April 16, 2020

Yuli Riswatis Rede zum Internationalen Frauentag

Die migrantische Hausangestellt Yuli Riswati erfuhr Repression wegen ihrer Unterstützung der Proteste in Hongkong. Der International Womens Space dokumentiert ihre Rede zum 8.März bei ihrem Deutschlandbesuch.

Yuli Riswatis Rede zum Internationalen Frauentag

Die Internationalisierung von Protesten ist eine interessante Entwicklung. Der IWS (International Womens Space) hatte Besuch von Yuli Riswati, die in Deutschland über ihre Erfahrungen bei der Organisation, der Kampagne für die Rechte von Hausangestellten mit Migrationshintergrund und der Berichterstattung über die Proteste in Hongkong berichten und diskutieren wollte.

Die WOZ über Yuli Riswati:

Diskriminierte Hausangestellte
Die zahlreichen Migrantinnen von den Philippinen und aus Indonesien,  die als Hausangestellte in der Wohnung ihrer Hongkonger ArbeitgeberInnen  leben müssen und einen grossen Teil der Alten- und Kinderbetreuung  leisten, werden von der Bewegung derweil weitgehend ignoriert oder  ausgegrenzt. Dabei haben etliche von ihnen an den Protesten  teilgenommen.
Laut Yuli Riswati, einer Hausangestellten aus Indonesien und  Initiatorin der Newsseite migranpos.com, haben sie beispielsweise ältere  Menschen zu den Demonstrationen begleitet, protestierende Jugendliche  mit Essen und Schutzausrüstung versorgt und den Kampf für mehr  Demokratie in der Stadt unterstützt.
Riswati gehört zu den wenigen, die es trotz ihres prekären Status wagten, offen über die Bewegung zu berichten. Die Hongkonger Behörden liessen sie Anfang Dezember nach Indonesien ausschaffen...

Sie konnte nicht an der Demo in Berlin teilnehmen, aber sie schrieb eine Solidaritätsbotschaft, die verlesen wurde:

Ich möchte euch alle hier sehr herzlich willkommen heißen, die ihr euch der heutigen Massenaktion zur Feier des Internationalen Frauentags angeschlossen habt.
Es ist mir wirklich eine Freude, euch diese Botschaft der Solidarität zu übermitteln.  Wenn wir als Frauen auf der ganzen Welt versuchen, uns miteinander zu vernetzen, um die Frauen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu feiern und zu ehren, indem wir weiter darum kämpfen, das System zu brechen, das Frauen immer noch einschränkt und an den Rand drängt, dann beginnen wir alle zu gewinnen.  Nur Mut!
Am Internationalen Frauentag gibt es viele Dinge und Anlässe zu Feiern, Gründe einen Moment innezuhalten und neu zu bewerten, Erinnerungen, Inspiration, Zeit für die Wertschätzung geliebter Menschen und Bewunderung in der Welt und besonders in Deutschland.
Wie das Thema des diesjährigen Weltfrauentages "Ich bin die Generation Gleichberechtigung": Frauenrechte verwirklichen", es ist also keine Partei, es ist ein Kampf für Frauenrechte!
Als eine Frau, die versucht, für Frauenrechte zu kämpfen und ihnen schriftlich Ausdruck zu verleihen, als eine Frau, die als Hausangestellte ausgewandert ist und den Schmerz von Diskriminierung, illegaler Inhaftierung und Abschiebung erfahren hat, ist es eine wichtige Lektion, die ich über die Jahre gelernt habe, dass es tatsächlich einen ungleichen Zugang zu Information und Bildung gibt, gepaart mit dem schlechten Regierungssystem überall, das Frauen daran hindert, vorwärts zu kommen, gleichberechtigt zu sein und ihre Rechte zu verwirklichen.
Wir als Frauen brauchen Veränderungen in den Strukturen und eine gute Regierungsführung, die uns die Möglichkeit gibt, die Entscheidungsgewalt in der Politik, im wirtschaftlichen und sozialen Leben, in der öffentlichen Verwaltung und sogar in unseren eigenen vier Wänden zu teilen.
Lasst uns aufstehen und uns die Hände reichen, um gemeinsam zu kämpfen.  Egal, wo wir uns aufhalten, egal, aus welchem Blickwinkel man uns betrachtet, der Frauentag ist der perfekte Anlass, um zu sagen: Wir sind stolz darauf, Frauen zu sein.
Wenn wir den diesjährigen Internationalen Frauentag begehen, sollten wir uns auch daran erinnern, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist.  Die Ermächtigung und der Kampf der Frauen sollten nicht auf individuelle Erfolgsgeschichten reduziert werden.  Es muss um kollektives Wohlergehen und Gerechtigkeit für das Kollektiv gehen!  Für Frauen, seien es Hausangestellte, Migrantinnen, Flüchtlinge und alle!
Der Fortschritt bei den Frauenrechten vollzieht sich Schritt für Schritt, und jeder Sieg wird zum Fundament, auf dem er aufgebaut werden kann.  Es ist unsere gemeinsame Pflicht, weiterhin Seite an Seite zu stehen, zu kämpfen und aufzubauen, bis wir ein Podest errichtet haben, das hoch genug ist, um die Horizonte der Erde zu verändern.

Deutschland, 2020

(Foto: Migran Pos: Terenia Puspita)

Hier gibt es noch ein englischsprachiges Interview mit  Yuli Riswati über die Rolle der migrantischen Hausangestellten in Hongkong.