Frauen in der Plattformwirtschaft
Das China Labour Bulletin untersucht geschlechtsspezifische Probleme und Diskriminierung in der Gig-Economy
Frauen in Chinas Gig-Economy sind mit Diskriminierung, geringerer Bezahlung und unsicheren Bedingungen konfrontiert
In China arbeitet eine wachsende Zahl von Frauen in der Gig-Economy als Ride-Hailing-Fahrerinnen [Uber-Taxi-Prinzip], Essenslieferantinnen und Kurierinnen. In dieser von Männern dominierten Branche sind marginalisierte Arbeiterinnen mit Diskriminierung, ungleicher Bezahlung, männerzentrierten algorithmischen Arbeitskontrollen und anderen geschlechtsspezifischen Herausforderungen konfrontiert. Arbeiterinnen in der Gig-Economy sollten besonderen Schutz genießen, um diese Probleme anzugehen.
Während der jährlichen Neujahrsgala, die dieses Jahr im chinesischen Zentralfernsehen ausgestrahlt wurde, feierte ein Lied die fleißige Arbeiterklasse mit dieser Zeile:
"Kurierbrüder fühlen sich zu Hause, wenn sie auf den Straßen unterwegs sind!"
Im Internet kritisierten die Zuschauer das Lied, weil es alle Arbeiter als "Brüder" bezeichnete und damit die Arbeit der weiblichen Kuriere, die mehr als 20 Prozent der Belegschaft ausmachen, abwertete. (...)
Die China Digital Times archivierte einen Artikel, in dem Online-Kommentare von Zuschauern analysiert wurden, die darauf hinwiesen, dass der Song die Unterrepräsentation von Frauen, die in der Gig-Economy arbeiten, in den Medien widerspiegelt:
"Auf der nationalen Bühne sind Arbeiterinnen völlig unsichtbar geworden".
"Das Stereotyp, dass Frauen in diesen Branchen nichts zu suchen haben, wurde verstärkt."
(...) Mit über 84 Millionen Beschäftigten auf der Plattform im Jahr 2021 wächst die Branche weiter. Spätestens seit 2017 haben die wirtschaftlichen Veränderungen dazu geführt, dass viele Arbeiter:innen aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor in die Gig-Economy abgewandert sind. (...) Der Trend wird auch durch die wachsende finanzielle Belastung von Frauen aus ländlichen Gebieten und von Frauen, die unbezahlte Hausarbeit leisten, angeheizt, da sie andere Wege finden müssen, um ihre Familien zu unterstützen. (...)
In einer 2022 (...) veröffentlichten Studie (...) berichteten Fahrerinnen, dass Fahrgäste sie diskriminieren, indem sie negative Kommentare und schlechte Bewertungen hinterlassen oder sogar Fahrten stornieren, weil "Frauen keine sicheren Fahrer sind". Diese Formen der Diskriminierung sind nicht nur beleidigend, sondern wirken sich auch auf die Bezahlung der Fahrerinnen aus. (...)
Selbst die Suche nach Toiletten kann eine unerwartete Herausforderung darstellen. Eine Fahrerin merkte an:
Ein Mann kann praktisch überall pinkeln, solange man ihn nicht sieht. Aber für Frauen ist das ein Problem, vor allem in Vorstädten, wo es nirgendwo Toiletten gibt.
Eine Fahrerin beschrieb, wie sie weniger Wasser trank und ihre Bewegung einschränkte, um häufige Toilettengänge zu vermeiden, insbesondere während der Menstruation. (...)