Trucker streiken wieder
Neue Kämpfe in der Plattformökonomie
Lkw-Fahrer in ganz China streiken, um sich gegen niedrige Frachtraten zu wehren
Am 1. März kündigten einige Lkw-Fahrer in den chinesischen Provinzen eine Arbeitsniederlegung an, um gegen extrem niedrige Frachtraten und hohe Plattformgebühren zu protestieren. Bereits Ende Februar hatten viele Lkw-Fahrer auf den großen sozialen Medien einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie ihre Kollegen aufforderten, am 1. März ab 00:00 Uhr gemeinsam den Verkehr einzustellen, in der Hoffnung, auf diese Weise Druck für eine Erhöhung der Frachtraten auszuüben. Diese Initiative fand schnell große Beachtung und Unterstützung bei einer großen Zahl von Fahrern.
Seit den frühen Morgenstunden des 1. März haben zahlreiche Lkw-Fahrer Videos oder Nachrichten auf Social-Media-Plattformen gepostet, aus denen hervorging, dass sie den Transport offiziell eingestellt haben. Einige Fahrer behaupten, dass die Zahl der großen Lastwagen auf den Autobahnen deutlich zurückgegangen sei. Andere Fahrer wiesen jedoch auch darauf hin, dass es immer noch viele "Praktiker" gibt, die sich nicht an der Aktion beteiligt haben, und dass die Annahme von Aufträgen auf der Plattform weiterhin aktiv ist und der Transportfluß nicht wesentlich beeinträchtigt sei.
Der Streik der LKW Fahrer verdient eine besondere Beachtung, weil er in vielen chinesischen Provinzen geführt wird und die chinesische Regierung darauf bedacht ist, keine überregional koordinierten Arbeitskämpfe zu dulden, doch es ist nicht immer zu verhindern. Es gibt immer wieder in dieser Branche überregionale Arbeitsniederlegungen. In China gibt es rund 20 Millionen LKW Fahrer.
Der Shanghai-Trucker Streik von 2011 hat sogar einen Wikipedia Eintrag bekommen, wohl weil in diesem Arbeitskampf drei Fahrer ums Leben gekommen gekomen sind.
Die hier Streikenden sind selbstfahrende Unternehmer, die App-basiert ihre Aufträge erhalten. China hat den weltgrößten Sektor der Gig-Arbeiter, und Konflikte und Kämpfe in der Branche werden weltweit verfolgt.
Es sind ihre Arbeitswerkzeuge, ihre digitale Vernetzung, die sie auch als Werkzeuge für den Kampf nutzen.
Jetzt beginnen die Fahrer, sich in neuen, plattformbasierten Allianzen zusammenzuschließen. Im Jahr 2018 begann eine fahrerzentrierte Plattform, Lkw-Fahrer in „Flotten“ zu organisieren. Diese Flotten, die in der Regel auf inoffizieller Basis von Fahrern mit Zugang zu starken Netzwerken (...) werden, ermöglichen es Fahrern auf ähnlichen Routen, Frachtquellen miteinander zu teilen. Bislang hat die Plattform mehr als 600 solcher Flotten organisiert. Für die Fahrer bieten die Flotten eine neue Form der Solidarität (...). Solche digitalen Allianzen geben den Fahrern auch mehr Macht, „zurückzuschlagen“, da die Flottenmitglieder jetzt eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den Verladern haben.