November 16, 2024

100.000 Radfahrer auf Raddemo?

Wie politisch war das Happening?

100.000 Radfahrer auf Raddemo?

"In China hat ein Teigtaschen-Ausflug von vier Studentinnen einen Massentrend ausgelöst"

schrieb der Stern am 11. November 2024.

Mit der Formulierung "Nacht-Radler ärgern Chinas Behörden" wird eine politische Komponente angedeutet.

Zum Hintergrund

In China herrscht ein angespanntes soziales Klima, das sich in einer Vielzahl an Protesten entlädt. Unversitäten und andere Bildungseinrichtungen sind oft Schauplatz dieser Proteste.

Universitäten sind von Zäunen und Toren mit Wachleuten umgeben. Außerhalb der Uni befinden sich kleine Restaurants und mobile Essensstände, die eine bessere Auswahl als die Läden auf dem Campusgelände bieten und weitaus günstiger sind. Nachts sind die Unis meist für Studierende abgesperrt. Wenn die Tore bereits am frühen Abend geschlossen werden, führt es häufig zu Protesten, auch von den Kleingewerbetreibenden.

Der Infokanal Yesterday twitterte:
Anyang, Henan:

Mauer des Anyang College eingerissen, viele Schulen in der Provinz geschlossen (9. November)

Am Samstagabend rissen Verkäufer in Anyang, Henan, die Hintertür und die Mauer des Anyang College ein, um gegen die Schließung der Schule zu protestieren, die sie daran hinderte, Lebensmittel an Studenten zu verkaufen.
"Hau ruck!", gemeinsam gegen die Absperrungen.

In dem Zusammenhang wird von der Fahrradaktion berichtet:

Nach einer Fahrradaktion mit 100.000 Teilnehmern, die am Freitagabend von Studierenden in Henan gestartet wurde, hat die Regierung von Henan zahlreiche Unis in der Provinz dicht gemacht und den Studierenden verboten, auf die Straße zu gehen, und einige wurden von Schulleitern befragt und aufgefordert, Selbstkritik zu üben.

Quelle

Der Stern ging auf die rein organisatorischen Probleme durch die Massen an Radelnden ein:

Im Netz kursieren Videos von sechsspurigen Straßen, auf denen es für Autos wegen der Massen an Radfahrern kein Durchkommen mehr gab. Weitere Fotos zeigen Straßen und Gehwege, die von geparkten Leihfahrrädern gesäumt und dadurch völlig versperrt waren.  (...) Auch Restaurants waren von den Massen an hungrigen Studierenden und Fahrrädern zusehends überfordert.

Stern

In der Internetcommunity diskutierte man über die politische Dimension des Happenings. Man wies darauf hin, daß westliche Kommentatoren die Aktion überinterpretierten und ihr Wunschdenken einfließen ließen. Unter den Radlern schwenkten einige die Chinesische Nationalfahne und es wurden vereinzelt nationalistische Parolen gerufen.

  1. Posting: "Politische Parteien in allen Ländern haben Angst vor Studenten, die Unruhe stiften, weil sie intelligent, körperlich stark und von ihren Familien unterstützt werden. Seit dem Tag, an dem die Nachrichten über die Fahrradaktion herauskamen, wusste ich, dass es verboten werden würde, weil es definitiv Leute geben würde, die Unruhe stiften und politische Propaganda betreiben. Mit Studenten, die in Gruppen marschieren, ist nicht zu spaßen, ein einziger Funke kann einen Flächenbrand auslösen."
  1. Posting: "Obwohl die meisten Schüler keine politischen Motive hatten und es einfach nur romantisch fanden und mitmachten (natürlich gab es auch einige, die Flagge zeigten), kann man nicht behaupten, dass niemand von der politischen Atmosphäre berührt war."