Der kontinuierliche Kampf um einen Existenzraum: Die Entwicklung von Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta

Von Chris Chan (City University of Hongkong, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften)

1. Einleitung

Dieser Text gibt zunächst einen Überblick über den Hintergrund, vor dem die Wanderarbeiter-NGOs entstanden sind, gefolgt von einem Einblick in deren innere Organisations- und Verwaltungsstruktur. Im Anschluss wird die konkrete Arbeitsweise und die Einschränkungen, mit denen die NGOs konfrontiert sind vorgestellt. Zum Abschluss des Textes möchte ich meine Gedanken zu den gesellschaftlichen Konflikten und Klassenbeziehungen, die von dem Raum, in dem die NGOs existieren, widergespiegelt werden, mit dem Leser teilen.
Das gerade vergangene Jahr 2009 stand symbolisch für das 30-jährige Jubiläum der Reformen und Öffnung Chinas. Im Verlauf der 30 Jahre integrierte sich China zunehmend in den globalen
Kapitalismus. Die Reformen begannen mit einer Transformation der Arbeitsbeziehungen im Bereich der Produktion und damit gingen auch Veränderungen der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft einher, man könnte auch sagen, das Modell der Organisierung der Gesellschaft veränderte sich. 1978 existierten bereits von der Regierung unabhängige wirtschaftliche und soziale Organisationen, sie waren jedoch noch sehr schwach und großem Druck ausgesetzt. Parallel zum Entwicklungsprozess Chinas hin zu einer Marktwirtschaft, suchten die von der Regierung unabhängigen sozialen Organisationen (NGOs) unter schwierigen Bedingungen nach einem Freiraum, in dem sie existieren konnten.
Vor diesem Hintergrund entstanden seit der Mitte der 1990er Jahre im Perlflussdelta in der
südchinesischen Provinz Guangdong soziale Organisationen, die spezialisiert darauf sind,
Arbeitsmigranten [in der Regel aus den ländlichen Regionen Chinas] zu unterstützen, und von uns als Wanderarbeiter-NGOs bezeichnet werden. Diese NGOs im Perlflussdelta sind zweifelsohne ein Produkt der politischen und wirtschaftlichen Reformen. Ihre politische und soziale Funktion und die Einschränkungen, mit denen sie konfrontiert sind, kann man nur vor den gesellschaftlichen und historischen Hintergründen [Chinas] verstehen.

 

