March 6, 2024

Filme von Arbeiter:innen auf der großen Leinwand

Eine Filmemacherin verarbeitete Clips aus den Sozialen Medien zu einem kinotauglichen Film

Filme von Arbeiter:innen auf der großen Leinwand

Das Leben von Chinas unsichtbaren Arbeitern, durch ihre eigene Kameralinse

Zum ersten Mal kommt ein Dokumentarfilm in die Kinos, der aus kurzen Videos besteht, die von chinesischen Arbeitern gedreht wurden.

Die 37-jährige Dokumentarfilmerin Sun Hong war schon immer daran interessiert, Gemeinsamkeiten im Alltagsleben ganz unterschiedlicher Menschengruppen zu finden. Die Themen ihrer Arbeit reichen von den Bewohnern der Stadt Wuhan zu Beginn der Pandemie bis hin zu den Elitestudenten der renommierten Tsinghua-Universität, an der sie derzeit ihren Doktortitel in Filmemachen erwirbt.

Nun wird der bisher ehrgeizigste Film der Regisseurin zum ersten Mal in den Kinos des Landes gezeigt. "This Is Life" wurde am 13. Januar landesweit veröffentlicht und zeigt 887 Kurzvideos von der Kurzvideo-Plattform Kuaishou, die den Alltag von 509 normalen Menschen durch die Linse ihrer eigenen Handykameras zeigen.

Der Dokumentarfilm, der als der weltweit erste Film aus mit Mobiltelefonen aufgenommenen Kurzvideos vermarktet wird, ist in fünf Kapitel unterteilt, die nach den in China üblichen Bezeichnungen für die Grundbedürfnisse des Lebens benannt sind: Kleidung, Essen, Unterkunft und Transport, mit einem zusätzlichen letzten Kapitel "Zuhause".

Der Dokumentarfilm hat keinen Drehbuchautor, geschweige denn einen Erzähler. Stattdessen wird er von den Menschen erzählt, die Sun als "Co-Regisseure" des Dokumentarfilms bezeichnet, von LKW-Fahrern und Bauarbeitern bis hin zu Fischern und Reisbauern - typische Nutzer von Kuaishou, das in Chinas kleineren Städten und auf dem Land beliebter ist als die konkurrierende Plattform Douyin, die chinesische Version von TikTok. (...)

Sun Hong: Während des Auswahlprozesses schämten wir uns ein wenig, weil wir feststellten, dass uns das Leben dieser Arbeiter, so wie wir es mit unseren eigenen Augen sehen, fremd war; uns wurde klar, dass wir ihren Lebensstil nie erlebt hatten.

Für sie ist die Dokumentation ihres Lebens in Form von kurzen Videos eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Bei den Lkw-Fahrern zum Beispiel habe ich mich oft gefragt, warum sie so viele Videos drehen. Der Grund ist, dass sie von allen Arbeitern am einsamsten sind. (...)

Sixthtone 25.1.2024