February 27, 2023

Migrantische Arbeitskräfte kämpfen in Hongkong um ihre Würde

Sie verlangen eine Entschuldigung von zwei Parlamentariern für ihre herabwürdigenden Äußerungen

Migrantische  Arbeitskräfte kämpfen in Hongkong um ihre Würde

Die mehr als 300.000 "unsichtbaren" migrantischen Arbeitskräfte in hongkonger Haushalten, befinden sich in einem Arbeitsaltag, der eine Organisierung nur schwer möglich macht. Doch ihnen gelingt es immer wieder, ihre Stimme kollektiv zu erheben. Ein Verbalangriff zweier Parlamentarier hat sie auf die Barrikaden gebracht. Die AMCB-IMA ist ein Bündnis von Graswurzelorganisationen migrantischer Hausangestellter in Hongkong und formulierte folgende Pressemitteilung:

Frau Quat, schämen Sie sich!

Wir sind ARBEITER, wir sind MENSCHEN, wir sind keine PRODUKTE.
++19. Februar 2023++ AMBC-IMA ++ PRESSEMITTEILUNG ++

"Rassisten mit Sklavenhaltermentalität bringen Schande über Hongkong"

Hausangestellte verurteilen die diskriminierenden Vorschläge der Abgeordneten
"Schamlose und abstoßende Aussagen, die nur Rassisten und Menschen mit Sklavenhaltermentalität in Worte fassen können".
Dies ist die Antwort der AMCB-IMA auf eine Äußerung der Abgeordneten Elizabeth Quat, die Hausangestellte als "Produkte" bezeichnete, die nicht ihrer "Beschreibung" entsprächen.
"Eine solch primitive Denkweise ist in der heutigen Zeit höchst verdammenswert und inakzeptabel. Sie sollte sich schämen, solche Worte zu äußern", sagte Dolores Balladares, Sprecherin der AMCB-IMA, der größten Basisallianz von Organisationen und Gewerkschaften von Hausangestellten in Hongkong.
"Wir sind Arbeiterinnen und Menschen, keine Produkte oder Waren, die man verbrauchen und leicht loswerden kann", betonte Balladares.
Balladares bezeichnete auch die Forderungen und Vorschläge des Abgeordneten Frankie Ngan von der Demokratischen Allianz für die Verbesserung und den Fortschritt Hongkongs (DAB) als "regressiv und Hongkong in das Zeitalter der Sklaverei zurückversetzend", insbesondere den Vorschlag, das "Job-Hopping" einzuschränken und die berüchtigte "Zwei-Wochen-Regel" auf nur "7 Tage" zu verkürzen. (...)
"Frau Quat und ihr Kollege Frankie Ngan ignorieren die Tatsache, dass Hausangestellte zu den am meisten missbrauchten und ausgebeuteten Arbeitnehmern in Hongkong gehören. Wenn sich einige Arbeiterinnen dazu entschließen, ihre Arbeitgeber zu verlassen, dann meist aufgrund von Misshandlungen oder unerträglichen Arbeits- und Lebensbedingungen.
Dies sind gut dokumentierte Fakten und Fälle, die Frau Quat und Herr Ngan leicht überprüfen können, indem sie einfach die Jahresberichte von NRO, die Wanderarbeiter unterstützen, einsehen", so Balladares. (...)
"Wenn man sich entscheidet, seinen Vertrag vorzeitig zu beenden, muss man Hongkong innerhalb von 14 Tagen verlassen, einen hohen Geldbetrag an die Arbeitsagentur zahlen und 6-8 Wochen arbeitslos bleiben, während man auf die Freigabe seines Arbeitsvisums wartet.
Kein Wanderarbeitnehmer, der bei klarem Verstand ist, wird unter diesen Bedingungen und Beschränkungen "job-hoppen". Aber selbst wenn ein Wanderarbeitnehmer beschließt, den Arbeitsplatz zu wechseln, was ist daran falsch? (...)
"Leider gibt es Leute an der Macht wie Frau Quat und Herr Ngan, die die Fähigkeit haben, uns mit solch lächerlichen Behauptungen zu verleumden", fügte Balladares hinzu.
Die Vertreterin der Migranten gab den beiden Abgeordneten auch einen unaufgeforderten Rat. "Bitte hören Sie auf, uns zu benutzen, um Popularität zu erlangen um Ihre politischen Karrieren voranzutreiben.
Denn damit bringen Sie nur Schande über Hongkong und stellen es als rassistische und diskriminierende Gesellschaft dar.
Stattdessen sollten Sie sich öffentlich für Ihre Respektlosigkeit uns gegenüber entschuldigen und etwas Gutes für eine integrativere Gesellschaft tun", so Balladares. (...)
"Wir fordern die Regierungen von  der Philippinen und Indonesiens, Frau Quat und Herrn Ngan zur 'persona non grata' (unwillkommene/unakzeptable Personen) zu erklären. (...)

Via Twitterkanal von AMCB-IMA