Workshop

Inhaltliches und organisatorisches zum Begegnungsworkshop 15.-17.10.2010
Selbstorganisation Begriff, Konzepte, Erfahrungen – ein deutsch-chinesischer Austausch

Ein Bericht von Kirsten Huckenbeck: 200 Millionen WanderarbeiterInnen, die kaum soziale und politische Rechte haben; ein Gewerkschaftsdachverband, der zwar der größte der Welt ist, aber in Privatunternehmen kaum Fuß fasst und im Übrigen eng an die Direktiven der Partei gebunden ist; keine Koalitionsfreiheit für die Beschäftigten und miserable Arbeitsbedingungen: eine Melange, die es in sich hat, zumindest im vergangenen Jahr eine Vielzahl von Arbeitskonflikten provozierte – und offensichtlich Eigeninitiative herausfordert. In kürzester Zeit sind in China eine Reihe von unabhängigen Initiativen entstanden, die auf die defizitäre Situation reagieren und die Interessenvertretung der Beschäftigten „selbstorganisiert“ in die Hand nehmen. Einmal mehr ließe sich also fragen, was von China lernen heißen könnte. Vom 9.-24. Oktober 2010 fand im Rahmen des Projekts „Forum Arbeitswelten“ eine Begegnungsreise zum Thema „Selbstorganisierung in China und Deutschland“ statt. Auf chinesischer Seite beteiligten sich neun TeilnehmerInnen, allesamt VertreterInnen sog. „NGOs“, die sich in unterschiedlicher Weise der Unterstützung von WanderarbeiterInnen widmen. Sie hatten im Rahmen des zweiwöchigen Programms Gelegenheit, mit KollegInnen aus Gewerkschaften, antirassistischen und Erwerbslosen-Initiativen, Kulturzentren, MigrantInnen-Vereinen, Anlaufstellen für Undokumentierte und prekär Beschäftigte u.ä. in Deutschland zu diskutieren. Das Anliegen war durchaus ambitioniert: Schon in der deutschsprachigen Debatte ist alles andere als klar, wofür der philosophisch und politisch aufgeladene Begriff Selbstorganisation steht, schon gar: warum und wozu auf entsprechende praktische Konzepte rekurriert wird und wie diese in eine übergreifende gewerkschafts- und gesellschaftspolitische Perspektive eingebettet sind. Kontroversen sind in diesem Zusammenhang wenig überraschend, der Verständigungsbedarf scheint hoch. Überraschungseffekte ergaben sich erfreulicherweise jedoch quer zur Herkunft der TeilnehmerInnen. Letztere müssen wir hier, auch aus Rücksicht auf unsere Gäste, leider anonymisiert wiedergeben, da die chinesische Regierung sich alles andere als lernfähig im Umgang mit Kritik an der Partei zeigt, wie die jüngste Verhaftung eines „Promis“ wie dem Künstler Ai WeiWei demonstriert.

Begriff und Praxis der Selbstorganisation Konzepte und Erfahrungen

Programm für ein Workshop zum Austausch von Erfahrungen und Sichtweisen zwischen chinesischen und deutschen Sozialaktivisten über ihre Lebens- und Arbeitswelten. Durchgeführt vom Forum Arbeitswelten – China und Deutschland* vom 15.-17. Oktober 2010 im Tagungs- und Gästehaus St. Georg in Köln