Rentner auf den Barrikaden
Die Chinesische Regierung hat ein wachsendes Problem mit der älteren Generation
Arbeitskräftemangel durch
Chinas alternde Wanderarbeiter
Weniger junge Arbeitskräfte bedeuten höhere Löhne und teurere Produktion
(...) Die Gesamtzahl der Wanderarbeiter – diejenigen, die ihre ländlichen Heimatdörfer verlassen, um in städtischen Zentren zu arbeiten – erreichte laut dem chinesischen Nationalen Statistikamt im Jahr 2023 einen Rekordwert von 297 Millionen. Davon waren 31 % über 50 Jahre alt, dreimal so viele wie 2008, als die Aufzeichnungen begannen. Das Durchschnittsalter lag bei 43 Jahren, ein Anstieg um 9 Jahre seit 2008. (...)
Nur wenige Hochschulabsolventen sind bereit, in die Fertigungsindustrie zu wechseln. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften in Bereichen wie Elektrofahrzeugen, einem Bereich, den die Regierung unterstützt. Das Ministerium für Humanressourcen und soziale Sicherheit prognostiziert für 2025 einen Arbeitskräftemangel von 30 Millionen Menschen in wichtigen Fertigungsindustrien wie der Automobilindustrie. (...)
Die Durchschnittslöhne in der privaten Fertigungsindustrie stiegen in den zehn Jahren bis 2022 um das 2,4-Fache. Das durchschnittliche Monatseinkommen von Wanderarbeitern stieg in den zehn Jahren bis 2023 um 80 %. Bislang hat China ausländische Unternehmen mit seinen billigen und reichlich vorhandenen Arbeitskräften angezogen. (...)
Am 28. Mai veranstalteten Investoren der nicht fertiggestellten Alterswohnungen der Shunchen Group in Ningbo, Provinz Zhejiang, eine weitere Kundgebung, um ihre eingezahlten Gelder zurückzufordern. Die Behörden entsandten eine große Anzahl Polizisten(...). Mehrere Rentner wurden abgeführt.
Hunderte Rentner versammelten sich am Montag (25. August) vor dem Personal- und Sozialversicherungsamt Guangzhou in Guangdong, um gegen die Zurückhaltung der Rentenzahlungen durch die Behörden zu protestieren und skandierten Slogans wie „Nieder mit den korrupten Beamten“.
Am 1. September blockierten pensionierte Beschäftigte der Kailuan-Gruppe in Tangshan, Provinz Hebei, die Straße vor dem Hauptsitz der Gruppe, um gegen die ausbleibende „Ein-Kind-Beihilfe” in Höhe von 3.000 Yen durch das Unternehmen zu protestieren.
Rentner aus Hubei, denen ihre Renten vorenthalten wurden, geraten bei Protesten mit der Polizei aneinander
Am 21. Oktober kam es im Ministerium für Humankapital und soziale Sicherheit der Provinz Hubei zu Zusammenstößen zwischen Rentnern, die für ihre Renten protestierten und der Polizei. (...) Dabei brach ein älterer Mensch zusammen und blieb auf dem Boden liegen. Den Teilnehmern zufolge hatten diese Personen legal in das Rentensystem von Hubei eingezahlt, waren normal in den Ruhestand getreten und hatten viele Jahre lang ihre Renten bezogen. Im März 2019 setzte das Ministerium jedoch ohne vorherige Ankündigung einseitig ihre Renten aus und verwies dabei auf angebliche „Vorstrafen“.
Im Mai 2020, nach Protesten vieler betroffener Rentner, gab das Ministerium ein rechtlich fragwürdiges Dokument heraus und forderte sie auf dieser Grundlage zwangsweise zu einer „zweiten Pensionierung” auf, wobei es die Rückzahlung der bereits erhaltenen Renten verlangte. Das Ministerium drohte mit Zwangsmaßnahmen wie „Abzug von den Bestattungskosten” oder der finanziellen Haftung ihrer Kinder.
Im Jahr 2025 änderte das Ministerium erneut ohne Benachrichtigung der Betroffenen ihre tatsächlichen Dienstjahre im Rahmen einer sogenannten „zweiten Berechnung” und zog Beträge davon ab. In den letzten sechs Jahren haben die ihrer Rente beraubten Rentner wiederholt für ihre Rechte demostriert und wurden dabei von den Behörden in Wuhan durch Überwachung, Reisebeschränkungen und andere Maßnahmen langfristig unter Druck gesetzt, doch ihr Kampf ist noch nicht beendet.