2. Der Entstehungshintergrund der Wanderarbeiter- NGOs im Perlflussdelta


Das chinesische Entwicklungsmodell und die Industrialisierungsstrategie der Volksrepublik
unterscheiden sich von denen anderer „Schwellenländer“ dadurch, dass sie eine spezielle
Arbeiterklasse hervorgebracht haben – die der Wanderarbeiter. Vom Staatsrat wird die Anzahl der Wanderarbeiter inzwischen offiziell mit 210 Millionen angegeben, das ist ein Sechstel der chinesischen Gesamtbevölkerung. Allgemein gesagt, haben Wanderarbeiter ihre Haushaltsregistrierung [Hukou] auf dem Land, jedoch sind sie die gesellschaftliche Gruppe der „neuen Arbeiter“, die in den chinesischen Städten die schwerste Arbeit verrichten. Ihre kulturelle und politische Identität ist uneindeutig, von der klassischen Bedeutung in Wirtschaft und Produktion her gelten sie als „Arbeiter“, sie haben jedoch keine klar umrissene feste Identität und keinen festen Wohnsitz wie die Städter. Sie sind auf dem Land
aufgewachsen und haben ihre Familie dort, aber sie „wandern ohne Unterlass und klares Ziel“, um es mit den Worten der Wanderarbeiter zu sagen. Die Uneindeutigkeit ihrer Lebens- und Arbeitssituation begrenzt eine Weiterentwicklung der Industrialisierung, des Arbeitsmarktes und der Arbeitsbeziehungen in China. Zu Beginn der 30 Jahren der Reformen, war die als Lokomotive der chinesischen Wirtschaftsentwicklung fungierende exportorientierte Leichtindustrie in den Küstengebieten konzentriert. Innerhalb dieser Gebiete kann das Perlflussdelta mit der höchsten Konzentration an Leichtindustrie und als am Stärksten repräsentativ für dieses Phänomen angesehen werden, da dort die wirtschaftliche Öffnung und Entwicklung innerhalb Chinas am Frühesten begann. Das erste auf den Export ausgerichtete Industriegebiet wurde im Stadtteil Shekou der Stadt Shenzhen bereits 1979 errichtet. Direkt angrenzend an Hongkong gelegen, zog Shenzhen bereits seit den 1980er Jahren massiv Industriekapital von Überseechinesen aus Hongkong, Taiwan und Südostasien an und eine große Anzahl von kleinen und mittelständische Unternehmen entstand. Nach diversen Verwaltungsreformen gehören inzwischen Guangzhou, Shenzhen, Dongguan, Zhuhai, Foshan, Zhongshan und Huizhou zum Einzugsgebiet des Perlflussdeltas. Kapital und Arbeitskraft sind die zwei untrennbaren Seiten einer Medaille, demnach ist das Perlflussdelta das Gebiet in China, in dem sowohl die Konzentration an exportorientierter Industrie als auch an Wanderarbeitern am Höchsten ist. Nach
Annahme der chinesischen Medien, findet landesweit ein Drittel der gesamten Binnenmigration in die Provinz Guangdong statt.
He Jingwei und Huang Hui (2008) gehen bei ihrer Forschung zu Wanderarbeiter-NGOs im
Perlflussdelta von einer Anzahl von bis zu 80 Millionen Wanderarbeitern aus. Es gibt einen weiteren Aspekt, der das Gebiet des Perlflussdeltas von dem exportorientierten Leichtindustriegebiet des Yangzeflussdeltas unterscheidet, dort ist die Anzahl der Firmen mit Kapital aus Hongkong und Taiwan besonders hoch.
Eine extrem hohe Anzahl von Überstunden, Arbeiten ohne Arbeitsvertrag, zu niedrige Löhne,
Zurückhaltung der Löhne und eine hohe Prozentzahl von berufsbedingten Verletzungen und
