November 2, 2025

Der Batteriekonzern Catl in Europa

Die Personalpolitik wird nach einem Try-and-Error Prinzip entwickelt

Der Batteriekonzern Catl in Europa

Gegen Handelsbeschränkungen und Zölle investiert der chinesische Batterieriese in Europa. Die Managementkonzepte führen zu Konflikten im Betrieb. Rückblick auf die Etablierung eines BR bei CATL:

Betriebsratswahl beim Batteriehersteller CATL in Arnstadt

Der chinesische Batteriehersteller CATL bei Arnstadt hat jetzt einen mit Arbeitnehmern verschiedener Nationalitäten besetzten Betriebsrat.

Süddeutsche 13.9.24

Detaillierter Bericht der IGM über die Betriebsratswahl

CATL kündigt Betriebsrats-Kandidatin in Thüringen

mdr 5.11.24

Kündigungsschutzklage: CATL einigt sich mit Betriebsrätin auf Weiterbeschäftigung

mdr 12.12.24

Sieg auf ganzer Linie für Louisa gegen CATL!

rf-news 18.2.25

Der Plan eines chinesischen Batterieriesen, „europäischer“ zu werden

Während europäische Behörden die Kontrolle über Pekings Cleantech-Importe verschärfen, siedeln sich chinesische Unternehmen auf dem Kontinent an. Das bringt sie näher an einen lukrativen Markt und hilft ihnen, Handelsbeschränkungen zu umgehen. (...) CATL, der weltweit größte Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge, bemüht sich, sein Deutschlandgeschäft zu lokal zu etablieren. Dazu reduziert das Unternehmen seine chinesische Belegschaft, verabschiedet sich von Mandarin als Verkehrssprache und serviert in der Werkskantine neben chinesischen Gerichten auch lokale Spezialitäten, wie die Personalkoordinatorin in Deutschland Semafor in einem seltenen Interview erklärte. „Das Unternehmen ist immer lokaler bzw. europäischer als chinesisch geprägt“, sagte Constance Ulbrich, die (...) Leiterin der Aus- und Weiterbildung. CATL begann Ende 2022 mit der Produktion von Lithium-Ionen-Batteriezellen in Thüringen, einem weitgehend ländlichen ostdeutschen Bundesland, und betreibt dort auch ein Logistikzentrum. Das Werk soll letztendlich genügend Batterien produzieren, um jährlich zwischen 185.000 und 350.000 Elektroautos anzutreiben. Mit dem Produktionsanstieg wird intensiv Personal eingestellt: Die Belegschaft des Werks ist auf rund 2.200 Mitarbeiter angewachsen, davon etwa 500 Chinesen. Diese Zahl soll im Rahmen einer Lokalisierungsoffensive ab diesem Jahr auf etwa 100 reduziert werden, so Ulbrich. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen stehen die Integration deutscher kultureller Normen am Arbeitsplatz und erweiterte Schulungen, die den Deutschen die Zusammenarbeit mit ihren chinesischen Kollegen erleichtern sollen – und umgekehrt. Die Lokalisierungsoffensive findet vor dem Hintergrund eines unsicheren politischen und wirtschaftlichen Umfelds für chinesische Elektrofahrzeugunternehmen in Europa statt (...).
Anstatt bestehende europäische Unternehmen zu übernehmen, die einer stärkeren regulatorischen Kontrolle ausgesetzt wären, haben große chinesische Unternehmen wie CATL neue Anlagen errichtet, oft mit Unterstützung lokaler staatlicher Fördermittel.
