Verbot der Tiananmen-Massaker Gedenkveranstaltung in Hongkong
Angehörige der Opfer der blutigen Niederschlagung der Protestbewegung am 4. Juni 1989 in China haben eine Aufarbeitung dieser Ereignisse gefordert.
In einem offenen Brief zum Jahrestag am Donnerstag forderten die Mütter von Tiananmen die chinesische Führung auf, ihr Schweigen zu brechen, die Archive zu öffnen und die Ereignisse zu erklären, die zum Tod ihrer Angehörigen geführt hätten, wie der US-Sender Radio Free Asia berichtete.
Bei dem Einsatz der Volksbefreiungsarmee gegen friedliche Demonstranten um den Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking waren damals einige Hundert Menschen ums Leben gekommen. Die genaue Zahl ist bis heute nicht bekannt. Tausende wurden verletzt und inhaftiert. Auch 31 Jahre später ist das Thema in China ein Tabu.
Beobachter erinnerten angesichts der Drohung von US-Präsident Donald Trump, das Militär bei den Protesten in den USA einsetzen zu können, an die fatalen Folgen des damaligen Militäreinsatzes in China.
Während in China ein öffentliches Gedenken an die Opfer schon immer untersagt war, verbot die Polizei in Hongkong erstmals seit drei Jahrzehnten die jährliche Kerzenandacht in der chinesischen Sonderverwaltungsregion.
Als Grund wurden das Verbot von Versammlungen von mehr als acht Personen wegen der Corona-Pandemie genannt. Prodemokratische Aktivisten planten am Jahrestag dennoch verschiedene Aktionen über Hongkong verteilt.
Radio Central (Schweiz) 4.6.2020
Mütter von Opfern fordern Gerechtigkeit
Mitglieder des losen Verbundes der "Tiananmen-Mütter" besuchten am Donnerstag gemeinsam Gräber auf dem Pekinger Wan'an-Friedhof. Zhang Xianling, deren 19-jähriger Sohn damals ums Leben gekommen war, sagte Radio Free Asia, die chinesische Führung schulde ihnen Antworten: "Welche Individuen, welche Abteilungen der Regierung waren verantwortlich? Was waren die Umstände? Auf welcher Grundlage wurde die Entscheidung getroffen, solch mörderische Gewalttaten zu begehen?" Welche Gesetze hätten ihre Kinder gebrochen, um niedergeschossen oder zu Tode geschlagen zu werden, fragte sie.
Wikipedia zu den Tian’anmen-Müttern:
Die Gruppe, die aus Eltern, Freunden und Verwandten der Opfer des Massakers besteht, bildete sich im September 1989, als Ding mit ihrem Ehemann Jiang Peikun eine andere Mutter, Zhang Xianling, traf, deren neunzehnjähriger Sohn auch am 4. Juni 1989 getötet wurde. Neben dem Protest verbreitet die Gruppe auch Informationen über die Ereignisse in der Öffentlichkeit, auch über das Internet. Gegenwärtig besteht die Gruppe aus Verwandten von 125 während der Proteste getöteten Personen. Für ihre Arbeit ist Ding auch „Anwältin der Toten“ genannt worden.
Die Gruppe fordert von der chinesischen Regierung eine Änderung der offiziellen Position zu den Geschehnissen und versucht, die chinesische Öffentlichkeit mit unabhängigen Informationen zum „Massaker des 4. Juni“ zu versorgen. Zu den Anfangsforderungen gehörte noch die Beendigung der Verfolgung und das Recht der Angehörigen, öffentlich um ihre Opfer trauern zu dürfen. Seit 1995 forderte die Gruppe nicht mehr nur eine öffentliche Untersuchung, sondern zusätzlich die Entschädigung der Hinterbliebenen und die Bestrafung der Verantwortlichen. Seit 1999 liegt der Schwerpunkt der Forderungen auf einem Dialog mit der Regierung, der jedoch von dieser bisher abgelehnt wurde.
Tausende setzen sich am Jahrestag des Tiananmen-Massakers über Versammlungsverbot hinweg
In Hongkong haben zehntausende Menschen mit Kerzen an die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz vor 31 Jahren erinnert.
In der ganzen Stadt zündeten sie zum Einbruch der Dunkelheit Lichter an, unter anderem im Victoria-Park, dem Ort der traditionellen Mahnwache. Diese war erstmals von den Behörden untersagt worden. Sie begründeten das Verbot mit den Corona-Risiken. Dennoch kamen tausende Menschen trotz der Absperrungen zum Victoria-Park, unter ihnen auch prominente Aktivisten der Demokratiebewegung.
Bericht vom letzten Jahr zu dem Protest.