November 8, 2019

Veranstaltungshinweis: Lu Zhang

Berlin, 22.11.2019: "Arbeitskämpfe in der Automobilindustrie"

Veranstaltungshinweis: Lu Zhang

Am 22.u.23.Nov.19 ist in Berlin die Tagung des Gesprächskreises «Zukunft Auto, Umwelt,  Mobilität» der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Sie beginnt mit einer Luxemburg Lecture von Lu Zhang (College  of Liberal Arts, Temple University Philadelphia; Autorin des Buches «Arbeitskämpfe in Chinas Autofabriken», Mandelbaum-Verlag,     Wien,  2018), zum Thema «Labour struggles in the Chinese and global auto­motive industry» am Freitagabend:

FREITAG, 18:00–20:30 UHR | LUXEMBURG LECTURE:
LABOUR STRUGGLES IN THE CHINESE AND GLOBAL AUTOMOTIVE INDUSTRY
Mit: Lu Zhang (College of Liberal Arts, Temple University Philadelphia)
Discussant: Wenke Christoph (Referentin für Südosteuropa, Rosa-Luxemburg-Stiftung)

FREITAG 22. NOVEMBER 2019 18:00–20:30 UHR Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Campus SchönebergBadensche Straße 50–51, Raum B 4.01, 10825 Berlin

Lu Zhangs Buch habe ich bereits 2015 in meinem Artikel "Auf dem Weg zur Weltwohngemeinschaft"  dringend empfohlen:

Lu  Zhang hat in einer auf jahrelanger Forschungsarbeit und zahlreichen         Interviews in sieben Autofabriken beruhenden Studie zu den Ursachen steigender Unzufriedenheit und Proteste die Bewusstseinsentwicklung von Automobilbeschäftigten untersucht und dies mit der Frage verbunden, was das revolutionäre Erbe und die Erfahrungen ihrer Väter für die AutomobilarbeiterInnen noch bedeuten. Sie kommt in ihrer von der American Sociological Association ausgezeichneten Arbeit zu dem Ergebnis: Die massiven  Auslandsinvestitionen in China besonders in der Autoindustrie während der letzten zwei Jahrzehnte haben eine neue Generation von AutomobilarbeiterInnen mit wachsender Verhandlungsmacht am  Arbeitsplatz geschaffen. Chinas Eintritt in die globale Konkurrenz der Massenproduktion hat zu schärferen „lean and mean       production“ -Maßnahmen geführt. Trotz höherer Löhne häufen sich daher, so Zhang, Klagen über steigende Stressbelastung, weniger Job-Sicherheit, Managerwillkür, Mangel an Aufstiegschancen und die untergeordnete Position der „blue-collar-workers“ in der Firmenhierarchie. Profitdruck einerseits sowie der noch aus der         Tradition begründete staatliche Druck zu mehr Anerkennung der Arbeitenden und zu friedlicher Zusammenarbeit im Betrieb andererseits haben die Manager der großen Autounternehmen offenbar zu einer Politik des „labor force dualism“, also zu der Strategie der Herstellung einer Zweiklassengesellschaft im Betrieb angetrieben:         Mit dem massenhaften Einsatz von ZeitarbeiterInnen werden Kernbelegschaftsangehörige unter Druck gesetzt und  beide Gruppen gegeneinander ausgespielt. (Vgl. S. 12f.) Beide Belegschaftsgruppen aber zeigen, so Zhang, ein wachsendes Bewusstsein ihrer Lage und haben Protestaktionen für ihre Interessen durchgeführt. (Vgl. S. 183) Das paradoxe Ergebnis der Herstellung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft im Betrieb formuliert sie so: „Mit anderen Worten, Chinas ArbeiterInnen verhandeln tatsächlich ohne Gewerkschaften – sie nutzen den legitimatorischen Hebel über den Staat, um ihren Unternehmen Konzessionen abzuringen.” (S.187)

Lu Zhang: „Inside China's Automobile Factories. The Politics of Labor and Worker Resistance”, Cambridge university press 2015, siehe auch die Besprechungen und Bestellmöglichkeiten unter:

http://admin.cambridge.org