Arbeitsunfällen sind die Hauptprobleme, mit denen die Wanderarbeiter im Perlflussdelta konfrontiert sind. Diese Probleme spiegeln natürlich allgemein die grundsätzlichen Arbeits- und
Lebensbedingungen von Wanderarbeitern wider und sind kein speziell nur an das Perlflussdelta
gebundenes lokales Phänomen.
Allgemein kann man bei einem Vergleich zwischen Firmen mit europäischem oder us-amerikanischem Kapital, den in den 1980er Jahren privatisierten ehemals staatlichen Kollektivbetrieben und Firmen mit Kapital aus Hongkong und Taiwan zu dem Schluss kommen, dass letztere die Wanderarbeiter noch sehr viel stärker ausbeuten, und die gewerkschaftliche Organisierung in jenen Betrieben prozentual noch niedriger ist. Gemäß der Zahl von 2005, finden 20% der Arbeitskonflikte in der Provinz Guangdong statt, innerhalb der Provinz sind sie konzentriert auf das Perlflussdelta.
Und innerhalb des Deltas sind die Arbeitskonflikte wiederum in den Gebieten mit einer längeren
Migrationsgeschichte von Wanderarbeitern konzentriert, was mit deren gewachsener Erfahrung und Bewusstsein zusammenhängt. Bereits 1993, als die exportorientierte Leichtindustrie im Perlflussdelta sich noch in einem Entwicklungsprozess befand, hatte die Anzahl der Wanderarbeiter in dem Gebiet bereits 70 Millionen erreicht (AMRC, 1995).
Obwohl konfrontiert mit den schlechten Arbeitsbedingungen in den Sweatshops der Fabriken, gibt es bei der lokalen Regierung hinsichtlich der Durchsetzung von Gesetzen und bei der staatlichen Gewerkschaft hinsichtlich des Schutzes der Arbeitsrechte seit langem schon eine „Leerstelle“ (A. Chan, 2001). He Jingwei and Huang Hui (2008:48) zeigen in ihrer Studie auf, dass nur 1.9% der Arbeiter mit Arbeitsunfällen die Unterstützung der staatlichen Gewerkschaft, und nur 4.5% Unterstützung von der Regierung erhalten haben. Der Allchinesische Gewerkschaftsbund (ACFTU) hat zwar bereits seit den 1990er Jahren begonnen, Gewerkschaftsorganisationen auch in den mit ausländischem Kapital
finanzierten Betrieben aufzubauen, aber diese neuen Gewerkschaften wurden oftmals direkt von der Arbeitgeberseite kontrolliert und sie waren von Anfang an daran gewöhnt, nur mit den offiziellen Gewerkschaften auf „höherem Level“ zu kooperieren, mit lokalen Regierungsvertretern, oder später mit Gewerkschaften, die sich „auf dem Papier“ mit Corporate Social Responsibility und Social Audits beschäftigt haben, aber in Wirklichkeit nichts davon in die Tat umsetzen. Viele sogar sehr bekannte Mitglieder der offiziellen Gewerkschaft haben keine Ahnung, was in den Betrieben vor sich geht. In den Jahren 1993 und 1994 gab es in den mit ausländischem Kapital finanzierten Fabriken in den Wirtschaftssonderzonen Shenzhen und Zhuhai eine Reihe von Wanderarbeiterstreiks, und einige Arbeiteraktivisten hatten versucht, unabhängige Gewerkschaften außerhalb des Allchinesischen Gewerkschaftsbunds aufzubauen, die aber kurz danach schon wieder verboten wurden. Vor diesem Hintergrund begannen einige Wissenschaftler und Aktivisten gemeinsam nach taktisch geschickten und
pragmatischen Arbeitsmethoden zu suchen, um den Wanderarbeiter zur Seite zu stehen und sie so weit wie möglich zu unterstützen.

