Empörung in den Sozialen Medien über die Mißhandlung einer Frau in einem Dorf
Entsetzen und Kritik an dem Verhalten der Behörden
Mutter aus Xuzhou: Video von angeketteter Frau in Hütte empört Chinas Internet
Ein Video, das eine chinesische Mutter von acht Kindern zeigt, die mit einer Kette um den Hals in einer Dorfhütte eingesperrt ist, hat in China Empörung und Entsetzen ausgelöst.
(...) Das Video ging viral und chinesische Internetnutzer forderten die Behörden auf, einzugreifen und der Frau zu helfen.
Viele haben auch über den Missbrauch von Frauen und ihre eingeschränkten Rechte in Chinas ländlichen Gebieten diskutiert und die Umstände hinterfragt, unter denen die Frau in Xuzhou in der östlichen Provinz Jiangsu ihre acht Kinder zur Welt gebracht hat. (...)
Viele Internetnutzer zogen Vergleiche mit dem chinesischen Film Blind Mountain aus dem Jahr 2007, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die entführt und in die Sklaverei verkauft wird.
Die Behörden gaben am Freitag eine Erklärung ab, in der sie alle Spekulationen über eine Entführung zurückwiesen. Sie identifizierten die Frau mit ihrem Nachnamen Yang, die aus dem Bezirk Feng in der Gemeinde Huankou stammt.
Sie sagte, sie habe ihren Mann, der als Herr Dong identifiziert wurde, 1998 geheiratet und bei ihm sei eine psychische Krankheit diagnostiziert worden. Seine Familie hatte den örtlichen Behörden mitgeteilt, dass Frau Yang oft gewalttätig sei.
Die Reaktion der Behörden verärgerte jedoch die Internetnutzer, die die Behörden dafür kritisierten, dass sie sich nicht mit der Frage ihrer Gefangenschaft, der Verwendung der Ketten und ihrem allgemeinen Wohlergehen befassten.
(...) Die Online-Diskussion über den Fall wurde seit dem Aufflammen am Freitag stark zensiert. Die Behörden haben viele Beiträge zum Thema Menschenhandel entfernt und den Suchbegriff "Xuzhou acht Kinder" gesperrt.
Das Thema "Behörden veröffentlichen Erklärung zu Frau mit acht Kindern aus dem Bezirk Xuzhou Feng" wurde jedoch beibehalten und verzeichnete allein am Montag mehr als 190 Millionen Aufrufe und 56.000 Kommentare. Ein Großteil der Diskussion ist kritisch gegenüber den Reaktionen der örtlichen Behörden.
Die beiden Frauen , die die Kettenfrau in Xuzhou besuchen wollten, wurden Berichten zufolge wegen "Streitereien" festgenommen. Unterdessen strahlte CCTV einen Bericht mit einer Aufnahme der Sonnenblumen aus, die die Frauen für sie im Krankenhaus hinterlassen hatten.
Die beiden jungen Frauen wurden wegen "Anstiftung zum Streit und Provokation von Unruhen" festgenommen.
In den Sozialen Medien stellt die Diskussion zu diesem Fall das Interesse an Olympia in den Schatten.
Update vom 20.2.2022:
Der Fall schlägt weiter Wellen, nicht nur in den Sozialen Medien. In der Künstlerszene gibt es Aktionen und Ausstellungen zur "angeketten Frau", die meist schnell zensiert/verboten werden.
Studentinnen verteilen Flugblätter zu diesem Fall:
Mehr Details von Wuyi (乌衣), einer der Schwestern, die die "Kettenfrau" in Xuzhou besuchen wollte, über ihre Erfahrungen in der Haft wegen "Unruhestiftens". Als sie der Polizei sagte, dass sie ein Buch darüber schreiben wolle, antwortete man ihr nur: "Sorgen Sie dafür, dass es ein Happy End gibt".
Update vom 22.2.2022:
Milizeinsatz in Jiangsu zur Bekämpfung von Online-Postings über eine angekettete Frau
Straßensperren, Verhöre und Verwarnungen, um die Online-Debatte über die Geschichte zum Verstummen zu bringen.
Die Behörden in der ostchinesischen Provinz Jiangsu haben Milizen auf Kreisebene eingesetzt, um das Heimatdorf einer vom Menschenhandel betroffenen Frau abzuriegeln (...) , und haben Dutzende von Personen zur Befragung wegen der Weitergabe von Dokumenten im Zusammenhang mit ihrer Geschichte einbestellt (...). Mehr als 100 Personen in Jiangsu und Anhui wurden von der Polizei im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Informationen über den Fall der angeketteten Frau zum Verhör vorgeladen, während bewaffnete Milizkräfte auf Bezirksebene in großer Zahl in den Bezirk Feng entsandt wurden. (...)
Eine Buchhandlung in der ostchinesischen Stadt Hangzhou hat am Montag aus Protest gegen den Status der Frauen eine Kette über einer Auslage mit feministischen Büchern drapiert (...).
Update 23.2.2022
Buchläden in ganz China haben Schaufensterauslagen über Feminismus und Menschenhandel aufgestellt, aber die Behörden zwingen sie, jeden Hinweis auf die Kettenfrau von Xuzhou zu entfernen. Stattdessen verwenden sie das Symbol, das erscheint, wenn eine Seite auf Wechat zensiert wird.
Update 6.3.2022
Agitprop offline:
Den Behörden gefiel es nicht.
Update 8.3.2022:
Straßenaktionen am 8.3.2022
