April 5, 2020

Lehren aus Wuhan: „Ärzte und medizinisches Personal sollten nur sechs Stunden arbeiten“

Interview mit Eckhard Nagel, Präsident des Chinesisch-Deutschen Freundschaftskrankenhauses in Wuhan

Lehren aus Wuhan: „Ärzte und medizinisches Personal sollten nur sechs Stunden arbeiten“

Das Forum Arbeitswelten sieht eine wichtige Aufgabe in dem Austausch an Wissen über die Arbeitsbedingungen beider Länder. In der Coronakrise können die Erfahrungen, die im chinesischen Gesundheitswesen gewonnen worden sind, in deutschen Kliniken genutzt werden, um das Leben des pflegenden Personals zu schützen.

Man  hat in Wuhan eine klare Relation zwischen der Länge der  Arbeitsschichten und der Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten  sowie der Ansteckungswahrscheinlichkeit der Krankenhaus-Mitarbeiter  entdeckt. In der ersten hektischen Phase arbeiteten Ärzte und  medizinisches Personal in Wuhan oft 12 bis 14 Stunden. Sehr viele Helfer  haben sich damals angesteckt. Diese Entwicklung sehen wir auch in  Italien und Spanien. Erst als in China sehr viel mehr Personal zur Hilfe  kam und die Schichten sich auf sechs Stunden verkürzten, sanken die  Ansteckungs- und Sterberaten. Das Personal konnte sich dann sehr viel  genauer an die Vorschriften halten. Die Kehrseite der Medaille: Kürzere  Schichten bedeuten einen sehr viel höheren Bedarf an Schutzausrüstung.

Die  Lehre für Deutschland und Europa ist, dass eine Sechs-Stunden-Schicht  Leben rettet. Wichtig ist es auch, in der Vorbereitungsphase ausreichend  Personal zu bekommen, das angelernt werden kann. Dazu zählt die  Rekrutierung ehemaliger Mitarbeiter und von Medizinstudierenden. Es  hilft, dass andere Bereichen in den Krankenhäusern ihre Aktivitäten  heruntergefahren haben und das Personal aus diesen Abteilungen auch für  die Behandlung der Corona-Patienten eingesetzt werden kann.

Interview bei Riff Reporter