June 21, 2020

Wirtschaftsdaten und Konflikte

Zahlen und Daten zu Ökonomie und gesellschaftlicher Spaltung

Wirtschaftsdaten und Konflikte

Das Mercator Institute for China Studies (MERICS) beschäftigt sich mit der ökonomischen Situation von Wirtschaft und Bevölkerung Chinas in der Coronakrise:

Rund 600 Millionen chinesische Bürger leben nach  Angaben von Chinas Premier Li Keqiang immer noch von einem monatlichen  Einkommen von 1000 Yuan (rund 140 USD/124 EUR). Das bedeutet, dass 43  Prozent der 1,4 Milliarden Einwohner Chinas mit weniger als fünf  US-Dollar pro Tag auskommen müssen. Die Weltbank geht davon aus, dass  die Armut nach der Covid-19-Pandemie zunehmen wird. (Quelle: SCMP)
Wie aus Daten des Nationalen Statistikbüros zum Monat  Mai hervorgeht, gingen die Anlageinvestitionen seit Jahresbeginn im  Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum um 6,3 Prozent zurück. Gerechnet  auf die ersten vier Monate des Jahres hatte der Rückgang im Vergleich  zum Vorjahreszeitraum bei 10,3 Prozent gelegen. Die Einzelhandelsumsätze  lagen nur noch 13,5 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums  (Januar - April: 16,2%). Exporte gingen in den ersten fünf Monaten um  7,7, Prozent zurück (Januar - April: 9%). (...) Die aktuellen Daten zeigen, dass die  Unterstützungsmaßnahmen der Regierung und die Abwertung der Währung  Investitionen und Exporte gestützt haben. Aber China ist keineswegs über  den Berg.

MERICS 18.6.2020

Die South China Morning Post weist auch auf das Wirtschaftsgefälle im Land hin:

China hat auch eines der größten Wohlstandsgefälle der Welt. Der Gini-Koeffizient - ein Maß für die Vermögensungleichheit einer Bevölkerung - stieg 2017 das zweite Jahr in Folge auf 0,4670, was eine starke Einkommensungleichheit bedeutet. China hat den Koeffizienten in den letzten zwei Jahren nicht veröffentlicht.

South China Morning Post 29.5.2020

MERICS geht in diesem Zusammenhang auch auf politische Konflikte im Land ein:

Unterschiedliche Ansichten über die  Handhabung und Rolle von Straßenverkäufern für Chinas  Wirtschaftserholung haben schon länger vermutete Differenzen zwischen  Staats- und Parteichef Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang  offenbart. Li lobte bei einem Besuch in der Provinz Shandong Anfang Juni  Straßenverkäufer für ihren Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen.  Der Begriff „Straßenverkaufs-Wirtschaft“ (地摊经济)  wurde schnell zum geflügelten Wort. Xis Regierung hingegen ging zuletzt  insbesondere in Beijing hart gegen Straßenverkäufer vor und  parteistaatliche Medienberichte relativierten rasch Lis Äußerungen. (...) Auch zeigte er [Li] sich besorgt über die wachsende  Arbeitslosigkeit – ein starker Kontrast zum optimistischen Narrativ des  Xi-Lagers. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs), darunter auch  Straßenverkäufer, schaffen 80 Prozent der Arbeitsplätze und tragen 60  Prozent zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Ihr Überleben  ist für Chinas wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische  Stabilität daher entscheidend.

(...)

Äußerungen zu „Black Lives Matter“ zeigen Chinas ambivalente Haltung zum Thema Rassismus
Chinesische Staatsmedien fokussierten in ihren  Berichten auf Kritik am politischen und sozialen System der USA. Eine  Außenministeriumssprecherin tweetete lediglich eine knappe  Unterstützungsbotschaft für „afrikanische Freunde“, die sie mit dem sehr  allgemeinen Zusatz „all lives matter“ ergänzte. Auf chinesischen  Social-Media-Plattformen beherrscht indes Kritik an in China lebenden  Afrikanern die Diskussionen über das Thema. Diese haben auch in China  nicht immer einen leichten Stand: Während der Corona-Epidemie kam es zu  Diskriminierung und Misshandlungen afrikanischer Migranten in Guangzhou. (...) „Die Kommentare der chinesischen Staatsmedien und der  Öffentlichkeit sind besorgniserregend. Sie zeigen auch die große  Diskrepanz zwischen Chinas ‚freundschaftlichen‘ diplomatischen  Beziehungen zu afrikanischen Ländern und den Konflikten der chinesischen  Gesellschaft mit afrikanischen Migranten“, sagt MERICS-Expertin Yishu Mao."

MERICS 18.6.2020

MERICS bezieht sich zum Teil auf folgenden Artikel der South China Morning Post. Er enthält auch mehrere Videobeiträge zum Thema.