Chinesische Staats-Reederei kauft sich in Hamburger Hafen ein
Hafenarbeiter fürchten um Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatze
Die MoPo berichtet:
Die Cosco-Reederei darf beim Hamburger Containerterminal Tollerort einsteigen – das gilt einem Medienbericht zufolge als sicher. Damit bekäme die chinesische Regierung Zugang zu kritischer Infrastruktur mit enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Die HHLA-Chefin und Hamburgs Erster Bürgermeister finden die Pläne gut.
„Was unternehmerisch sinnvoll ist, muss auch praktisch möglich sein“, hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Juli zu der geplanten Cosco-Beteiligung am Hamburger Hafen gesagt. Nun ist die Sache offenbar in trockenen Tüchern, wie die „Welt“ berichtet. (...)
Cosco hat schon länger ein Auge auf das Containerterminal Tollerort geworfen. Nach Informationen der „Welt“ will das Staats-Unternehmen nun 35 Prozent Anteil am Umschlagplatz kaufen. (...)
Die Entwicklung im Hafen beunruhigt die Beschäftigten. Noch gebe es im Hamburger Hafen Jobs, mit denen man eine Familie ernähren könne, sagt Norbert Paulsen, Betriebsratsvorsitzender bei der HHLA, zur MOPO. Der Tarifvertrag sorge für Sicherheit. Wenn die chinesische Cosco erstmal beteiligt würde, könne sich das schnell ändern.
Ähnlich sind Bedenken gegenüber der geplanten Fusion der HHLA mit dem Bremerhavener Terminalbetreiber Eurogate, die nach MOPO-Informationen kurz vor dem Abschluss steht. „Die Fusionsgespräche gehen zu Lasten der Arbeitnehmer“, meint Felix Pospiech, Betriebsrat des Gesamthafenbetriebs (GHB). „Ich habe es noch nie erlebt, dass bei einer Fusion alle Arbeitsplätze erhalten geblieben sind.“
Das Forum Arbeitswelten hat sich bereits vor Jahren mit dieser Thematik beschäftigt.
Unter den Hafenbeschäftigten in Hamburg und Bremerhaven herrscht schon seit geraumer Zeit Unruhe mit Protesten und Arbeitsniederlegungen.
Streik bei HHLA-Tochter: Hafenarbeiter fordern gleichen Lohn für alle
(...) Natale Fontana, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Verdi Hamburg, kritisiert: „Die HHLA muss verstehen, dass die Stimmung in den Betrieben am Kochen ist. Auf der einen Seite werden massive Investitionen in neue Anlagen und Automatisierungsinstrumente gesteckt. Auf der anderen Seite wird selbst im Konzern zu unterschiedlichen Bedingungen gearbeitet. Gleichzeitig wird ein erheblicher Arbeitsplatzabbau angekündigt. Die Beschäftigten sind nicht länger bereit, den Preis dafür zu zahlen, sei es durch niedrigere Tarife oder gar Arbeitsplatzverlust.“ (...)
Haben Streikende die Terminals sabotiert?
Herausgerissene Kabel an Maschinen, lahmgelegte Rechner, blockierte Containerbrücken: Ein Medienbericht erhebt schwere Vorwürfe gegen die streikenden Hafenarbeiter der HHLA. Sie sollen die Container-Terminals sabotiert haben.
Festmacher im Hamburger Hafen wollen streiken
Hamburg. Wieder Zoff im größten deutschen Hafen. Diesmal legt eine Berufsgruppe die Arbeit nieder, ohne die kein Schiff an- oder ablegen kann. (...) Hintergrund ist der schwelende Tarifkonflikt um eine bessere Bezahlung.
Zu aktuellen wachsenden Arbeitsverdichtung kommt die Angst vor der chinesischen Übernahme, von der man massive negative Folgen erwartet:
Schon jetzt laste ein starker Druck auf den Arbeitnehmern. „Die Arbeitsverdichtung hat immer weiter zugenommen, so dass jetzt zwei bis drei Leute das machen, was früher vier bis fünf gemacht haben.“ Noch gebe es im Hamburger Hafen Jobs, mit denen man eine Familie ernähren könne. Der Tarifvertrag sorgt für Sicherheit. Wenn die chinesische Cosco erstmal beteiligt würde, könne sich das schnell ändern, sorgt sich Paulsen.
Wie sehr, zeigt das Beispiel des Hafens von Piräus in Griechenland, den Cosco 2016 mehrheitlich übernahm. Dort wurden sofort die Gehälter und Sozialleistungen gekürzt, die Gewerkschaften ausgeschlossen, die Mitbestimmung abgeschafft. Kaum einer im Hafen glaubt, dass Cosco sich in Hamburg mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden geben wird. Doris Heinemann-Brooks, stellvertretende Landesbezirksvorsitzende bei Verdi, die den Hafen von Piräus häufig besucht hat, sagt: „Meinen persönlichen Beobachtungen nach wird Cosco sich mit einer kleinen Beteiligung nicht zufrieden geben. Die Chinesen bringen, wie in Griechenland, ihre eigenen Leute mit und werden versuchen, Einfluss auf die Arbeitsorganisation in Hamburg zu nehmen.“
Update vom 21.9.2021:
Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und der chinesische Terminalbetreiber Cosco haben sich nach monatelangen Verhandlungen über eine Beteiligung am Hamburger Containerterminal Tollerort (CTT) geeinigt. Die Cosco Shipping Ports Limited (CSPL) erhalte eine 35-prozentige Minderheitsbeteiligung, teilte die HHLA am Dienstag, 21. September, in Hamburg mit. Im Gegenzug konzentriere Cosco seine Ladungsströme in der Hansestadt, der Containerterminal CTT werde zu einem „Prefered Hub“ in Europa, also zu einem bevorzugten Umschlagpunkt. (...)
Eine Minderheitsbeteiligung der Chinesen war zuletzt vor allem bei der Gewerkschaft Verdi auf Bedenken gestoßen. Sie fürchtet, dass damit längerfristig Einschnitte für Beschäftigte einhergehen könnten.