Erneuter Streik bei Foodpanda in Hongkong
Trotz der massiven Repression gegen gewerkschaftliche Organisationen finden weiterhin Arbeitskämpfe statt
Die Kämpfe in der Plattformökonomie Hongkongs sind beachtenswert, da sie nach der Zerschlagung von Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen stattfinden.
Seit mehr als einem Jahr warten die Fahrer in Hongkong darauf, dass Foodpanda das System zur Berechnung der tatsächlichen Entfernung einführt. Letzten Monat wurde dieses neue System endlich eingeführt. Nun stellt sich heraus, dass das lang erwartete neue System zu einer Lohnkürzung führt. Deshalb haben sich die Fahrer organisiert und sind in den Streik getreten.
Global Mayday 15.10.2022 (mit Videos)
Hunderte von Foodpanda-Fahrern Hongkongs streiken mit Streikposten bei Pandamart Niederlassungen. In einigen Zonen wurde der Pandamart oder der gesamte Betrieb vollständig eingestellt. Der Arbeitskampf wird nicht aufhören, bis Foodpanda auf unsere Forderungen eingeht und die Lohnkürzung aufhebt!
Dieser Streik ist nicht spontan entstanden, sondern wurde organisiert mit Hilfe der Riders Concern Group Hong Kong, einer recht jungen Selbstorganisation der Essenskuriere. Diese Organisation, die ihre Strukturen im Rahmen der NGO Hong Kong Christian Industrial Committee aufgebaut hat, tritt mutig öffentlich auf, gibt Pressekonferenzen und ist in den Sozialen Medien sehr aktiv.
Interessant ist ihre eigene Aussage, die chinesischstämmigen Kurierfahrer seien zurückhaltender, während die migrantischen Riders furchtloser in die Auseinandersetzungen gingen. Dazu gehört auch, daß sie nicht nur mit der Ausbeutung in diesem Job konfrontiert sind, sondern auch mit Rassismus. Am 30. Sept. dieses Jahres fand eine Pressekonferenz zum Thema statt:
Peter, ein pakistanischer Lieferfahrer (...), erzählte Reportern, dass er bei der Arbeit mehrere Fälle von Diskriminierung erlebt habe. In einem Fall schrie ein Vater von zwei Kindern seinen Kindern zu, als er Peter auf sich zukommen sah: "Geh weg! Geht weg! Da kommt eine Seuche."
In dem aktuellen Arbeitskampf ist auch der respektlose Umgang des Unternehmens mit der Kultur der Migranten ein Thema. Der Pressesprecher der Streikenden erklärte, gut 50% der Kuriere seien Moslems, doch wenn sie sich am Freitag, dem muslimischen Feiertag, frei nehmen würden, erhielten sie eine Kündigung.
Die Riders Concern Group Hong Kong fühlt sich nicht nur der Organisierung der Kurierfahrer Hongkongs verpflichtet, sie verfolgt ein internationalistisches Konzept. Sie spielt eine wichtige Rolle in dem Austausch der Fahrer und ihrer Organisationen im ostasiatischen Raum.
Sie hat sich an das Forum Arbeitswelten gewandt, um diesen Streik auch in Deutschland bekannt zu machen, denn Foodpanda gehört dem Berliner Unternehmen Delivery Hero.