October 17, 2019

Der große Vorsitzende und seine Fans in Deutschland

Tschingdarassa Bumm! Die Volksrepublik China hat Geburtstag.

Der große Vorsitzende und seine Fans in Deutschland

Die Propaganda aus China kann nicht überzogen genug sein, als daß sie nicht Anhänger in Deutschland finden würde. Irrungen und Wirrungen zum Thema Sozialismus sterben nicht aus.

Es kriegen hier tatsächlich noch Leute den Begriff "real existierender Sozialismus" im Zusammenhang mit China über die Lippen, während Arbeiter in China für den Versuch eine gewerkschaftliche Vertretung auzubauen, inhaftiert werden.

Zum 70. Jubiläum der Volksrepublik ließ man es richtig krachen. Das Spektal war kaum zu toppen.

Die Junge Welt widmete dem Anlaß die Sonderbeilage "70 Jahre neues China". Man schien es darin nicht für nötig zu halten, sich mit den aktuellen Entwicklungen der Wirtschaftsmacht China kritisch auseinanderzusetzen und setzte auf den Stil einer Werbebroschüre. Das wirkt fast schon satirisch, wenn da nicht noch ein Beitrag von Egon Krenz in der Ausgabe wäre.

Es ist schon eine Geschmacklosigkeit nun Egon Krenz als Gastautoren zur Bewertung China in einer linken Zeitung einzuladen. Es ist nicht geklärt, wie viele Menschen am 4. Juni  1989 in den Nebenstraßen des Tiananmen-Platzes in Peking umgekommen  waren. Die chinesische Regierung spricht von 241 Toten,  das Chinesische Rote Kreuz sprach in den Tagen  danach von 2600 Toten, nahm diese Zahl später zurück. Egon Krenz stattete nach dem Blutbad zusammen mit Hans Modrow und Günter Schabowski China  einen Besuch ab, um der Regierung seine Unterstützung auszudrücken.

Auch heute ist der Mann voll des Lobes für den Bruderstaat. Die Armee des Friedens und der Deutsch-chinesische Ökopark bleiben natürlich nicht unerwähnt. Nach so viel Begeisterung für die Chinesische Regierungspolitik empfehlen wir auch an dieser Stelle nochmal die Gedanken von Bodo Zeuner und Ingeborg Wick zum Thema.

Die Junge Welt hat mit dem Abdruck der bezahlten Anzeige mit den Glückwünschen zum Staatsjubiläum mitsamt seinen orthographischen Schnitzern zumindest Humor bewiesen. Jetzt haben wir sie auch in schwarz auf weiß, die "Leeren der Revolution".