November 1, 2021

Belt & Road Folge 7

Meldungen über aktuelle Konflikte

Belt & Road Folge 7

[Bild oben: Streik bei chinesischem Bauunternehmen in Kenia]

Italien:

Ausbeutung von Arbeitsmigranten: Zwei Personen in Florenz, Italien, verhaftet

"Die Polizei hat ein Paar verhaftet, das in einem Lederverarbeitungsbetrieb in Mittelitalien Arbeiter ausgebeutet haben soll. Chinesische, pakistanische und bangladeschische Migranten mussten Berichten zufolge 14 Stunden am Tag ohne Pausen arbeiten  für etwas mehr als drei Euro pro Stunde.
Die Staatsanwaltschaft Florenz führte eine Untersuchung über die Ausbeutung von Arbeitern in einem lederverarbeitenden Betrieb durch, die zur Verhaftung von zwei Personen, einem chinesischen Paar, führte. Sie wurden im Gefängnis in Untersuchungshaft genommen. Die Behörden beschlagnahmten bei dem Paar Vermögenswerte in Höhe von 522 883 €."

InfoMigrants 11.6.2021

Spanien:

Balearen - Zuwachs an ausländischen Arbeitern

"2,2 Millionen Ausländer arbeiten in Spanien. Auf den Balearen kommen die meisten von ihnen aus Rumänien, Marokko, Italien und China"

Inselradio 23.7.2021

Afrika:

Spannung zwischen afrikanischen Bergarbeitern und ihren chinesischen Chefs wächst

  • "In den sozialen Medien kursieren Videos, die angeblich gewalttätige Auseinandersetzungen zeigen und die menschliche Kehrseite der Beziehungen zwischen China und Afrika verdeutlichen
  • Beobachter sagen, dass eine Kombination aus kulturellen Unterschieden, Managementstil und schlechten Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich ist"

SMCP 3.10.2021

Serbien:

