August 15, 2019

Neues von Foxconn

Weltweite Kritik an den Praktiken des Applezulieferers ändert nichts daran, daß der Konzern durch immer neue Skandale auffällt. Lehrer sollten auf Schüler einwirken, die weder Überstunden noch Nachtarbeit leisten wollten. Ihnen wurde mit schlechter Benotung in der Schule gedroht.

Neues von Foxconn

Das chinesische Arbeitsrecht ist in mancherlei Beziehung fortschrittlicher als das deutsche, doch das Problem liegt in seiner Umsetzung. Nicht nur Kleinbetriebe und Unternehmen in abgelegenen Regionen setzen sich über das Arbeitsrecht hinweg, es wird auch von den großen Konzernen massiv gebrochen.

Foxconn: Schüler fertigen Echo-Lautsprecher für Amazon in Nachtarbeit

Bei Foxconn bauen Schüler unter illegalen Bedingungen Echo-Lautsprecher für Amazon zusammen. Die als Praktikanten angestellten Schüler werden zum Leisten  von Überstunden und zu Nachtarbeit genötigt - beides ist gesetzlich  untersagt.
(...) Über 1.000 Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren seien bei  Foxconn beschäftigt. Hunderte dieser Schüler seien zu Überstunden und  Nachtarbeit genötigt worden. Zwar dürfen Schüler ab 16 Jahren  beschäftigt werden, aber sie dürfen weder zu Überstunden noch zu  Nachtarbeit herangezogen werden - das verbieten Arbeitszeitgesetze in  China. Foxconn habe damit Produktionsspitzen abdecken wollen, um  entsprechend viele Echo-Geräte für Amazon bauen zu können. Neben den  Alexa-Lautsprechern sollen die Kinder auch E-Book-Lesegeräte der  Kindle-Produktfamilie gefertigt haben.
Die betroffenen Schüler haben in einem  Praktikumsverhältnis für Foxconn gearbeitet - dabei seien Schulen von  dem Auftragsfertiger für die Vermittlung der Schüler bezahlt worden. 500  Yuan (etwa 63 Euro) im Monat erhielten Schulen für jeden Schüler, der  zu Foxconn geschickt werde. Die Schüler verdienen 16,54 Yuan pro Stunde,  das sind 2,10 Euro, was etwa 340 Euro pro Monat ergibt, wenn sie eine  40-Stunden-Woche in den Fabriken haben.
Lehrer sollen Schülern gedroht haben
Lehrer seien von Foxconn gebeten worden, auf Schüler  einzuwirken, die weder Überstunden noch Nachtarbeit leisten wollten.  Dabei soll Schülern mit schlechter Benotung in der Schule gedroht worden  sein. Dabei beteuerten die betroffenen Schüler, dass die Fabrikarbeit  nicht im Rahmen des Unterrichts stattgefunden habe.
(...)Der Guardian berichtet von einer Schülerin, die eigentlich  für acht Stunden am Tag fünf Tage in der Woche arbeiten sollte. Daraus  seien dann zehn Stunden pro Tag und sechs Tage in der Woche geworden.  Sie sagte: "Aber 10 Stunden am Tag, jeden Tag, zu arbeiten ist sehr anstrengend"
"Ich habe versucht, meinem Vorgesetzten zu sagen, dass ich keine Überstunden machen möchte." Der Foxconn-Manager habe dann den Lehrer informiert und der Lehrer habe gedroht, dass es kein Praktikum bei Foxconn gebe, wenn "keine Überstunden geleistet" würden. Darunter könne die weitere Schulkarriere leiden, soll der Lehrer gedroht haben.
Foxconn braucht Schülerpraktikanten
Der Guardian berichtet, dass Foxconn Schüler und  Studenten brauche, die Überstunden leisten, um die Produktionsziele zu  erreichen. Die Schüler schlafen in Wohnheimen bei den Fabriken. Wer sich  weigert, Überstunden zu leisten, wird entlassen. In einem  Foxconn-Dokument heißt es: "Wenn Schülerpraktikanten keine  Überstunden machen, hat das nicht nur Auswirkungen auf das  Produktionsziel, sondern auch auf ihre Einsatzbereitschaft.  Schülerpraktikanten müssen Überstunden machen."
In einem dem Guardian vorliegenden Dokument von Foxconn  heißt es, dass eine Fabrik von April bis Oktober 7.000 zusätzliche  Arbeiter benötige, aber lediglich 30 neue Arbeiter pro Woche einstellen  könne. Daher müssten Praktikanten gefunden werden, um diese Lücke zu  schließen. (...)

Golem 11. August 2019