich im September 1989, als Ding mit ihrem  Ehemann Jiang Peikun eine andere Mutter, Zhang Xianling, traf, deren  neunzehnjähriger Sohn auch am 4. Juni 1989 getötet wurde. Neben dem Protest verbreitet die Gruppe auch Informationen über die Ereignisse in der Öffentlichkeit, auch über das Internet. Gegenwärtig besteht die Gruppe aus Verwandten von 125 während der Proteste getöteten Personen. Für ihre Arbeit ist Ding auch „Anwältin der Toten“ genannt worden.
Die Gruppe fordert von der chinesischen Regierung eine Änderung der  offiziellen Position zu den Geschehnissen und versucht, die chinesische  Öffentlichkeit mit unabhängigen Informationen zum „Massaker des 4. Juni“  zu versorgen. Zu den Anfangsforderungen gehörte noch die Beendigung der  Verfolgung und das Recht der Angehörigen, öffentlich um ihre Opfer  trauern zu dürfen. Seit 1995 forderte die Gruppe nicht mehr nur eine  öffentliche Untersuchung, sondern zusätzlich die Entschädigung der  Hinterbliebenen und die Bestrafung der Verantwortlichen. Seit 1999 liegt  der Schwerpunkt der Forderungen auf einem Dialog mit der Regierung, der  jedoch von dieser bisher abgelehnt wurde.

wikipedia

Festnahmen im Stadtteil Kowloon am 4.6.

Tausende setzen sich am Jahrestag des Tiananmen-Massakers über Versammlungsverbot hinweg

In Hongkong haben zehntausende Menschen mit Kerzen an  die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger  Tiananmen-Platz vor 31 Jahren erinnert.
In der ganzen Stadt zündeten sie zum Einbruch der Dunkelheit Lichter  an, unter anderem im Victoria-Park, dem Ort der traditionellen  Mahnwache. Diese war erstmals von den Behörden untersagt worden. Sie  begründeten das Verbot mit den Corona-Risiken. Dennoch kamen tausende  Menschen trotz der Absperrungen zum Victoria-Park, unter ihnen auch  prominente Aktivisten der Demokratiebewegung.

DLF Nachrichten 4.6.2020

Bericht vom letzten Jahr zu dem Protest.