Gefahr bei Ostwind

"China investiert in Serbiens Schwerindustrie. Das rettet Arbeitsplätze – und gefährdet Menschenleben.
(...) Die Chinesen haben dennoch nah am Abgrund gebaut. Kaum mehr als zwanzig Meter von der Abbruchkante entfernt steht ein Komplex aus Wohncontainern für chinesische Arbeiter, gesichert durch eine stacheldrahtbewehrte Mauer, von Kameras überwacht. „Das ist die Kantine von denen“, behauptet ein Mann, der im Nebenhaus in seinem Garten sitzt. Eine Kantine? Bewacht wie Fort Knox? 'Die behandeln ihre eigenen Leute wie Gefangene', sagt der Mann. (...)
Zeitweilig waren die Kupferminen von Bor die größten Europas, bedeutend sind sie immer noch. Deshalb ist Bor seit einiger Zeit nicht mehr allein eine serbische, sondern auch eine chinesische Stadt. Vor nicht ganz drei Jahren übernahm die chinesische Zijin Mining Group den noch aus sozialistischen Zeiten stammenden Bergbaubetrieb von Bor. Die Chinesen setzten sich gegen Mitbewerber aus Kanada und Russland durch. Zijin Bor Copper, die in Serbien gegründete Tochterfirma des chinesischen Konzerns, sagte dem serbischen Staat zu, innerhalb von sechs Jahren mehr als eine Milliarde Euro in den Ausbau der Förderung zu investieren, alle bestehenden 5000 Arbeitsplätze zu erhalten und die mehr als 170 Millionen Euro Schulden zu begleichen, die der alte Bergbaubetrieb angehäuft hatte. (...)
'Wir haben täglich eine konstant hohe Arsenkonzentration in der Luft. Das spürt man nicht. Und wenn man es spürt, ist es zu spät, weil man krank ist.' Die Arsenkonzentration übersteige die staatlich festgelegten Grenzwerte regelmäßig um das Zehnfache, in Einzelfällen sogar um deutlich mehr, berichtet Marjanović. (...)
Dass ausländische Investoren die Umwelt der Region belasten, ist nichts Neues in Bor. Kurz nach der vorvorigen Jahrhundertwende, als die systematische Ausbeutung der Kupfervorkommen hier begann, erst im Tagebau und später auch unterirdisch, kamen zunächst die Franzosen. Die französischen „Mines de Bor“ brachten schon vor einem Jahrhundert eine hohe Verschmutzung der Gewässer mit sich. Die Landwirtschaft litt darunter, und 1935 erhoben sich mehrere Tausend Bauern gegen die Investoren. Jugoslawiens Regierung ließ die Rebellion niederschlagen, es gab Tote.
Als wenige Jahre später die deutsche Wehrmacht in Jugoslawien einmarschierte, sollte es noch schlimmer kommen. (...) Russische Kriegsgefangene und später auch Tausende ungarische Juden wurden als Zwangsarbeiter eingesetzt. (...)
Chinesische Investoren als Segen in einem abgewirtschafteten Zentrum der Schwerindustrie, das ist nicht nur in Bor so. (...) Mit wem man auch spricht, alle sagen: Die Chinesen sollen bleiben. Aber eine wachsende Gruppe von Menschen fordert auch, dass chinesische Konzerne sich an Umweltauflagen halten und Serbien nicht wie eine Müllkippe behandeln. (...) „Unsere neuen Gesetze schützen in erster Linie die Interessen des Staates und der Investoren, nicht die der lokalen Bevölkerung.“ Dagegen regt sich inzwischen jedoch Widerstand. Im September vergangenen Jahres demonstrierten mehr als zweitausend Menschen in Bor gegen die Luftverschmutzung. 'Stoppt die Verbrechen gegen die Kinder von Bor', lautete eine Losung. (...)
Im Januar dieses Jahres geriet Zijin wieder ungewollt in die Schlagzeilen, als etwa fünfzig Chinesen in Bor gegen ihre Arbeitsbedingungen demonstrierten. Sie klagten über 14-Stunden-Arbeitstage ohne freie Wochenenden, schlechtes Essen, Mangel an Schutzkleidung und Verhältnisse wie in einem Gefängnis. (...)
Möglich werden solche Zustände, die Zwangsarbeit vielleicht mehr als nur ähnlich sehen, auch durch ein Abkommen zwischen Peking und Belgrad, laut dem das serbische Arbeitsschutzgesetz für chinesische Arbeiter in Serbien nicht gilt. Tausende Arbeiter aus China, die für Großprojekte eingeflogen werden, sind damit der Willkür ihrer chinesischen Arbeitgeber ausgesetzt. Baustellen und Firmengelände chinesischer Investoren in Serbien werden so nach europäischen Maßstäben zu einem rechtsfreien Raum. Wer wundert sich da noch über Stacheldraht und Mauern?
(...) Es gehe deshalb nicht in erster Linie um die Chinesen, sagt Marjanović. 'Die verhalten sich wie andere Investoren auch. Sie suchen Länder, in denen es keine strengen Umweltschutzauflagen gibt oder wo sie nicht durchgesetzt werden.'  (...) 'Das Problem liegt in der mangelnden Reaktion des Staates. Die Investoren tun, was der Staat ihnen erlaubt – und der schaut weg.' Bleibt es dabei, könnte sich das chinesische Engagement in Bor als tödlicher Segen erweisen."

