May 29, 2025

Flammender Protest

Radikale Aktionen finden Zustimmung in Sozialen Medien

Flammender Protest

Yibin, Sichuan : Arbeiter zündetet Fabrik an, um ausstehenden Lohn einzufordern. Internetnutzer stellen sich mit überwältigender Mehrheit auf die Seite des Arbeiters

Ein 22-jähriger Textilarbeiter in Yibin, Sichuan, war wütend, weil ihm sein Lohn vorenthalten wurde. Da er seinen Lohn nicht erhielt, steckte er die Fabrik an und verursachte einen Brand, der drei Tage lang wütete. Berichten mehrerer Internetnutzer und Augenzeugen zufolge brach am 20. Mai um 11:00 Uhr in der Textilfabrik Jinyu im Kreis Pingshan der Stadt Yibin ein Feuer aus.
Ein junger Arbeiter erstach einen kaufmännischen Angestellten, der dem Fabrikbesitzer nahestand, und steckte anschließend die Fabrik in Brand. Laut Angaben von Internetnutzern, die mit der Angelegenheit vertraut sind, wurde die Kündigung des Arbeiters nicht genehmigt und ihm wurden ohne Grund 800 Yuan vom Lohn abgezogen. Nachdem er mehrmals seinen Lohn nicht bekommen hatte, verlor er die Kontrolle über seine Emotionen und entschied sich schließlich für einen extremen Protest. Einige Internetnutzer wiesen auch darauf hin, dass der kaufmännischen Angestellte, ein Verwandter des Fabrikbesitzers sei und sein arrogantes Verhalten zur Verschärfung des Konflikts geführt habe.

Die Reaktionen der Internetcommunity erinnern stark an die Onlinedebatte in den USA nach der Tötung von Brian Thompson, Chef eines US-Krankenversicherers, in der der Attentäter Luigi Mangione gefeiert wurde.

Nach dem Vorfall wurde auf chinesischen sozialen Plattformen weit darüber berichtet und die öffentliche Meinung unterstützt den betroffenen Arbeiter mit überwältigender Mehrheit. Sie nannte ihn einen Helden und glaubt, sein Verhalten stelle die „Wut der Arbeiter“ dar.

Der Infokanal YesterdaysBigCat dokumentierte die Diskussion in den chinesischen Sozialen Medien in Screenshots.

Einige Auszüge:

„Das ist die Wut der Menschen.“
„Die Wut der Arbeiter.“
"Volksheld"
„Die Macht des Volkes ist hell.“
„Unser Bruder hat die Wut in den Herzen vieler Menschen erkannt.“
„Er ist das Symbol der erwachten Furchtlosen.“
„Verbrenne dich selbst, um andere zu erleuchten.“
„Der junge Mann ist wirklich mutig und es lohnt sich, von ihm zu lernen.“
„Mich interessiert nur, wie es dem Helden geht.“

Gleichzeitig geriet der Eigentümer der Jinyu Textile Factory in die öffentliche Kritik. Die Internetnutzer sind mehrheitlich der Ansicht, dass der Vorfall zwar extreme Elemente aufweist, die eigentliche Ursache jedoch in der Ausbeutung der Arbeiter, der Vorenthaltung von Löhnen und einer arroganten Haltung der Unternehmen liegt. Bei den ungelösten Arbeitskonflikten handle es sich nicht um Einzelfälle, sondern um eine weit verbreitete Unterdrückung, unter der Arbeiter schon seit langem zu leiden hätten. Einige Kommentare dazu:

„Gut gemacht, so geht man mit einem zwielichtigen Chef um“
„Er schikaniert die Arbeiter. Er ist daran gewöhnt. Lasst uns ihm eine Lektion erteilen.“
„Kapitalisten ohne Gewissen verdienen den Tod“
„Der Chef hat endlich verstanden, wie es sich anfühlt, 800 Yuan zu verlieren, oder?“
„Ich möchte dieses Video an meinen Chef schicken“
„Das sollte den Fabrikbesitzern im ganzen Land eine Lehre sein.“

Ähnlich wie im Fall von Luigi Mangione ist man in der Internetcommunity bereit, den Textilarbeiter finanziell zu unterstützen:

„Wenn der junge Held seinen Account öffentlich macht, bin ich bereit, ihn mit 300-500 Yuan zu unterstützen, selbst wenn ich arm bin“
„Das Crowdfunding lohnt sich wirklich, sein Licht leuchtet auf alle Arbeiter“
„Wenn die Familie des Jungen Hilfe braucht, werde ich mich dabei anschließen“
„Wir Armen sollten eine Stiftung gründen, damit jeder, der sich ehrenhaft für seine Rechte eingesetzt hat, ein Gehalt bekommt, um seine Familie zu unterstützen.“
„Wer für andere Brennholz schleppt, darf nicht bei Schnee und Wind erfrieren.“

Alle Zitate und Infos stammen aus dem Infokanal YesterdaysBigCat. Dieser Kanal gilt als anerkannte, seriöse Quelle. Der Kanalbetreiber überprüft die Informationen, die ihm geschickt werden. Nach massiver Repression verließ er das Land und setzt seine Arbeit im Ausland fort. Wir haben über ihn in diesem Blog berichtet.

Auch der renommierte Infokanal von "Teacher Li" berichtete über den Fall in Yibin.

Am 25.5. veröffentlichten die Behörden eine Information, wonach es sich bei der im Netz verbreiteten Information um "Fake News" handle. Doch die offizielle Version des Vorfalls ist von der ursprünglichen Erzählung nicht weit enfternt. Der Täter sei nicht 22, sondern 27 Jahre alt, der Geldbetrag, den er von seinem Arbeitgeber eingefordert habe, sei höher als die 800 Yuan gewesen und eine Person aus dem Management sei durch ein Messer verletzt worden, sei aber am Leben.

Unabhängig davon, wie sehr die Beschreibung des Vorfalls von dem realen Geschehen abweichen mag, die emotionale online-Debatte mit ihren radikalen Äußerungen ist dokumentiert.