 

3. Das Organisationsmodell der Wanderarbeiter-NGOs


Obwohl sich das Phänomen der Wanderarbeiter-NGOs inzwischen auch bis in das Yangtzeflussdelta und Beijing ausgeweitet hat, so ist es hinsichtlich der Anzahl der Organisationen und dem Grad der Aktivität immer noch am Stärksten im Perlflussdelta vertreten. Neben der zuvor erwähnten Geschichte des Perlflussdeltas und dem wirtschaftspolitischen Hintergrund in China, haben auch
Arbeiterorganisationen aus Hongkong, die internationale Arbeiterbewegung und
Verbraucherorganisationen eine unterstützende Rolle bei der Etablierung und Entwicklung der
Wanderarbeiter-NGOs gespielt. Von der geographischen Lage und dem kulturellen Hintergrund her gesehen, ist Hongkong auch ein Teil des Perlflussdeltas. Nachdem Wirtschaftsleute aus Hongkong nach 19921 mit großer Geschwindigkeit begannen im Perlflussdelta Investitionen zu tätigen, schenkten Arbeiterorganisationen und Studierendengruppen aus Hongkong der Situation der Wanderarbeiter in dem Gebiet zunehmend mehr Aufmerksamkeit. Sie machten Feldstudien, veröffentlichten Berichte, schlossen sich mit internationalen Verbraucherorganisationen zusammen und forderten eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Wanderarbeiter. Der Brand in der Zhili
Spielzeugfabrik 1993, bei dem 87 Arbeiter und Arbeiterinnen ihr Leben verloren, bekam in jener Zeit die größte Aufmerksamkeit. Arbeiterorganisationen aus Hongkong, Gewerkschaften und
Verbraucherorganisationen aus Europa und den USA schlossen sich zusammen, um gemeinsam auf den italienischen Spielzeughersteller Chicco Druck auszuüben, den Opfern des Brandes
Schadensersatz zu zahlen. Der Zhili Vorfall bekam ein großes Medienecho innerhalb Chinas und zog im Ausland die Aufmerksamkeit der Gewerkschaftsbewegungen und Verbraucherorganisationen auf sich. Das im Anschluss neu gegründete Chinese Working Women Network und eine der ältesten Arbeiterorganisationen Hongkongs, das Hongkong Christian Industrial Committee und andere Gruppen aus Hongkong, verstärkten zunehmend ihre Aktivitäten im Perlflussdelta.
Das 1996 gegründete Netzwerk von Wanderarbeiterinnen Chinese Working Women Network , wird im Allgemeinen als die erste Wanderarbeiter-NGO im Perlflussdelta angesehen. Das Netzwerk wurde von Wissenschaftlerinnen, Sozialarbeiterinnen und Feministinnen aus Hongkong ins Leben gerufen und aus Hongkong und dem Ausland finanziert und kooperierte mit dem Büro des Allchinesischen Gewerkschaftbunds im Stadtteil Nanshan der Stadt Shenzhen, und es wurde das „Nanshan Working Women Service Centre“ aufgebaut. Im Jahr 1995, so erinnern sich die Initiatorinnen des Zentrums, als die Gründung für ein „Working Women Service Centre“ in Shenzhen sich noch im Vorbereitungsprozess befand, und sie eine Kooperation mit dem Allchinesischen Gewerkschaftsbund aufnehmen wollten, umfasste die Arbeit der Gewerkschaft in dem Stadtteil nur die Angestellten der staatlichen Betriebe und die städtischen Angestellten. Für die von außerhalb gekommenen Wanderarbeiter war bisher keine konkrete Gwerkschaftsarbeit vorgesehen. Sich zu jener Zeit unter dem Namen eines Frauenprojektes in die Gewerkschaftsarbeit zu begeben, war eine ziemlich große und sehr gewagte Angelegenheit. Die Zeitung des Zentrums heißt „Schwesters Geheimcode“,
einerseits als Antwort darauf, dass 80% der an den Fließbändern Arbeitenden junge Frauen sind, und andererseits um die [politische] Sensitivität der in der Publikation behandelten Arbeitsprobleme zu verringern.
Im August 1998, gründete ein als Wachmann arbeitender Migrant aus Sichuan eine weitere
Wanderarbeiter-Organisation im Stadtteil Panyu in Guangzhou: das „Büro zur Unterstützung von
Wanderarbeitern bei administrativen Angelegenheiten“. Der Fokus der Unterstützung liegt auf Klagen für Schadensersatz bei Arbeitsverletzungen und allgemeine Rechtsberatung für eine bestimmte Gebühr. 1999 übernahm der Hochschulabsolvent und Arbeiteraktivist Zeng Feiyang die Organisation.
Mit der Hilfe des Hongkong Christian Industrial Committee bekam er die Unterstützung einer
ausländischen Stiftung und konnte die Organisation in eine gemeinnützige Organisation umwandeln und unentgeltlich Rechtsberatung anbieten. (Beijing News, 21.02.2008)