FAZ 8.8.2021

Myanmar:

Myanmars Putschisten-Junta gibt Holzschiebern grünes Licht

"(...) Salai, ein lokaler Umweltschützer, sagte, dass die Holzfäller-LKWs über Pinlebu, Kale und Katha, einem Transitknotenpunkt für den Holzhandel, in den nördlichen Shan-Staat fahren und dass ihr endgültiges Ziel Nongdao oder Ruili in der chinesischen Provinz Yunnan sein wird. Beide Orte dienen seit Jahrzehnten als Lager- und Handelsknotenpunkte in Yunnan für Holz aus Myanmar, das dann in andere Teile Chinas weitertransportiert wird. Ein Teil des Holzes wird auch über Grenzübergänge im nördlichen Kachin-Staat nach China transportiert. "Seit dem Putsch des Militärs ist der illegale Holzeinschlag außer Kontrolle geraten", sagte Salai gegenüber The Irrawaddy. (...)
Die Nachfrage Chinas nach Teakholz und anderen wertvollen Harthölzern hat in Myanmar seit über drei Jahrzehnten zu massivem illegalen Holzeinschlag und Abholzung geführt. Es ist bekannt, dass Holzschmuggler große Mengen an abgeholztem Teakholz aus den Kachin- und Shan-Staaten sowie der Region Sagaing über den Landweg nach China transportieren. Nach Angaben von Global Forest Watch (GFW) hat Myanmar durch den illegalen Holzeinschlag zwischen 2001 und 2020 eine Waldfläche verloren, die in etwa der Größe der Schweiz entspricht. (...)
'Myanmars Militär hat eine verheerende Bilanz in Sachen Umweltpolitik. Es hat jedoch enge Beziehungen zu China, das vor der Demokratisierung der einzige internationale Unterstützer des Landes war, und es wird erwartet, dass die Belt and Road-Projekte fortgesetzt und ausgebaut werden', so die CEOBS [Conflict and Environment Observatory group UK]. (...)
Ein in Rangun ansässiger Umweltexperte hält es aufgrund der Satellitenbilder für möglich, dass ein großer Teil des Regenwaldes im Alaungdaw-Kathapa-Nationalpark innerhalb von sechs Monaten verschwunden ist. Es sei jedoch schwierig, den genauen Umfang der durch illegalen Holzeinschlag verlorenen Waldfläche allein anhand von Satellitenbildern zu bestimmen.
'Das ist ein Alptraum, denn der Park ist nicht nur ein heiliger Ort für Buddhisten, sondern auch eines der wichtigsten Biodiversitätsgebiete des Landes', so der Umweltexperte. (...)
Chinesische Medien berichteten, dass der Preis für Myanmars Rotholz Mitte April um 10 bis 15 Prozent gestiegen ist, da die Vorräte in Ruili fast zur Neige gingen. Immer dann, wenn die Nachfrage in Ruili hoch ist, wird mehr Rotholz aus Myanmar geschmuggelt. Kürzlich hat die chinesische Dongyang Redwood Company mit dem Kauf riesiger Stämme aus Myanmar geworben und den Preis pro Stamm mit 600.000 RMB bzw. 152.041.729 Kyat angegeben. (...)
Infolge des Staatsstreichs sahen Beobachter, die sich auf den Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag und die notwendige Verbesserung der Waldbewirtschaftung und der Transparenz in diesem Sektor konzentrieren, sich gezwungen, ihre Aktivitäten aufgrund von Sicherheitsbedenken einzustellen. (...)"

The Irrawaddy 17.8.2021

Pakistan:

