Lohnkürzungen als Antwort auf die Coronakrise
Die Regierung drückt ein Auge zu und zieht Lohnsenkungen dem Verlust von Arbeitsplätzen vor
Nikkei Asian Review berichtet:
Eine wachsende Zahl chinesischer Arbeitgeber hat die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer gekürzt, da der Ausbruch des Coronavirus in Branchen wie der Automobilindustrie, dem Einzelhandel, der Technik und der Werbung verheerende Folgen hat.
Die meisten Arbeiter haben die Kürzungen aufgrund der schlechten Beschäftigungsaussichten in der vom Virus befallenen Wirtschaft akzeptiert. Die chinesische Regierung, die massive Arbeitsplatzverluste fürchtet, hat Toleranz gegenüber diesem Trend signalisiert.
Die chinesische Automobilindustrie, die im vergangenen Monat einen fast 80%igen Umsatzrückgang vermeldete, hat die Löhne besonders aggressiv gekürzt. SAIC Motor, Chinas größter Autohersteller mit Sitz in Shanghai, verhandelt seit Anfang dieses Monats mit den Beschäftigten und führt Informationsveranstaltungen innerhalb der Unternehmensgruppe durch.
SAIC Maxus Automotive, eine Tochtergesellschaft für Sport Utility Vehicles, wird Berichten zufolge die leistungsabhängigen Löhne, die 35% der Gesamtlöhne ausmachen, kürzen. Auch andere Leistungen stehen auf dem Spiel.
Auf Anfrage des Nikkei bestätigte SAIC Maxus, dass die Gehaltskürzungen in erster Linie für Führungskräfte gelten werden. Das Unternehmen sagte jedoch, dass die Beschäftigten an der Produktionsstraße davon nicht betroffen sein werden und dass die Grundlöhne nicht geändert werden.
Es wird erwartet, dass der der SAIC angeschlossene Automobilzulieferer Shanghai Huizhong Automotive Manufacturing ab diesem Monat die Löhne um rund 20% kürzen wird. Angesichts des Einbruchs der Autoverkäufe im vergangenen Monat wird das Unternehmen der Sicherung der Kassenbestände Priorität einräumen.
Der Einzelhandelssektor kompensiert den Coronavirus-Effekt ebenfalls durch Senkung der Lohnkosten. Miniso, das Einzelhandelsgeschäfte innerhalb und außerhalb Chinas betreibt, sagte, es werde die Löhne im März um 30-50% senken. Beschäftigte, die zu Hause bleiben müssen, werden 30% des normalen Lohns erhalten.
Auch die Tech-Branche ist nicht immun. Der Online-Gebrauchtwagenhändler Uxin Group hat Lohnkürzungen zwischen 20% und 30% beschlossen. Ein Kollege der Gebrauchtwagenhandelsplattform Chehaoduo hat Berichten zufolge einen Teil seiner Belegschaft aufgefordert, bis Mai zu Hause zu bleiben.
Die Werbewebsite 58.com hat Mitarbeiter in einigen Gebieten angewiesen, einmal pro Woche Urlaub zu nehmen. "Das monatliche Einkommen wird um etwa 500 Yuan (70 Dollar) gekürzt, und ein Großteil der Telekommunikationsgebühren soll aus der Tasche bezahlt werden", sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens.
Obwohl sich das Leben in China langsam wieder normalisiert, gibt es immer noch Einschränkungen für Reisen zwischen Provinzen und Städten. Viele Unternehmen haben auf persönliche Treffen mit Geschäftskunden verzichtet.
Darüber hinaus gibt es starke Spekulationen, dass Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ermutigt haben, von zu Hause aus zu arbeiten, versuchen, diese Regelung zu nutzen, um die Arbeitskosten zu senken.
Selbst wenn Unternehmen ihre Gehälter kürzen, haben sie sich weitgehend von Personalabbau zurückgehalten, um der Botschaft der Kommunistischen Partei zu folgen. Zusätzlich zur Einführung von Konjunkturprogrammen für Unternehmen hat Präsident Xi Jinping eine starke Politik zur Stabilisierung der Beschäftigung versprochen.
Die Stadt Peking hat eine Mitteilung herausgegeben, die es den Arbeitgebern erlaubt, Beschäftigte vorübergehend zu suspendieren, solange die Arbeitnehmer ihre Zustimmung geben und die Betroffenen 70% des Mindestlohns erhalten.
Die Beamten scheinen bereit zu sein, drastische Gehaltskürzungen hinzunehmen, wenn sie Massenentlassungen abwehren können. Eine Schätzung von Goldman Sachs geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im zweiten Quartal auf bis zu 6% ansteigen wird, gegenüber 5,2% Ende 2019.
Einige Unternehmen sind bereits dabei, Personal abzubauen.
Das Werbe-Startup Xinchao Media trennt sich von 500 Mitarbeitern, was 10% seiner Belegschaft entspricht. Xinchao galt einst als vielversprechendes Einhorn im Wert von mehr als 1 Milliarde Dollar. Das Unternehmen sagt, dass es über fast 1 Milliarde Yuan an Mitteln verfügt, genug, um sechs bis sieben Monate zu überleben. Doch die Fähigkeit von Xinchao, sich über Wasser zu halten, ist in Zweifel gezogen worden.
Obwohl die Mitarbeiter Lohnkürzungen ablehnen, sehen viele kaum Aussichten, ihre Vergütungspakete durch einen Arbeitsplatzwechsel zu verbessern. Das Lohnwachstum hat sich in den letzten zwei Jahren verlangsamt.
"Ich bleibe vorerst im Unternehmen", sagte ein 58.com-Mitarbeiter.