August 28, 2022

Wild East: Organisiertes Verbrechen und Menschenhandel jenseits der chinesischen Grenzen

Ausweitung extremer Formen der Ausbeutung entlang der Belt & Road Intiative

Wild East: Organisiertes Verbrechen und Menschenhandel jenseits der chinesischen Grenzen

In China ist Glückspiel nur in Macao erlaubt. "Rechstsstaatlichkeit" ist ein dehnbarer Begriff, Prostitution ist offiziell verboten, doch gehört sie in vielen Hotels (auch in internationalen) zum Serviceangebot. Da der Chinesische Staat aber auch regelmäßig gegen Organisierte Kriminalität vorgeht, verlagert sich diese Branche in Regionen, in denen sie den Zugriff chinesischer Behörden nicht fürchten muß. Das gilt für viele Länder in Chinas Nachbarschaft, doch Kambodscha und dort insbesondere das Spielerparadies Sihanoukville, ist eine Hochburg dieser Entwicklung. Das Las Vegas Ostasiens ist ein beliebtes Ziel reicher Chinesen. Glücksspiel, käuflicher Sex und Drogen gehören zum Angebot dieser mit chinesischem Kapital errichteten Stadt. Weitere wichtige Einkommensquellen von Sihanoukville sind Online-Glückspiel und Online-Betrug. Von dort aus bedient man einen Markt in Festlandchina, aber auch in Taiwan. Es ist inzwichen ein weltweiter Markt. Die Abzockerbuden arbeiten oftmals mit Zwangsarbeiter:innen, die unter Androhung von Gewalt in abgeschlossenen Räumen ihre Arbeit am Computer verrichten. Das Organisierte Verbrechen hat sich in der Region etablieren können, indem Polizei und Politiker an den Einnahmen beteiligt und zu Partnern wurden.

Die gesetzlosen Verhältnisse scheinen außer Kontrolle zu geraten und werden zunehmend Thema in internationalen Medien und Grund für internationale Verstimmungen.

Casinobeschäftigte fordern ausstehenden Lohn ein
Nach der Schießerei im Juli, bei der zwei chinesische Staatsbürger starben und ein weiterer verletzt wurde, hat das Casino Oriental Parisian in Sihanoukville seine Tätigkeit eingestellt. Gestern versammelten sich die Angestellten vor dem Casino und forderten ihren Lohn.

Cambodia China Times 10.8.2022

Taiwan sorgt sich um Tausende, die nach Kambodscha verschleppt wurden

Taiwan schließt sich dem Chor der Länder der Region an, die ihre Besorgnis über den Menschenhandel in Kambodscha zum Ausdruck bringen, wo es zahlreiche Berichte über Versklavung, Schläge, Folter und Weiterverkauf gibt.

The Diplomat 16.8.2022

Taiwan schätzt, dass sich noch 333 Opfer von Menschenhandel in Kambodscha befinden

99 % der Opfer werden gezwungen, elektronische Betrugsdelikte durchzuführen
Die Polizei am Flughafen warnt Reisende vor den Gefahren der Annahme eines Jobs in Kambodscha.
Insgesamt 40 taiwanesische Opfer des Menschenhandels sind aus Kambodscha nach Hause zurückgekehrt, aber 333 warten immer noch auf ihre Rettung, sagte die Regierung am Donnerstag (18. August).
Dutzende von Taiwanern wurden mit dem Versprechen auf gut bezahlte Jobs in das südostasiatische Land gelockt, aber nach einer von Menschenhändlern begleiteten Reise wurden sie zu illegaler Arbeit gezwungen, während sie nur schwer entkommen konnten. (...)

