December 12, 2019

Digitale Überwachung

China als Großversuch zur sozialen Kontrolle durch automatisierte Überwachung

Digitale Überwachung

Wir sollten nicht mit dem Finger zeigen auf den chinesischen Horrorstaat, der sein Volk mit überwachungstaatlichen Methoden unter Kontrolle halten will. Westliche Konzerne wie Siemens rüsteten China erst einmal mit der nötigen Hardware aus. Trotz aller medialer Entrüstung müssen wir davon ausgehen, daß die westlichen Länder die Ergebnisse diese Großversuchs studieren, wie die Technoligie auch im Westen der Herrschaftsstabilisierung dienen kann. Man blickt da wohl eher neidisch nach China, wo keine Datenschutzer- oder Menschenrechtler den Ausbau eines Überwachungsstaats behindern.

Der Tagesspiegel beschreibt die aktuelle Entwicklung:

Gesichtserkennungsprüfungen werden in China noch verbreiteter. Denn seit  dem 1. Dezember gilt eine neue Regel: Jeder, der eine neue  Mobiltelefonnummer registriert, muss sich einem Gesichts-Scan  unterziehen.
Gesichtserkennungsprüfungen werden in China noch verbreiteter. Denn seit  dem 1. Dezember gilt eine neue Regel: Jeder, der eine neue  Mobiltelefonnummer registriert, muss sich einem Gesichts-Scan  unterziehen.
Die Gesichtserkennung ist mittlerweile in ganz China verbreitet. Am neuen Flughafen Daxing in  Peking wird sie fürs Einchecken, zum Zugang ins Bürogebäude oder aufs  Hotelzimmer, bis hin zur Punktesammlung bei Müllsortieranlagen  eingesetzt. In der vergangenen Woche hat das Pekinger U-Bahn-System  sogar begonnen, an Sicherheitskontrollpunkten neue  Gesichtserkennungseingänge zu testen.
Über seine biometrischen  Daten wird künftig das Ticket für die Fahrt bezahlt. 118 Millionen  Nutzer sollen schon per Gesichtsscan Einkäufe im Alltag bezahlen, 2018  waren es gerade mal 61 Millionen.

Hier der gesamte lesenswerte Artikel.

Auf einen Artikel in Telepolis sei auch noch hingewiesen, der sich wie ein dystopischer Science Fiction liest.

Es geht nicht allein um gesellschaftliche Kontrolle. Der Arbeitsplatz, der Arbeiter und die Produktivität stehen auch im Fokus:

Unternehmen in China verwenden Hirnsensoren, um die Emotionen ihrer Mitarbeiter zu überwachen. Einige Bau-, Produktions- und Transportunternehmen in China verlangen von den Arbeitern, dass sie Helme tragen, die mit Hirnsensoren ausgestattet sind, die die KI-Technologie zur Überwachung ihrer Emotionen einsetzen.
Sprecher des Projekts sagen, dass das System Geld spart, indem es den Arbeitern hilft und sie besser unterweist, aber Kritiker sorgen sich um die Kontrolle, die die Unternehmen über die Mitarbeiter haben. Die Geräte passen auf die Helme der Arbeiter, die dann die Gehirnaktivität des Trägers messen, diese Wellen können analysiert werden, um nach Veränderungen in der Emotion zu suchen.
Dellen und Einbrüche in den Gehirnwellen können als Veränderungen in Emotionen und Gefühlen gelesen werden, die mit Panik, Müdigkeit und Traurigkeit verbunden sind. Die Geräte werden Berichten zufolge bei Arbeitern in hochbelasteten Berufen wie Hochgeschwindigkeitszügen und Elektrikern in Großkraftwerken eingesetzt.

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Intessant bleibt die Frage, in wie weit es Widerstand gegen diese Entwicklung gibt. In Hongkong es es ein großes Thema und es gibt kollektiven und militanten Widerstand gegen die Überwachung.

Der Tagesspiegel berichtet:

Jüngst verklagte Guo Bing, Professor für Rechtswissenschaft an der  Zhejiang Sci-Tech University, einen Safaripark in Hangzhou, nachdem alle  Inhaber von Dauerkarten gezwungen worden waren, ihre Gesichter zu  scannen.

Anmerkung vom 4.2.2020:

Was zuerst als erhobener moralischer Zeigefinger der westlichen Demokratien erscheint, entpuppt sich als purer Neid: Eine so ausgeprägte Überwachung strebt man selbst an:

Gesichtserkennung: Holger Münch fordert effizientere Videoüberwachung in Deutschland
Der Präsident des Bundeskriminalamtes Holger Münch fordert Verbesserungen bei der Videoüberwachung in Deutschland. "Beim Thema Videoüberwachung besteht aus Sicht der  Strafverfolgung grundsätzlicher Handlungsbedarf", sagte er der Deutschen  Presse-Agentur. Die Sammlung und Bearbeitung von Material brauche teils  zu viel Zeit.
"Heute muss,  beispielsweise bei bundesländerübergreifenden Fluchtbewegungen,  vorhandenes Material zunächst bundesweit eingesammelt werden", sagte  Münch. "Es liegt dann in der Regel in ganz unterschiedlichen Formaten  und auf den unterschiedlichsten Datenträgern vor."

Zeit 4.2.2020

Bericht vom 8.5.2020 über Social Scoring bei Heise.