(...) Die USA gewährten dem taiwanesischen Unternehmen TSMC und dem südkoreanischen Unternehmen Samsung Milliardenzuschüsse für den Aufbau von Chipproduktionsanlagen, und TSMC begann letzten Monat dank Mitteln aus Deutschland und der Europäischen Union mit dem Bau eines Werks in Dresden. Im Zuge geopolitischer Spannungen müssen sich diese Unternehmen auch in neuen Unternehmenskulturen zurechtfinden, und einige globale Expansionsbemühungen verliefen holprig. Im TSMC-Werk in Arizona kam es Berichten zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen US-amerikanischen und taiwanesischen Arbeitern über Arbeitsnormen: Während sich amerikanische Mitarbeiter über lange Arbeitszeiten, Sprachbarrieren und starre Hierarchien beschwerten, beklagten taiwanesische Mitarbeiter den ihrer Meinung nach mangelnden Einsatz und Gehorsam ihrer US-Kollegen, berichtete Rest of World in diesem Jahr. Die Unterschiede in den Arbeitsgewohnheiten zwischen Deutschland und China können ähnlich gravierend sein: „Die chinesischen Mitarbeiter sind unglaublich flexibel“, sagte Ulbrich und fügte hinzu, dass sie mitten in einem Projekt leichter den Kurs ändern würden. Deutsche hingegen zogen es generell vor, einen Plan zu erstellen, zu vereinbaren und ihn dann buchstabengetreu umzusetzen. Chinesische Mitarbeiter verloren auch seltener als ihre deutschen Kollegen das Vertrauen in ihre Kollegen oder äußerten sich weniger negativ über sie, sagte sie. In vielerlei Hinsicht hat sich das CATL-Werk im Laufe seines Wachstums zu einem deutschen Arbeitsplatz entwickelt: Während chinesische Büros eher hierarchisch strukturiert sind, pflegt das Thüringer Werk eine deutsche Sitte, bei der sich die Mitarbeiter unabhängig von ihrem Rang mit Vornamen ansprechen. Im Werk findet außerdem ein klassisches deutsches Sommer-BBQ statt, und CATL hat eine Kantine eingerichtet, die sowohl authentisches chinesisches Essen als auch deutsche Grundnahrungsmittel serviert; zuvor war die nächstgelegene Mittagsmöglichkeit mit dem Auto ein BBQ mit Bratwurst, so Ulbrich. Die IT-Systeme und die Infrastruktur des Werks sind jedoch chinesisch, und „wir werden sehr stark von unserer chinesischen Zentrale kontrolliert und geleitet“, sagte Ulbrich. CATL feiert auch das Mittherbstfest und das Neujahrsfest. In der dem Werk am nächsten gelegenen Stadt seien die Einheimischen „einerseits sehr neugierig, andererseits aber auch etwas besorgt“ auf die Fabrik und den Zustrom neuer Einwohner gewesen, sagte Ulbrich. „Sie kannten diese Kultur nicht so gut.“ Diese Unterschiede wurden weitgehend, wenn auch weniger positiv, von einem deutschen ehemaligen CATL-Mitarbeiter in Thüringen bestätigt, der unter Vorbehalt sprach.

semafor 18.10.24

CATL investiert Milliarden in eine Batteriefabrik in Debrecen (Ungarn) und plant, Tausende neuer Arbeitsplätze zu schaffen. Doch nun, da die erste Anlage fertiggestellt ist, wurden Entlassungen angekündigt.

