May 20, 2024

Niederlage beim längsten Streik in Deutschland bei SRW Metalfloat

Eines der größten Metall-Recyclingunternehmen Chinas hat kein Interesse an sozialpartnerschaftlichem Umgang mit deutschen Gewerkschaften

Niederlage beim längsten Streik in Deutschland bei SRW Metalfloat

Das Unternehmen über sich:

Die SRW metalfloat GmbH betreibt im Röthaer Ortsteil Espenhain, 20 km südlich von Leipzig, moderne Anlagen zur Aufbereitung von metallhaltigen Rückständen und gehört als Teil der Scholz Gruppe zu einem der weltweit führenden Stahl- und Metallrecyclingunternehmen (...)
2000 Gründungen der Sächsichen Recycling Werke GmbH durch die Scholz Holding GmbH. (...)
2014 Restrukturierung der Scholz Gruppe und Einstieg der Toyota Tsusho Corporation in den Gesellschafterkreis.
2016 Die Scholz Gruppe wird Teil der Chiho Enviomental Group und gehört somit zu einem der größten Metall-Recyclingunternehmen Chinas.
2019 Nach intensiver Entwicklungsphase wird die neue Anlage für feinkörnige, metallhaltige Abfälle am Standort Espenhain in Betrieb genommen. Mit der patentierten Technologie wird eine höchstmögliche Wertschöpfung bei der Metallseparation realisiert.

Wikipedia ergänzt:

Chiho-Tiande ist ein chinesisches Unternehmen für Metallrecycling mit Sitz auf den Cayman Islands. Es betreibt Standorte in Hongkong, Taizhou und Oss (Niederlande). Das Unternehmen gießt selbst Kupfer- und Aluminiumbarren.
Chiho-Tiande hat den deutschen Edelstahlrecycler Scholz Holding zum Jahresende 2016 für einen Euro übernommen und im Folgejahr den bisherigen Geschäftsführer fristlos gekündigt.
Die Scholz-Tochter SRW metalfloat in Espenhain wurde vom 8. November 2023 bis zum 6. Mai 2024 bestreikt. Kern der Forderungen war die Durchsetzung einer Tarifbindung. Mit einer Streikdauer von 180 Tagen ist der Ausstand der längste Streik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. An den Streik schloss eine Aussperrung der bis dahin streikenden Mitarbeiter an.

Wikipedia

Solidarität von NGG Kollegen

Nach Streikunterbrechung

Recyclingfirma in Espenhain erteilt Hausverbot an Streikende

Vergangenen Freitag kündigte die IG Metall an, ihren Dauerstreik bei einer Recyclingfirma in Espenhain zu unterbrechen. Das Unternehmen reagierte wiederum mit der Androhung, die Mitarbeitenden auszusperren, da sich so kurzfristig der Schichtbetrieb nicht angepasst werden könne. Am Montagfrüh standen die Beschäftigten der SRW metalfloat vor verschlossenen Toren. Es ist die nächste Eskalation in einem der längsten Arbeitskämpfe in der Geschichte der Bundesrepublik.
(...) Der sächsische Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Markus Schlimbach bezeichnet das Verhalten der SRW metalfloat als schockierend. (...) Seit 40 Jahren habe es in Deutschland keine Aussperrung mehr gegeben, erklärte der DGB-Vorsitzende weiter.  (...) Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen erklärte, dass sei ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten. "Mit diesem aggressiven Vorgehen demonstriert der Arbeitgeber erneut seine volle Verachtung und Kälte gegenüber seinen Beschäftigten. Dieses Verhalten erinnert an das 19. Jahrhundert und passt in keiner Weise zu einer Zukunftsbranche", sagte Schulze. (...)

mdr 6.5.

Streikbereitschaft war ein Problem

Von der Gewerkschaft wurde die Streikbereitschaft unter den Beschäftigten aber offenbar höher eingeschätzt, als sie letztlich war. Das Unternehmen musste zwar erhebliche Einbußen durch den Arbeitsausfall hinnehmen. Mit den nicht streikenden Beschäftigten konnte jedoch weiterhin ein Betrieb in zwei Schichten aufrechterhalten werden, wenn auch unter extremen Bedingungen.
Finanziell hätte die IG Metall auch noch länger Streikgeld an die Beschäftigten zahlen können. "Die Streikkasse der IG Metall bekommt keiner leer", hieß es hinter vorgehaltener Hand.
Wie das Unternehmen vor Kurzem mitteilen ließ, gingen jedoch wichtige Protagonisten des Streiks von der Fahne. So habe der amtierende Betriebsratsvorsitzende "um Aufhebung seines Anstellungsverhältnisses zum 30. April gebeten". Der Nachrücker in den Betriebsrat hat ebenfalls das Unternehmen verlassen wollen. Inzwischen würde nur noch eine Minderheit der Beschäftigten streiken.
Dem widerspricht die Gewerkschaft. Knapp 100 der 180 Beschäftigten hätten sich am Streik beteiligt. Bei der Urabstimmung am Anfang hätten sogar 90 Prozent für einen Streik gestimmt. Tatsächlich waren es dann aber weniger, die in den unbefristeten Ausstand traten.

Sächsische 13.5.2024

Der DGB verbalradikal in den Sozialen Medien

Espenhain: Rekordstreik der IG Metall bleibt ohne Erfolg

Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall ist in eine Niederlage gemündet. Die Gewerkschaft gab bekannt, dass sie den Arbeitskampf beim Recyclingunternehmen SRW Metalfloat im sächsischen Espenhain einstellt. Er war nach immerhin 180 Tagen am 6. Mai bereits ausgesetzt worden. Das Unternehmen, das sich Verhandlungen zuvor konsequent verweigert hatte, reagierte darauf mit der Aussperrung der bisherigen Streikteilnehmer bis Ende des Monats. Nun wurde der Streik per Urabstimmung gänzlich für beendet erklärt – eine herbe Schlappe für die IG Metall. Deren Leipziger Bevollmächtigter Steffen Reißig erklärte, das in chinesischem Eigentum befindliche Unternehmen habe aus einer »alltäglichen Tarifverhandlung mit einer recht bescheidenen Forderung« einen »Kulturkampf« gemacht. Wenn sich ein Arbeitgeber »so unnachgiebig« gegen Gewerkschaften und Mitbestimmung stelle, sei »kein Weg für eine verantwortungsvolle, sozialpartnerschaftliche Lösung offen«.

ND 13.5.2024

Je länger der Streik dauerte, desto mehr wuchsen die wirtschaftlichen Probleme und Ängste bei den Teilnehmenden. Einige sprangen ab, scherten aus dem Streik aus, so nach Angaben von SRW Metalfloat auch der Vorsitzende des Betriebsrates. (...)
Alle früheren Streikenden will das Unternehmen „sukzessive und so zügig wie möglich wieder in den Arbeitsprozess eingliedern“. Das Unternehmen sieht sich in seiner Position bestätigt. Es lehnt einen Tarifvertrag strikt ab, will stattdessen „Rahmenvereinbarungen und individuelle Vereinbarungen mit Betriebsräten und Obleuten“.
(...) Zugleich sei es kaum möglich, für die niedrige Entlohnung bei SRW noch fachlich qualifizierte Menschen zu engagieren. Die Firma besitze mittlerweile einen schlechten Ruf. „Eines steht fest: Ich suche mir jetzt eine Arbeit, bei der ich nach Tarif bezahlt werde“, sagt auch ein Betriebsratsmitglied. Einen solchen Arbeitsplatz zu finden, ist in Sachsen freilich schwierig.

FR 15.5.2024

Ausgebrannt