July 19, 2025

Chinesisches Kapital und Arbeitermacht

Arbeiter zeigen auch neuen Investoren die Zähne

Chinesisches Kapital und Arbeitermacht

Die chinesische Übernahme des Hafens in Piräus wird als "soziales Laboratorium" gegen Arbeiterrechte beschrieben. Die Monde Diplomatique formulierte:

Zweifellos sind die chinesischen Investitionen friedlicher als die englischen Kanonenboote, aber die Gewerkschafter müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich das Reich der Mitte – in Umkehrung der Geschichte – an den Küsten des Alten Kontinents etabliert hat. (...) Zudem dient der von Cosco gemanagte Bereich des Hafens auch als soziales Laboratorium. Der Cosco-Terminal 2 ist seit Juni 2010 in Betrieb und wird von der Presse wegen seiner Leistungsfähigkeit gefeiert, die der mediengewandte Generalmanager „Captain“ Fu Cheng Qiu brillant verkauft. (...) Genauso effizient bekämpft Captain Fu die Laster der vom Sozialstaat verdorbenen griechischen Arbeiter. (...) Beschäftigte, die gegen ihre unsichere Arbeitsbedingungen protestierten, wurden entlassen. (...)
Vorposten der sozialen „Moderne“ bedeutet: ein experimentelles Observatorium, wie Outsourcing im eigenen Land funktioniert. Das Resultat lautet: Man muss keine Arbeitsplätze nach Asien exportieren, wenn man asiatische Sozialstandards importieren kann.

monde-diplomatique 08.02.2013

Die Deutsche Welle bedient mit der Formulierung "eine fremde Macht" antichinesiche Resentiments:

In Piräus ist China der Boss

Seit 2016 ist die chinesische Reederei Cosco Mehrheitseigner des Hafens von Piräus. Obwohl damit eine fremde Macht den Hafen kontrolliert, gibt es keine öffentliche Debatte über die Risiken dieser Abhängigkeit.

DW 27.10.2022

Im Focus klingt es noch bedrohlicher:

China macht Piräus zum Einfallstor nach Europa

Focus 26.05.2020

Wenn der Hafen von Piräus ein "ein experimentelles Observatorium" für den Angriff auf Arbeiterrechte ist, zeigt das Beispiel COSCO, dass hier nicht einfach eine autoritäre fremde Macht das europäische Arbeitsrecht schleift, um asiatische Sozialstandards durchzusetzen. Die Hafenprivatisierung fand auf Druck der „Troika“ aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) statt. Kontrollen der Einhaltung des Arbeiteitsrechts- und -sicherheit durch die zuständigen griechischen Behörden finden nur selten statt. Es bleibt ein Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, bei dem die Nationalität des Arbeitgebers keine Rolle spielt. Die kämpferischen Traditionen der Hafenarbeiter machen dem Hafeneigner zu schaffen:

Rund um den Hafen gab es seitdem zahlreiche Proteste und Konflikte. Erst im Mai 2022 konnten die Arbeitnehmer mit ihrem Gewerkschaftsverein der Cosco nach langjährigen Arbeitskonflikten abringen, dass es für die Hafenarbeiter einen Tarifvertrag und grundlegende, vertraglich zugesicherte Arbeitsrechte gibt. (...) Die Cosco selbst hatte versucht, eine arbeitgebergesteuerte Gewerkschaft im Hafen zu etablieren. Es kam zu gewaltsamen Übergriffen, bei denen Anhänger und Mitglieder der Goldenen Morgenröte pro Cosco agiert haben sollen und die rebellischen Arbeitnehmer körperlich angriffen. Die Rechtsextremen wurden zudem als Streikbrecher eingesetzt.

Telepolis 31. Oktober 2022

Es folgten weitere Arbeitskämpfe der Hafenarbeiter, bei denen es nicht allein um die Arbeitsbedingungen ging. Auch die Verladung von Rüstungsgütern ist für sie ein Grund zur Arbeitsniederlegung. So auch ganz aktuell:

Massenprotest im Hafen von Piräus gegen den Transport von Militärgütern in den mörderischen Staat Israel

Eine lautstarke und klare Botschaft gegen den Transport von Kriegsmaterial in den mörderischen Staat Israel bei der Massenprotestaktion der ENEDEP-Hafenarbeitergewerkschaft bei COSCO und dem Piraeus Labour Centre an den Kais 2–3 des Hafens von Piräus, wo ein Schiff mit militärischem Stahl für Haifa erwartet wurde. Unter dem Druck der heutigen Mobilisierung wurden die tödlichen Container nicht verladen.
Alle Fotos aus dem flickr-Kanal der Gewerkschaft PAME

Die Hafenarbeiter erklären: Wir werden unsere Hände nicht mit dem Blut der Völker beflecken!

Wir werden nicht zu Komplizen des Völkermords am palästinensischen Volk!

Nein zur Beteiligung Griechenlands und des Hafens von Piräus an den Kriegen der Imperialisten!

Erklärung der Gewerkschaft Pame 14. Juli 2025

Blockade der Todesladung für den staatlichen Mörder Israel im Hafen von Piräus

Am Mittwochabend fand an den Piers 2 und 3 des Hafens von Piräus eine weitere militante Massenmobilisierung gegen den Transfer von Militärgütern an den Mörderstaat Israel statt.
Die Hafenarbeiter, mit Tausenden von Menschen an ihrer Seite, machten deutlich, dass die Container mit Militär- und Kriegsmaterial (angereicherter Stahl für militärische Zwecke) vom Schiff „Cosco Shipping Pisces“ nicht entladen werden.
Keine Verwicklung des Landes und des Hafens in die imperialistischen Kriege.
flickr PAME

Erklärung der PAME vom 17. Juli 2025