November 24, 2019

Arbeitsbedingungen in Spielzeugfabriken

Aktuelle Untersuchung von Labourwatch, CRI und Partnern der „European Fair Toys Coalition“

Arbeitsbedingungen in Spielzeugfabriken

Verdeckte Ermittler*innen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor  Watch haben als Fließband-Arbeiter*innen in chinesischen  Spielzeugfabriken gravierende Arbeitsrechtsverletzungen festgestellt. Bei den untersuchten Firmen handelt es sich um fünf Unternehmen, die  allesamt für internationale Konzerne wie Disney, Mattel, Lego und Hasbro  fertigen. Offiziell besitzen sie die Zertifikate des sogenannten  Ethical Toy Program (IETP), die vom Weltspielwarenverband (ICTI)  vergeben werden.

In ihrem Bericht Eiskönigin im Sweatshop – Toys Report 2019 kommt die Initiative zu dem Ergebnis, dass sich an den  Arbeitsbedingungen "erschreckenderweise wenig geändert" habe. Im Jahr  2001 habe die China Labor Watch ihren ersten Untersuchungsbericht dazu  veröffentlicht und dennoch "stechen auch in diesem Jahr dieselben  Probleme hervor".

Update vom 28.1.2020

Die Süddeutsche berichtet:

Fair Toys: Neuer Anlauf

Eine Initiative von Unternehmern und Menschenrechtsorganisationen will die Arbeitsbedingungen bei den Herstellern  verbessern.

Beim Spielzeugkauf sollen sich Verbraucher künftig an einem neuen  Nachhaltigkeitsstandard orientieren können, der nach dem Vorbild der  Fair Wear Foundation aus der Textilwirtschaft entsteht. Dabei sind  sowohl Unternehmen als auch Gewerkschaften und Zivilgesellschaft  stimmberechtigt beteiligt und Hauptziel ist eine kontinuierliche  Verbesserung der sozialen und ökologischen Zustände in den  Produktionsbetrieben. (...) In keiner der fünf untersuchten Fabriken erhielten die  Arbeiter einen existenzsichernenden Mindestlohn. Die Missstände halten  sich, obwohl einige Zulieferer in China aufgrund der schlechten  Arbeitsbedingungen inzwischen Probleme haben, Arbeitskräfte zu finden.

Regeln gibt es schon - sie werden aber nicht befolgt

Erstaunlich  ist vor allem, dass es diese Missstände in der Spielzeugfertigung noch  immer gibt, obwohl einzelne Auftraggeber bereits seit Ende der  90er-Jahre ihren Lieferanten verbindliche Vorgaben für die Produktion  machen, etwa die Einhaltung von ILO-Kernarbeitsnormen wie das Verbot von  Kinderarbeit. Seit dem Jahr 2004 gibt es mit dem sogenannten  ICTI-Care-Prozess auch einen Branchenansatz, der fürs Einhalten  grundlegender Arbeitsstandards in den Fabriken sorgen soll. Aber den  hätten zuletzt immer weniger Unternehmen genutzt, sagt Uwe Kleinert von  der Werkstatt Ökonomie, der Jahre an einer Umfrage in der Branche  gearbeitet hat. Es gelinge dem Programm nicht, die Markenfirmen  einzubinden, sagt Kleinert. Sein Fazit: "Die Hersteller wälzen die  Verantwortung auf die Zulieferer ab."

Da ist die  Spielzeugindustrie allerdings keine Ausnahme. Dies gilt für fast alle  Unternehmen, die an Billiglohnstandorten fertigen lassen. Ein breites  Bündnis aus der Zivilgesellschaft fordert deswegen seit Langem ein  Lieferkettengesetz mit verbindlichen Vorgaben für die Einhaltung von  Menschen- und Arbeitsrechten. Im Entwicklungshilfeministerium und im  Arbeitsministerium in Berlin wird nun immerhin darüber nachgedacht.