Zero Covid ist gescheitert
Chinesische Behörden haben mit einer Ausbreitung der Omikronvariante und einer zunehmend unruhigen Bevölkerung zu kämpfen
Das anfängliche Verleugnen der Existenz eines neuartigen Virus durch die Chinesische Regierung und die Unterdrückung jeglicher Informationen über die Ausbreitung, sorgten für einen gewaltigen Proteststurm der Bevölkerung. Die dann eingeschlagene Zero Covid Strategie war weltweit einmalig. Sie wurde von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert, anfänglich als dringend notwendige Maßnahme auch gutgeheißen. Selbst Teile der deutschen Linken bewunderten die rigorosen Maßnahmen und zeigten wenig Zweifel an den repressiven und polizeistaatlichen Mitteln ihrer Durchsetzung.
Die Akzeptanz der Bevölkerung für die harten Maßnahmen bröckelt. In diesem Blog wurde bereits am 9.2.2021 über tödliche Übergriffe auf Seuchenschutzkontrolleure und am 25.6.2021 über Massenproteste berichtet. Zuletzt am 24.1.2022 wurden hier Meldungen über einen Aufruhr von Wanderarbeitern in Tianjin veröffentlicht. Aber selbst mit den strikten Maßnahmen läßt sich die Ausbreitung der Omikronvariante des Coronavirus nicht mehr aufhalten.
Die Zahl der COVID-Fälle in China ist seit Anfang März 2022 unaufhaltsam gestiegen: der jüngste 7-Tage-Durchschnitt liegt bei über 2000. Der chinesische Staat steht vor weiteren Problemen, da er versucht, ein schwieriges Gleichgewicht zwischen Wirtschaftswachstum und strengen Beschränkungen zu finden.
Eines der Epizentren war Anfang März Shenzhen. Bei weniger als 100 Fällen pro Tag griff die örtliche Regierung zu strengen Restriktionen. Die unter Quarantäne stehenden Menschen riefen "hebt die Abriegelung auf" und "wir müssen überleben". Nicht nur die gesamte Stadt war tagelang abgeriegelt, auch die Grenzen von Shenzhen wurden bewacht. Die Menschen protestierten und schoben Barrikaden auf der angrenzenden Autobahn beiseite:
3/5 Not only was the whole city in effective lockdown for days, the borders of SZ were guarded too. People protested and pushed barricades away on the adjoining highway. pic.twitter.com/gxiNpVxTN8
— Chuang (@chuangcn) March 22, 2022
Anfang der Woche griff die chinesische Regierung hart durch, um die massive Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus zu bekämpfen und versetzte die Millionenmetropole Shenzhen in einen neuen Lockdown. Nach kurzem Stillstand dürfen jetzt die ersten Fabriken wieder öffnen - darunter auch die iPhone-Produktion.
Es gibt eine Vielzahl aktueller Videos, die die wachsenden Probleme mit der Durchsetzung der Anti-Pandemiemaßnahmen dokumentieren. Klinikbeschäftigte protestierten gegen ihre Arbeitsbedingungen. Gewalt durch Seuchenschutzkontolleure in Ganzkörperschutzanzügen gegen Menschen, die sich nicht an die Ausgangssperre gehalten haben oder eine vor einem Krankenhaus knieende Frau, die um die Aufnahme eines Angehörigen mit Krebs im Endstadion fleht, gehören zu den besonders erschütternden Szenen.