Insgesamt gibt es inzwischen im Perlflussdelta mehr als 30 Wanderarbeiter-NGOs, die unentgeltlich Rechtsberatung und andere Unterstützung anbieten, die Mehrzahl von ihnen befindet sich in den Städten Shenzhen, Guangzhou und Dongguan (Beijing News, 21.02.2008; He Jingwei und Huang Hui, 2008).Was diese in China gegründeten NGOs vom Chinese Working Women Network unterscheidet, ist, dass sie erst nach 2000 gegründet wurden. Das spiegelt in hohem Maße die Entwicklung der auf Export ausgerichteten Industrie nach dem WTO Beitritt (2001) Chinas wider. Einhergehend mit dieser Entwicklung nahm die Anzahl der Arbeitskonflikte und Auseinandersetzungen in China zu, und somit verstärkte sich auch die auf Chinas Arbeitsprobleme gerichtete internationale Aufmerksamkeit. Die Verbraucherorganisationen in Europa und den USA gehörten auch dazu, immer mehr Konzerne unterschrieben freiwillig die „Codes of Conduct“, und Corporate Social Responsibility
(CSR) wurde initiiert. CSR begann ab den 1990er Jahren Einfluss auf den chinesischen Kontext zu nehmen und nach dem Jahr 2000, verstärkte er sich deutlich und erreichte eine neue Stufe. Das Hongkong Christian Industrial Committee, das Asia Monitor Research Centre und viele andere Organisationen aus Hongkong, die schon lange aktiv sind, wurden viele Male eingeladen, an Trainingsprojekten für die Arbeiter in den Fabriken teilzunehmen. Das war das erste Mal, dass Organisationen aus Hongkong mit einem offiziellen Namen in China Bildungs- und Trainingsprojekte für Arbeiter durchführen konnten.
Wie ich später aufzeigen werde, war die Arbeit der Arbeiteraktivisten aus Hongkong in den Betrieben zwar begrenzt, ließ sie aber andererseits deutlich erkennen, wie sich ihr Handlungsraum in China immer mehr ausdehnte. Das „Migrant Worker´s Centre“ und die NGO „Kleines Gras “ (vorher „Migrant Worker´s Library Project) in Shenzhen wurden vor diesem Hintergrund gegründet und können als Beispiele für die Entwicklungen jener Zeit gesehen werden.
Nach 1989 gab die chinesische Regierung die „Vorschriften über die Registrierung und Verwaltung gesellschaftlicher Vereinigungen“ heraus. 1989 wurde die erste Version und 1998 eine ergänzte Version veröffentlicht, die ein „duales Verwaltungssystem“ vorsieht, und von den sozialen Organisationen einfordert, sich sowohl über eine große staatlich anerkannte Institution zu registrieren, als auch für das Tagesgeschäft an eine „wirtschaftlichen Arbeitseinheit“ angeschlossen zu sein (X.G. Kang, 1999). Nach diesen Vorschriften muss eine soziale Organisation, die sich registrieren lassen will eine staatliche Institution oder vom Staat dazu autorisierte Institution finden, die sozusagen die „Vormundschaft“ übernimmt. Mit der Einführung dieser Vorschriften ist es dem chinesischen Staat quasi gelungen, alle registrierten Organisationen in staatliche Institutionen zu integrieren. Die chinesische
Regierung hat im Bereich der Wanderarbeiter-Organisationen nach 1989 die Gründung unabhängiger Gewerkschaften mit allen Mitteln verhindert. Das nach 2000 in großem Ausmaß sichtbar werdende Phänomen der Wanderarbeiter-NGOs, die diversem Druck ausgesetzt waren, war bezeichnend für eine Vielfalt an sozialem Druck, und es bestand für die chinesische Regierung die Notwendigkeit, die Existenz einer beschränkten Anzahl von unabhängigen Wanderarbeiter-NGOs zuzulassen, um soziale Konflikte zu entschärfen und ihr internationales Image zu verbessern. Die Arbeiteraktivisten mussten unter diesen Bedingungen pragmatische und flexible Arbeitsmethoden entwickeln.
Für die von den Wissenschaftlern und Arbeiteraktivisten ins Leben gerufene Wanderarbeiter-NGOs war es natürlich sehr schwer, die für eine Registrierung notwendigen staatlichen Institutionen zu finden, bzw. es war oftmals nicht möglich sie zu registrieren. Das Modell, das damals vom Working Women Network (1996-2005) verwendet wurde, bestand darin, mit einer bekannten Organisation mit einem eindeutigen Rechtsstatus, beispielsweise dem Allchinesischen Gewerkschaftsbund, dem Kommunistischen Jugendbund oder einer anderen so genannten „Massenorganisationen“ oder akademischen Institution zu kooperieren; das Wanderarbeiter-Projekt war dann unter dem „Dach“ der jeweiligen Institution „verankert“. Es bestand dann immer noch eine relativ große Handlungsfreiheit. Ein