Proteste in Pakistan gegen Chinas Belt & Road Pläne

"Demonstrationen legen Gwadar lahm, wo die Chinesen für den Mangel an Wasser und Strom und die Bedrohung der lokalen Fischerei verantwortlich gemacht werden
(...) In dieser Woche blockierten Demonstranten, darunter Fischer und andere lokale Arbeiter, die Straßen in Gwadar, einer Küstenstadt in Belutschistan. Sie verbrannten Reifen, skandierten Slogans und legten die Stadt weitgehend lahm, um Wasser und Strom zu fordern und den chinesischen Trawlern Einhalt zu gebieten, die illegal in den nahe gelegenen Gewässern fischen und den Fisch anschließend nach China bringen. Zwei Menschen wurden verletzt, als die Behörden gegen die Demonstranten vorgingen.
Am Freitag tötete ein Selbstmordattentäter zwei Kinder bei einem Anschlag auf chinesische Staatsangehörige, die auf der Hauptautobahn zum Hafen fuhren, so ein hoher pakistanischer Beamter. 'Dem Selbstmordattentäter gelang es, das letzte Auto des Konvois zu treffen, als dieser vorbeifuhr', sagte er und bestätigte, dass zwei Kinder starben und ein chinesischer Ingenieur verletzt wurde.
Zu dem Anschlag bekannte sich die Belutschistanische Befreiungsarmee (BLA), die wie andere militante Gruppen in der Region die Chinesen beschuldigt, die Bodenschätze Belutschistans auszubeuten, und die bereits früher Anschläge auf chinesische Staatsangehörige und das chinesische Konsulat in Karatschi verübt hat.
Die Proteste in dieser Woche waren weitgehend friedlich verlaufen.
'Seit mehr als einem Monat protestieren und demonstrieren wir gegen die chinesischen Trawler, den Mangel an Wasser und Strom. Die Regierung hat unsere Forderungen nie beachtet, und wir mussten einen kompletten Streik durchführen, bei dem wir von der Bezirksverwaltung angegriffen wurden', sagte Faiz Nigori, ein lokaler politischer Mitarbeiter.
Die Proteste sind Teil der wachsenden Unzufriedenheit mit der Präsenz Chinas in Gwadar, dessen Hafen integraler Bestandteil des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridorprojekts (CPEC) ist, bei dem China Milliarden in Infrastrukturprojekte in Pakistan investiert hat. (...)"

Guardian 21.8.2021

China und Argentinien: Unklarheit über Abkommen zur Schweinefleischproduktion

"Errichtung von Fabriken in der Provinz Chaco bereits im Gang. Landesweite Proteste. Kritik an Informationspolitik der Regierung
(...) Auslöser der Proteste war ein Mitte Juli erschienener Bericht in der Tageszeitung El Cronista. Dort hieß es zunächst, ein entsprechendes Memorandum zwischen Argentinien und China wäre bereits vereinbart. Mit chinesischer Finanzierung sollen dementsprechend landesweit 25 Fabriken zur Produktion von 900.000 Tonnen Schweinefleisch für den Markt der Volksrepublik errichtet werden. Diese Nachricht wurde seitens des argentinischen Außenministeriums umgehend dementiert. El Cronista änderte daraufhin seine Meldung dahingehend, dass das Abkommen erst im September unterschriftsreif sein solle. (...)"

Amerika21 31.8.2021

Indonesien:

Zu Tode geschuftet: Wie ein chinesischer Thunfischmoloch seine indonesischen Arbeiter verschliß

"Eine der größten chinesischen Thunfischfangfirmen, Dalian Ocean Fishing, machte letztes Jahr Schlagzeilen, als vier junge indonesische Decksarbeiter erkrankten und an unbekannten Krankheiten starben, nachdem sie auf einem ihrer Boote angeblich schrecklichen Bedingungen ausgesetzt waren.
Eine Untersuchung von Mongabay, Tansa und dem Environmental Reporting Collective zeigt nun zum ersten Mal, dass die Missstände, unter denen die Arbeiter auf diesem Schiff zu leiden hatten - vor allem die Ernährung mit minderwertigem Essen, die Verabreichung von möglicherweise gefährlichem Trinkwasser und die übermäßige Arbeitsbelastung - nicht auf ein Boot beschränkt, sondern in der gesamten Flotte des Unternehmens weit verbreitet und systematisch waren.
Darüber hinaus waren die Wanderfischer auf vielen Booten Schlägen und Drohungen ausgesetzt, die Löhne einzubehalten, wenn sie die Anweisungen nicht befolgten. Viele haben nicht den vollen Lohn erhalten oder wurden überhaupt nicht bezahlt.
China verfügt über die größte Fernfischereiflotte der Welt, und es wird allgemein angenommen, dass Indonesien der größte Lieferant von Arbeitskräften für diese Branche ist. In den Jahren 2019 und 2020 starben mindestens 30 Fischer aus Indonesien auf chinesischen Langstrecken-Fischereibooten, oft an unbekannten Krankheiten."

