Arbeitsbedingungen in Spielzeugfabriken
Aktuelle Untersuchung von Labourwatch, CRI und Partnern der „European Fair Toys Coalition“

Verdeckte Ermittler*innen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch haben als Fließband-Arbeiter*innen in chinesischen Spielzeugfabriken gravierende Arbeitsrechtsverletzungen festgestellt. Bei den untersuchten Firmen handelt es sich um fünf Unternehmen, die allesamt für internationale Konzerne wie Disney, Mattel, Lego und Hasbro fertigen. Offiziell besitzen sie die Zertifikate des sogenannten Ethical Toy Program (IETP), die vom Weltspielwarenverband (ICTI) vergeben werden.
In ihrem Bericht Eiskönigin im Sweatshop – Toys Report 2019 kommt die Initiative zu dem Ergebnis, dass sich an den Arbeitsbedingungen "erschreckenderweise wenig geändert" habe. Im Jahr 2001 habe die China Labor Watch ihren ersten Untersuchungsbericht dazu veröffentlicht und dennoch "stechen auch in diesem Jahr dieselben Probleme hervor".
Update vom 28.1.2020
Die Süddeutsche berichtet:
Fair Toys: Neuer Anlauf
Eine Initiative von Unternehmern und Menschenrechtsorganisationen will die Arbeitsbedingungen bei den Herstellern verbessern.
Beim Spielzeugkauf sollen sich Verbraucher künftig an einem neuen Nachhaltigkeitsstandard orientieren können, der nach dem Vorbild der Fair Wear Foundation aus der Textilwirtschaft entsteht. Dabei sind sowohl Unternehmen als auch Gewerkschaften und Zivilgesellschaft stimmberechtigt beteiligt und Hauptziel ist eine kontinuierliche Verbesserung der sozialen und ökologischen Zustände in den Produktionsbetrieben. (...) In keiner der fünf untersuchten Fabriken erhielten die Arbeiter einen existenzsichernenden Mindestlohn. Die Missstände halten sich, obwohl einige Zulieferer in China aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen inzwischen Probleme haben, Arbeitskräfte zu finden.
Regeln gibt es schon - sie werden aber nicht befolgt
Erstaunlich ist vor allem, dass es diese Missstände in der Spielzeugfertigung noch immer gibt, obwohl einzelne Auftraggeber bereits seit Ende der 90er-Jahre ihren Lieferanten verbindliche Vorgaben für die Produktion machen, etwa die Einhaltung von ILO-Kernarbeitsnormen wie das Verbot von Kinderarbeit. Seit dem Jahr 2004 gibt es mit dem sogenannten ICTI-Care-Prozess auch einen Branchenansatz, der fürs Einhalten grundlegender Arbeitsstandards in den Fabriken sorgen soll. Aber den hätten zuletzt immer weniger Unternehmen genutzt, sagt Uwe Kleinert von der Werkstatt Ökonomie, der Jahre an einer Umfrage in der Branche gearbeitet hat. Es gelinge dem Programm nicht, die Markenfirmen einzubinden, sagt Kleinert. Sein Fazit: "Die Hersteller wälzen die Verantwortung auf die Zulieferer ab."
Da ist die Spielzeugindustrie allerdings keine Ausnahme. Dies gilt für fast alle Unternehmen, die an Billiglohnstandorten fertigen lassen. Ein breites Bündnis aus der Zivilgesellschaft fordert deswegen seit Langem ein Lieferkettengesetz mit verbindlichen Vorgaben für die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten. Im Entwicklungshilfeministerium und im Arbeitsministerium in Berlin wird nun immerhin darüber nachgedacht.