Angespannte Atmosphäre an den Unis unter den Coronamaßnahmen
Kurzmeldung aus Peking
Situation an der Universität Peking (Peking University PKU)
Eine ehemalige Studentin twitterte:
Wenn es eine Hochschule gibt, die politisch sensibel ist, dann wahrscheinlich diese. Jeder weiß, dass viele politische Bewegungen der Vergangenheit hier ihren Ursprung hatten.
Der Funktionär sagt: Geht zurück in euren Schlafsaal. Heute werde ich kommen und jede Frage für jeden Schlafsaal beantworten, bis jeder Schlafsaal eine zufriedenstellende Antwort hat.
Situation in Peking Univ. (my college)
— Liqian Ren (@liqian_ren) May 16, 2022
If there is one college that's politically sensitive, probably this one. Everyone knows where many past political movements start. /1 https://t.co/DL0mZjIwAf
Ein Student rief: "Reißt zuerst die Wand ein."
Daraufhin gingen einige Studenten hoch und rissen die Mauer ein.
Es bleibt abzuwarten, wie es in den nächsten Tagen weitergeht. Es gab einige Vorkommnisse in anderen Unis, bevor sie der Zensur zum Opfer gefallen sind.
Viele dieser Ereignisse sind hochgradig aufgeladen und brenzlig, sehr abhängig davon, wie gut die Universitätsverwaltung damit umgeht.
Wechat-Gruppenchats deuten darauf hin, dass eine Einigung darüber erzielt wurde, wie die Covid-Regeln für die Studenten funktionieren werden, und dass der Student, der die Wand eingerissen hat, nicht bestraft wird.
Im Vergleich zu vielen ähnlichen Ereignissen an der PKU ist es kein großes Ereignis, aber die sozialen Medien haben es aufgewertet.
(Siehe obige Twittermeldung)
Verschiedene Medien haben die Vorfälle aufgegriffen: Pekinger Studenten protestieren wütend gegen Mauer, die sie in Wohnheimen einschließt (South China Morning Post) oder "Heute haben wir erlebt, wie die Tradition des Kampfes der Studenten der Universität Peking aus der Asche auferstanden ist" (Hong Kong Free Press)
Update vom 26.5.2022:
Hunderte beteiligen sich an Studentenprotesten an zwei Pekinger Universitäten wegen COVID-19-Maßnahmen
Eine Universität gibt Berichten zufolge den Forderungen der Studenten nach, vor einem politisch heiklen Termin von zu Hause aus zu studieren.
Hunderte von Studenten haben sich diese Woche an zwei Pekinger Universitäten versammelt, um gegen die COVID-19-Beschränkungen zu protestieren, wie Videoaufnahmen zeigen, die in den sozialen Medien veröffentlicht wurden.
(...) Die Proteste wurden ausgelöst, als die Bezirksbeamten im Pekinger Bezirk Haidian eine örtliche Abriegelung ankündigten und der Unterricht an den beiden Universitäten ab Montag ausgesetzt wurde.
Die Studenten der CUPL versammelten sich zu Hunderten vor dem Hauptgebäude, zündeten ihre Handy-Taschenlampen an und forderten die Möglichkeit, nach Hause zu gehen, sowie klare Informationen über den Zeitpunkt der Abschlussprüfungen und mehr Transparenz seitens der Schulverwaltung.
Der Kundgebung folgte am Dienstag eine ähnliche Versammlung in Beishida, bei der einige Demonstranten historische Slogans riefen, die mit dem ersten Bauernaufstand in China im Jahr 209 v. Chr. in Verbindung stehen.(...)
"Ich weiß nicht, wann in Peking wieder Normalität einkehren wird; man schätzt, nicht vor Juni", sagte Zhang. (...) "Ein weiterer Grund ist, dass wir in die heikelste Zeit für Pekinger Hochschulen und Universitäten eintreten, nämlich den Jahrestag des 4. Juni 1989"[Tiananmen-Massaker] , sagte er.
Guo sagte, dass die Behörden in der Regel die Überwachung und Kontrolle der Aktivitäten von Studenten im Vorfeld des Jahrestages verstärken. (...) Der diesjährige Jahrestag ist umso heikler, als er in die Zeit vor dem 20. Parteikongress fällt, auf dem KPCh-Chef Xi Jinping hofft, für eine noch nie dagewesene dritte Amtszeit gewählt zu werden. (...)
Der Bewohner des Bezirks Chaoyang, Ye Jinghuan, sagte, dass das Gebiet in den letzten 20 Tagen strengen Beschränkungen unterworfen war. Alle Bewohner mussten von zu Hause aus arbeiten, Schulen, Restaurants und öffentliche Verkehrsmittel wurden geschlossen. "Das Unglaublichste an der ganzen Sache ist, dass viele Gemeinden völlig negativ sind, aber immer noch abgeriegelt sind"(...).
"Wenn man die Gemeinde Shibalidian verlassen will, braucht man einen Ausweis, ein PCR-Test-Zertifikat und so weiter", sagte Ye. "Seit [Sonntag] haben fünf Pekinger Bezirke die Bewohner aufgefordert, von zu Hause aus zu arbeiten und die öffentlichen Verkehrsmittel zu schließen."