Mongabay 13.9.2021 (Die Lektüre des ausführlichen und gut recherchierten englischsprachigen Artikels ist zu empfehlen!)

Laos:

Laotische Arbeiter eines von China finanzierten Eisenbahnprojekts seit fast zwei Monaten unbezahlt

"(...) 'Etwa 20 von uns haben ihren Lohn bekommen, nachdem wir den Strom auf der Baustelle abgeschaltet hatten.' (...)
'Mehr als 100 weitere Eisenbahnarbeiter, die bei anderen chinesischen Subunternehmern beschäftigt sind, haben ihren Lohn noch nicht erhalten und warten immer noch', sagte er.
Die Arbeiten an der 5,9 Milliarden Dollar teuren Eisenbahnverbindung zwischen Laos und China begannen im Dezember 2016. Von dem Projekt wird erwartet, dass es die Kosten für Exporte und Konsumgüter in Laos senkt und die sozioökonomische Entwicklung in dem Binnenstaat mit fast 7 Millionen Einwohnern ankurbelt.
Die 260 Meilen lange Eisenbahnstrecke, die die Provinz Luang Namtha an der laotisch-chinesischen Grenze mit der Hauptstadt Vientiane verbindet, ist Teil der chinesischen 'Belt and Road'-Initiative, die die Finanzierung und den Bau von Infrastrukturen zur Förderung des Handels mit China vorsieht, und ist inzwischen zu fast 94 Prozent fertiggestellt.
China ist der größte ausländische Investor und Entwicklungshilfegeber in Laos und nach Thailand der zweitgrößte Handelspartner des Landes."

RFA 23.9.2021

Jamaika:

Anklage gegen China Harbour!

"Die von Morrison geführte UCASE fordert, dass die chinesische Bauindustrie aufhört, die Arbeitsgesetze zu missachten
Die Gewerkschaft der Büro-, Verwaltungs- und Aufsichtsangestellten (UCASE) fordert die Regierung auf, das Management der China Harbour Engineering Company Limited (CHEC) an die Staatsanwaltschaft zu überstellen, damit diese Anklage erhebt. (...)
Unzählige Probleme belasten die Arbeiter. So haben sich die Arbeiter beispielsweise über die Höhe der Löhne beschwert, die sie erhalten. Sie haben sich über das Fehlen von Schutzausrüstungen und von grundlegenden Dingen wie Trinkwasser beschwert, und die Liste geht noch weiter. (...)"

Jamaica Observer 27.9.2021

Deutschland:

Hunderte protestieren gegen Arbeitsbedingungen bei Fysam in Steinheim

"Rund 300 Beschäftigte des Autozulieferers Fysam in Steinheim (Kreis Heidenheim) haben am Donnerstagmittag gegen Arbeitsbedingungen protestiert. (...)
Die Gewerkschaft wirft dem Autozulieferer außer schlechten Arbeitsbedingungen auch Verstöße gegen das Arbeitszeitengesetz vor. Fysam gehört zu einem chinesischen Konzern,  dem größten Glasproduzenten Chinas, Fuyao. Als der Konzern vor zwei Jahren als Investor einstieg, war der Jubel beim Hersteller von Auto-Zierleisten groß. Fuyao versprach Investitionen und eine Zukunft für die Arbeit. (...)
Chinesische Mitarbeiter sollten der Firma bei der Umstrukturierung helfen. Inzwischen sind es 120 in den Fysam-Werken in Steinheim und am Firmensitz in Böhmenkirch (Kreis Göppingen). Viele allerdings, so erzählen es Betriebsräte, nicht in Verwaltung oder im Management. Laut IG Metall sollen die Beschäftigten in der Produktion systematisch durch chinesische Arbeiter ersetzt werden. (...)
Bei Fysam, so ein weiterer Vorwurf der IG Metall, fehle es zudem an Arbeitsschutzmaßnahmen wie Absaug-Anlagen. Außerdem liege das Entgelt nur wenig über dem Mindestlohn. (...)"

