March 31, 2021

Globalisation Monitor

Über die Arbeit der NGO unter sich verschlechternden Bedingungen

Globalisation Monitor

Wir möchten an dieser Stelle die in Hongkong ansässige NGO Globalisation Monitor (GM) vorstellen. Das Forum Arbeitswelten arbeitet seit seiner Gründung eng mit der Organisation zusammen.

Aus der Selbstdarstellung von GM:

Globalization Monitor wurde 1999, kurz vor dem großen Protest in Seattle, gegründet. GM ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Hongkong, die sich gegen "Freihandel", Deregulierung, Privatisierung, Flexibilisierung und Subunternehmertum wendet. Sie war die erste Gruppe in Hongkong, die die negativen Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeiter und die Umwelt in den Entwicklungsländern, einschließlich China, durch die globale Lieferkette der internationalen Markenunternehmen beobachtet hat.
Unsere Hauptaufgaben sind:
Förderung des öffentlichen Bewusstseins für die negativen Auswirkungen von Globalisierung, Neoliberalismus und Konzernmonopolen.
Unterstützung der staatlichen Gesetzgebung zum Schutz der Rechte von jungen Menschen, Frauen, Verbrauchern, Randgruppen, Arbeitern und der Umwelt.
Förderung einer autonomen sozialen Bewegung, die für politische und wirtschaftliche Demokratie und eine gerechte Verteilung der sozialen Ressourcen kämpft.
Durch Forschung, Publikationen, Schulungen und öffentliche Veranstaltungen sowie durch lokalen, regionalen und internationalen Austausch und Solidaritätskampagnen unterstützen wir autonome Bewegungen, die für menschenwürdige Arbeit und eine lebenswerte Umwelt kämpfen.

GM beobachte und begleitete die Protestbewegung Hongkongs. Das Gründungsmitglied Au Loong-yu hat das Buch Hong Kong in Revolt verfaßt, dass das Forum Arbeitswelten übersetzt und auf Deutsch herausgegeben hat. Die besondere Bedeutung von GM liegt jedoch in der Untersuchung der Entwicklungen in China mit dem Schwerpunkt auf die Situation der Arbeiter:innen:

Beobachtung von China
China hat sich vollständig in den Weltmarkt integriert und sich in eine mächtige Exportmaschine verwandelt. Die Wettbewerbsvorteile chinesischer Produkte beruhen jedoch auf einem hohen Maß an Ausbeutung der arbeitenden Menschen und der Umwelt. Arbeitern und Bauern werden die grundlegenden politischen Freiheiten und vor allem das Recht auf Vereinigung verweigert. Wanderarbeitern vom Land wird außerdem die volle Aufenthalts- und Bewegungsfreiheit in den Städten verweigert. Da ihnen die grundlegenden Mittel zur Selbstverteidigung fehlen, müssen die Arbeiter extrem niedrige Löhne und eine hohe Arbeitsintensität ertragen. Das Fehlen echter demokratischer und unabhängiger Gewerkschaften ist ein Hauptgrund dafür, dass China das beliebteste Ziel für ausländische Direktinvestitionen in der Welt ist und die Hälfte aller Arbeiter in Freihandelszonen arbeiten.
Chinas Mitgliedschaft in der WTO beginnt sich auch negativ auf die Landwirte auszuwirken, was wiederum die Abwanderung zu Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft in den Städten vorantreibt. Diese Abwanderung führt zu einem weiteren Druck auf die realen Löhne, da es den Arbeitern nicht erlaubt ist, sich zur Verteidigung ihrer kollektiven Interessen zu organisieren. Die Umstrukturierung staatlicher Unternehmen hat sich mit der WTO-Mitgliedschaft ebenfalls vertieft und 40 Millionen Arbeiter wurden in den letzten Jahren entlassen, da die SOE versuchen, die "Effizienz" zu steigern, um der ausländischen Konkurrenz zu begegnen.
Die massive Ausbeutung der chinesischen Arbeiter und unserer Umwelt sollte nicht nur den arbeitenden Menschen in Hongkong, sondern auch der globalen Zivilgesellschaft Sorgen bereiten. China ist zu einem Hauptakteur im Wettlauf nach unten für die arbeitenden Menschen geworden, nicht nur unter den asiatischen Ländern, sondern auch weltweit. Globalization Monitor ist bestrebt, mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten, um die Auswirkungen der Globalisierung auf die arbeitenden Menschen in China zu beobachten und Alternativen zur profitorientierten Entwicklung in China und überall zu fördern.

(Aus der Selbstdarstellung von GM)

Wir beobachten ein gewisses Desinteresse deutscher Linker an der Situation Honkongs. In der Protestbewegung sehen einige eine Art fünfter Kolonne Washingtons im Kampf gegen ein sozialistisches China. Die chinesische Regierung setzt jedoch ihren wirtschaftlichen Wachstumskurs auf den Schultern der arbeitenden Menschen durch. Die Selbstorganisierung von Arbeitern, Kämpfe gegen Umweltzerstörung oder für Frauenrechte werden mit Repression beantwortet. Hongkong spielt eine besondere Rolle für die chinesische Arbeiterbewegung. Die besonderen Freiheiten in der ehemaligen Kronkolonie ermöglicht auch die Publikation der Untersuchungen, die Festlandchina betreffen. NGOs wie China Labour Bulletin und Globalisation Monitor spielen eine wichtige Rolle für die Arbeiter:innen in China und für den globalen Austausch über Arbeitskämpfe. Das ist der chinesischen Regierung ein Dorn im Auge. Auf diese Freiheiten hat sie es abgesehen.