Was in der Debatte über den globalen Wettstreit China – USA fehlt
Der Publizist Au Loong-Yu mit einer aktuellen Einschätzung
Die Regierung in Peking muss die Autonomie Hongkongs beenden, weil sie eine Gefahr für ihr andauerndes Machtmonopol und ihre Aneignung des Reichtums der Nation darstellt. Ein zweiter Grund für Peking ist, dass es durch die Abwicklung Hongkongs auch den politischen Einfluss der USA und Großbritanniens, die dort ihre Muskeln spielen lassen, loswerden kann. Hongkong wird damit auch zu einem Schlachtfeld für den globalen Wettbewerb zwischen China und den USA.
Im Jahr 2019 , auf dem Höhepunkt der Revolte, hielt Mike Pence eine Rede, die sich gegen Peking richtete und die von einigen als Verkündung eines neuen Kalten Krieges angesehen wird. Ich zögere jedoch, den Begriff „neuer Kalter Krieg“ zu verwenden. Denn während des alten Kalten Krieges fand in Asien im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer Krieg statt und das US-Imperium war in der Offensive, während die Chinesen und Vietnamesen eher in der Defensive waren. Hinter dieser offensiv-defensiv Dichotomie verbarg sich auch der Gegensatz zwischen Kolonialismus und Antikolonialismus. Wer sich für Demokratie und Selbstbestimmung der unterdrückten Völker einsetzte, hätte sich nicht für die Neutralität entschieden, geschweige denn für die Seite der USA.
Die heutige Situation ist ganz anders. Pekings derzeitiger Wettstreit mit den USA ist kein Wettstreit mit dem Imperialismus an sich, es geht nicht darum, ihn durch etwas Besseres zu ersetzen. Es ist ein Wettbewerb darum, wer das letzte Wort bei der Aufteilung der globalen Wertschöpfungskette hat, ein Wettbewerb, der zudem zutiefst ungerecht ist. Man muss bloß schauen, was chinesische Konzerne in der ganzen Welt tun. Ihre Investitionen sind die gleichen wie die jedes imperialistischen oder ausbeuterischen Regimes, nämlich die Verfolgung der Maximierung des Profits auf Kosten der Erde und der arbeitenden Menschen. (...)
Weiter in Au Loong-Yus Blog in der taz.
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