SWR 1.10.2021

Griechenland:

"Ein Arbeiter ist heute bei einem Arbeitsunfall an den Piers der COSCO (China Ocean Shipping Company) im Hafen von Piräus in Athen ums Leben gekommen. Die COSCO-Beschäftigten beschlossen auf einer Generalversammlung, die kurz nach dem Unfall stattfand, einen 24-stündigen Streik."

twitter 25.102021

Und siehe Labournet am 26.10.2021

und ein Video vom Sturm auf das Hafentor:

Mit der Ausweitung der Investitionen und im Zusammenhang mit geopolitischen Spannungen, ist eine Zunahme von Gewalt zu beobachten. Die normalen Kampfmittel von Arbeitern und Anwohnern sind Protestaktionen, Demonstrationen, Blockaden und Arbeitsniederlegungen. In gewalttätigeren Auseinandersetzungen stehen die Arbeiter bewaffneten Sicherheitskräften gegenüber. Im April dieses Jahres kamen bei einem Protest von Arbeitern eines chinesischen Unternehmens in Bangladesch mindestens sieben von ihnen durch Polizeikugeln um. Nach bewaffneten Angriffen und Entführungen von chinesischen Staatbürgern in Pakistan, hat die pakistanische Regierung 15.000 Soldaten zum Schutz der chinesischen Unternehmen abgestellt.

Die wachsende Gewalt und eine militarisierung der Konflikte im Rahmen der Belt & Road Intitiative wurde von der US amerikanischen Militärzeitschrift War on the Rocks ("National security. For insiders. By insiders.") untersucht und beschrieben:

Kontinuität und Wandel in Chinas Strategie zum Schutz von Übersee-Interessen

"Dieser Sommer war kein leichter für die Mitarbeiter des chinesischen Zentrums für konsularische Unterstützung und Schutz des Außenministeriums. Im Mai wurde ein chinesischer Staatsbürger im Südsudan an einer wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt Juba und der Stadt Rumbek getötet. Im Juli kamen bei Terroranschlägen in Pakistan neun weitere chinesische Staatsbürger ums Leben und ein weiterer wurde verwundet. Weniger als eine Woche später entführten bewaffnete Männer drei chinesische Arbeiter und zwei Mauretanier von einer Baustelle im Norden Malis.
Während die chinesische Botschaft in Bamako chinesische Unternehmen und Staatsangehörige in Mali warnte, besonders auf ihre Sicherheit zu achten, veröffentlichte die Global Times, die von der Chinawissenschaftlerin und ehemaligen stellvertretenden Außenministerin Susan Shirk als 'ein Boulevardblatt, aber ein maßgebliches' bezeichnet wird, einen ungewöhnlich donnernden Leitartikel als Antwort. Darin wurde gewarnt, dass China Pakistan zwar Hilfe leisten werde, aber wenn die Stärke des Landes nicht ausreiche, könnten sich Chinas Raketen und Spezialkräfte mit Zustimmung Pakistans auch direkt an Operationen zur Beseitigung von Bedrohungen gegen Chinesen in Pakistan beteiligen. 'Wir werden ein Beispiel zur Abschreckung setzen.'
Die Art und Weise, wie China den Schutz seiner Interessen im Ausland angeht, ist nicht trivial. Die Entscheidung Chinas, sein Militär (einschließlich der bewaffneten Volkspolizei) zum Schutz chinesischer Staatsangehöriger oder Unternehmen im Ausland einzusetzen, könnte von den Vereinigten Staaten und anderen leicht als erster Schritt zur Errichtung einer chinesischen Einflusssphäre außerhalb Asiens aufgefasst werden. Dies ist bereits der Fall. So hat der Befehlshaber des US-Afrika-Kommandos, General Stephen Townsend, in einem Interview mit der Associated Press die realen Versuche Chinas, seine Interessen in Afrika zu schützen, mit Spekulationen über eine umfassendere Strategie vermengt, die den Aufbau einer stabilen Militärpräsenz in Westafrika beinhaltet, um Amerikas Ostküste zu bedrohen.
(...) Obwohl in Peking ein Konsens darüber besteht, dass das Militär eine Rolle beim Schutz chinesischer Unternehmen - und insbesondere chinesischer Staatsangehöriger - im Falle einer Gefahr im Ausland spielen sollte, ist dieser Konsens das Ergebnis einer Reihe von Krisen und nicht einer großen Strategie. (...)"