Table Media 4. Juli 2025

Wer chinesischen Einfluss in Europa studieren will, muss gar nicht einmal besonders weit fahren, sondern kann in der Budapester Golgota-Straße den gelben Bau aufsuchen, in dem ganz offiziell eine chinesische Polizeistation untergebracht war. (...)
Wenn du vor der Baustelle des Weltmarktführers für E-Auto-Batterien CATL stehst und die Industriebauten für 7,3 Milliarden Euro Investition filmst, verlangsamt ein Chinese seinen weißen Sportmercedes, sagt kein Wort und filmt seinerseits dich. Da 80 bis 90 Prozent der wenigen bislang eingestellten Ungarn neulich wieder entlassen wurden, geht die Befürchtung um, dass CATL die Elektromobilität der Zukunft mit billiger Arbeitskraft aus Asien herstellen will. Jedenfalls behauptet das der langjährige städtische Oppositionsabgeordnete Dr. Zsolt Gondola, stolzer Debrecener Calvinist und stolzer Fahrer eines „Full Diesel“.
Der erklärte Gegner sämtlicher chinesischen Megaprojekte in Ungarn sagt voraus, CATL werde im Herbst „3.000 bis 5.000 Arbeiter aus China, Thailand und Vietnam hereinholen“. Schließlich erlaubt auch Zrenjanin in Serbien Aufschlüsse über die innerasiatische Ausbeutung. Das 2024 in Betrieb gegangene Werk des chinesischen Autoreifenherstellers Linglong ist selbst für serbische Verhältnisse legendär: Als zehn chinesische Manager verdächtigt wurden, fünfzehn indische Bauarbeiter, die einfach nur noch nach Hause wollten, verprügelt zu haben, stellte sogar das EU-Parlament die Ohren auf.

Freitag 10.8.2025

China entsendet 2.000 Arbeiter zum Bau von Batteriezellen nach Europa

(...) Die groß angelegte Verlegung von Arbeitskräften, die an die Entsendung chinesischer Arbeiter zum Aufbau der Infrastruktur in Afrika erinnert, unterstreicht die großen Lücken in den europäischen Kompetenzen und im Know-how im Bereich der Batterien für Elektrofahrzeuge. Das deutlichste Beispiel dafür ist eine Initiative des chinesischen Unternehmens CATL, einem der weltweit modernsten Batteriehersteller, das plant, 2.000 Mitarbeiter zu entsenden, um in Spanien in einem Joint Venture mit Stellantis eine 4 Milliarden Euro teure Batteriefabrik zu bauen und auszustatten. (...)
CATL wurde im Januar auf eine schwarze Liste des Pentagons mit Unternehmen gesetzt, denen Verbindungen zum chinesischen Militär nachgesagt werden, obwohl das Unternehmen derartige Verbindungen bestreitet. US-Finanzminister Scott Bessent warnte Madrid Anfang des Jahres, eine engere Annäherung an China würde „ein Eigentor“ bedeuten. Das Batterieprojekt in der Nähe von Saragossa, der Hauptstadt der nordöstlichen Region Aragonien, festigt Spaniens Status als einer der engsten Verbündeten Pekings in Westeuropa. CATL hat den lokalen Behörden mitgeteilt, dass für den Bau des Werks insgesamt 2.000 eigene Arbeiter im Rotationsverfahren eingesetzt werden – eine beispiellose Zahl unter den chinesischen Industrieprojekten in den größten Volkswirtschaften Europas.

FT 27.9.2025

Catl in Thüringen

CATL Thüringen soll ausgebaut werden. Zuvor gibt die chinesische Mutter Hausaufgaben auf

(...) „Herr Zeng hat eine Ausweitung der Kapazitäten in den europäischen Werken und daher auch im Thüringer Werk in Arnstadt angekündigt“, bestätigte Boos-John. Gegenwärtig baut der Konzern neue Werke in Ungarn und Spanien. Damit reagiere man auf die steigende Nachfrage der großen Autokonzerne in Europa nach Zellen für ihre Elektroautos.
So solle das Thüringer Werk zum größten Testzentrum für Batteriezellen in Europa werden. Die Testkapazitäten am Thüringer Standort werden dafür kurzfristig verdoppelt. (...) Allerdings habe der CATL-Chef auch Wünsche an die Thüringer Landesregierung formuliert, so die Ministerin. „Er bat um Unterstützung bei der Suche nach den benötigten Fachkräften für das Werk in Thüringen“, erklärte die Ministerin. Zudem habe sich der chinesische Unternehmer über die Schwierigkeiten bei der Visa-Erteilung für chinesische Experten beklagt, die man ins Werk nach Arnstadt zeitweise entsenden möchte.

Thüringer Allgemeine 23.10.2025