taiwannews 18.8.2022

40 Menschen schwimmen nach Vietnam, nachdem sie aus einem kambodschanischen Casino geflohen sind

Vierzig Menschen schwammen über einen Fluss von Kambodscha nach Vietnam und sagten, sie seien vor Misshandlungen durch ihren Arbeitgeber geflohen, berichteten Grenzbeamte in der Provinz An Giang am Donnerstag. (...)
Sie gaben an, zu den 42 Personen zu gehören, die aus einem Casino in der kambodschanischen Provinz Kandal geflohen waren und versucht hatten, den Binh Di-Fluss zu überqueren, wobei einer von ihnen fortgetrieben und ein anderer von den Casinobesitzern aufgegriffen worden war.
Sie sagten, sie seien nach Kambodscha gereist und hätten in mehreren Casinos an Online-Spielen gearbeitet, seien aber überarbeitet und hätten weder Lohn noch Ruhezeiten erhalten, so dass sie beschlossen hätten, illegal die Grenze nach Vietnam zu überqueren. Viele Vietnamesen werden mit einem Trick dazu gebracht, nach Kambodscha zu gehen, um dort in Kasinos und ähnlichen Einrichtungen zu arbeiten (...). Wenn sie nach Vietnam zurückkehren wollen, müssen sie den Casinos bis zu 30.000 US-Dollar zahlen, so die Behörden. (...)

Vietnam Express 18.8.2022

Die Polizei hat den Manager eines Casinos in der Provinz Kandal zur Befragung festgenommen, nachdem Videoaufnahmen gezeigt hatten, wie Dutzende vietnamesische Arbeiter aus dem Gebäude flohen, was Anlass zur Sorge über Menschenhandel oder Zwangsarbeit gab.
Das schockierende Video, das am Donnerstag auf Facebook gepostet wurde, zeigt, wie Arbeiter aus dem Casino stürmen, verfolgt von Sicherheitskräften, die Holzstöcke schwingen. Einige sprangen in Chrey Thom nahe der Grenze zu Vietnam in den Fluss und schwammen in das Nachbarland.
Innenminister Sar Kheng teilte Reportern am Freitag nach einem Treffen mit einer ministeriellen Gruppe zur Überwachung des Menschenhandels mit, dass die Polizei einen Manager des Casinos verhaftet habe.(...)
Kong Sophorn, Gouverneur der Provinz Kandal, sagte, dass es sich um 45 vietnamesische Staatsangehörige handele, die nicht aus illegaler Gefangenschaft geflohen seien, sondern nach einem Streit mit dem Management aus dem Casino geflohen seien. (...)
Bei dem festgenommenen Manager handele es sich um einen chinesischen Staatsangehörigen, sagte er. (...)
62 indonesische Staatsangehörige wurden Anfang des Monats aus der Gefangenschaft in Sihanoukville gerettet. Central erklärte, es habe auch Dutzende von Fällen von einheimischen und ausländischen Arbeitnehmern registriert, die verschleppt wurden, um in chinesischen Casinos zu arbeiten.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Zentrale außerdem 32 Fälle von kambodschanischen, thailändischen und vietnamesischen Arbeitern, die verschleppt und gezwungen wurden, für illegale Online-Glücksspielringe zu arbeiten, von denen viele von chinesischen Banden geleitet wurden.

Cambojanews 19.8.2022

Securityleute verfolgen flüchtenden Casinobeschäftigte

Indonesien will 202 seiner Staatsangehörigen ausfliegen, nachdem sie in Kambodscha aus den Fängen von Online-Betrügern gerettet wurden

(...) Die indonesische Außenministerin Retno Marsudi traf am 2. August in Phnom Penh mit dem kambodschanischen Polizeichef General Neth Savoeun zusammen, um die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Menschenhandels zu besprechen.
(...) Das Treffen fand statt, nachdem die kambodschanische Polizei 55 von 62 indonesischen Arbeitern freigelassen hatte, die Opfer eines Beschäftigungsbetrugs geworden waren und Ende Juli in Kambodscha inhaftiert wurden.

khmertimes 21.8.2022

Aljazeera hat sich verdient gemacht, mit ihrer hervorragend recherierten und ausführlichen Reportage, die internationale Öffentlichkeit auf dieses Thema hinzuweisen: Cambodia's Cyber Slaves