Der Kommentar im War on  the Rocks Magazin schätzt die Haltung der chinesichen Regierung als eher deeskalierend ein:

"Ziel ist es, mit den lokalen Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten und sie zu unterstützen, damit sie die Sicherheit der chinesischen Interessen gewährleisten können. Neben dem berühmten Fall Pakistans, das eigens zu diesem Zweck neue Einheiten geschaffen hat, ist ein jüngstes Beispiel für diesen Trend die Unterzeichnung eines Abkommens zwischen Demelash Gebremichael, dem Generalkommissar der äthiopischen Bundespolizeibehörde, und Zhao Zhiyuan, dem chinesischen Botschafter in Äthiopien, mit dem Ziel, den Schutz von Projekten zu verbessern, die in dem ostafrikanischen Land im Rahmen von Chinas Gürtel- und Straßeninitiative stattfinden. Nur wenige Monate zuvor hatten äthiopische Streitkräfte Hunderte chinesischer Staatsangehöriger aus der Region Tigray eskortiert.
Chinas Ansatz zur Wahrung seiner Interessen im Ausland, der auf diplomatische Zusammenarbeit setzt, aber auch eine begrenzte militärische Option vorsieht, ist eine vernünftige Strategie. Dies gilt insbesondere für ein Land, das in vielen instabilen Regionen der Welt einen enormen wirtschaftlichen und menschlichen Fußabdruck hat. (...)
Die chinesische Regierung scheint eine starke Präferenz dafür zu haben, Wege zu finden, um Krisen vorzubeugen, indem sie chinesische Unternehmen durch den Einsatz von Regulierungsinstrumenten dazu bringt, mehr in Risikoprävention und Risikomanagement zu investieren, und indem sie auf die Zusammenarbeit mit anderen Ländern setzt. Die nach der Libyen-Krise unternommenen Anstrengungen, eine militärische Option in das politische Menü aufzunehmen, haben diesen Ansatz bis heute nicht wesentlich verändert. (...)
Die chinesische Außenpolitik bleibt anfällig für Schocks, die durch plötzliche Bedrohungen der Interessen des Landes im Ausland verursacht werden. Obwohl nach 2011 wichtige Änderungen vorgenommen wurden, um sicherzustellen, dass die Volksbefreiungsarmee eine aktivere Rolle beim Schutz chinesischer Staatsangehöriger und Vermögenswerte in instabilen Regionen spielen kann, haben die politischen Entscheidungsträger in Peking einen pragmatischen und vorsichtigen Ansatz beibehalten. (...)
Natürlich könnten sich die Dinge ändern, insbesondere im Falle einer weiteren plötzlichen großen Krise. Wie das Beispiel Libyen gezeigt hat, kann ein militärisches Eingreifen des Westens China im UN-Sicherheitsrat gegen sich aufbringen und Schlüsselregionen destabilisieren, wodurch chinesische Unternehmen und Staatsangehörige bedroht werden. In dem Maße, wie Chinas menschlicher und wirtschaftlicher Fußabdruck in Übersee wächst, wird das Land natürlich anfälliger für diese Art von Instabilität. (...)"

War on the Rocks 4.8.2021