anderes Modell, das gegenwärtig von fast allen Wanderarbeiter-NGOs verwendet wird, funktioniert folgend: man meldet einfach einen Ein-Mann-Betrieb, einen privaten Betrieb oder eine GmbH an. Vor dem Gesetz besteht dann kein Unterschied zu einem wirtschaftlichen Betrieb, obwohl es sich in der Realität um eine gemeinnützige Organisation handelt. Die dritte Art von Wanderarbeiter-Organisationen existiert einfach ohne Registrierung und versucht möglichst unauffällig seine Projekte durchzuführen. (Pun 2009).
Zweifelsohne ist für viele Organisationen das erste Modell sehr attraktiv. Es ist jedoch nicht für alle Organisationen leicht, eine solche staatliche Institution für eine Kooperation zu finden. Noch wichtiger dabei ist der Aspekt, dass eine solche Kooperation nicht wirklich stabil ist. Sobald Druck von der Seite der Regierung gemacht wird, gibt die akademische oder sonstige Institution die Kooperation unvermittelt auf. Für das zweite Modell, ist die Person, die die Organisation auf ihren Namen angemeldet hat, dem größten Druck ausgesetzt. Im Allgemeinen kann man den für Industrie-, Handelund Steuer zuständigen Regierungsbehörden jedoch auch die Wahrheit sagen, und versuchen seinen Existenzraum auszudehnen. Die Regierung schenkt normalerweise primär konkreten Aktivitäten, die von ausländischen Stiftungen finanziert werden, ihre Aufmerksamkeit. Wenn die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit der Regierung jedoch wirklich nicht genehm ist oder nicht mit dem Inhalt unter dem die
Organisation angemeldet wurde übereinstimmt, kann die Organisation natürlich jederzeit von den Behörden geschlossen werden. Seit 2005 ist das das Überleben von NGOs noch schwieriger
geworden, es gab diverse Fälle, in denen die semi-staatlichen Institutionen über die die Registrierung erfolgen muss, aufgrund von politischem Druck die Kooperation beendet haben, und es auch nicht möglich war, sich als wirtschaftlicher Betrieb anzumelden. Die Regierung hat jedoch keineswegs die Kapazitäten, alle Aktivitäten von Wanderarbeiter-NGOs zu unterbinden, sie arbeiten mit unterschiedlichen Strategien und Überleben in verschiedenen Nischen. Die chinesische Regierung möchte verhindern, dass die Bewegung in den Untergrund geht, wenn die NGOs jedoch mit drei unterschiedlichen Modellen arbeiten, teilweise ohne Registrierung und nicht öffentlich, dann ist es sehr schwierig für die Behörden alle Aktivitäten zu überwachen und sie in ihr Verwaltungssystem zu integrieren. Ein weiterer Grund ist, dass wenn eine NGO mit einem bestimmten Namen an einem Ort von den Behörden geschlossen wurde, so kann sie unter einem neuen Namen an einem neuen Ort sich erneut registrieren lassen. Das Ergebnis ist, dass die Wanderarbeiter-NGOs sich in einer Grauzone befinden, und mit nur sehr verschwommenen Umrissen existieren.
Seit 1995 wurde das „Arbeitsgesetz“ infolge der zunehmend marktwirtschaftlich orientierten
Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen verabschiedet, aber die Betriebe respektierten im Anschluss keineswegs die Rechte und Interessen der Arbeitnehmer. Da es oftmals nicht den Interessen der lokalen Regierungen entspricht, setzen sich diese auch nicht für eine Überwachung der Implementierung des Gesetzes ein, was zu einer großen Anzahl von länger anhaltenden Arbeitskämpfen führt. (A. Chan, 2001)

Hinzu kommt, dass offizielle Anwälte aufgrund mangelnden Profits nicht bereit sind, die Fälle von Wanderarbeitern anzunehmen, seit 2000 werden zunehmend Geschäfte in dem Bereich der gemacht und immer mehr informelle Rechtsberater bewegen sich im „Rechtsbereich“, sie werden allgemein „Bürgervertreter/Schwarze Anwälte“ genannt. Ihre Dienste reichen vom Erstellen kostenpflichtiger offizieller Dokumente bis hin zum Vertreten von Schadensersatzklagen von Arbeitern vor Gericht.

Ebenso wie Wanderarbeiter-NGOs, leisten sie einen wichtigen Beitrag dazu, die Arbeiter bei ihren Schadensersatzklagen gegenüber Arbeitgebern zu unterstützen und die lokalen Regierungen dazu aufzufordern, für eine Überwachung und Implementierung der Arbeitsgesetze zu sorgen. In meiner Analyse werde ich jedoch nicht tiefer in das Thema einsteigen, da sie grundsätzlich als kommerzielle Organisationen agieren und somit einer anderen Marktlogik als Wanderarbeiter-NGOs folgen und allgemein mit der internationalen Arbeiterbewegung und Zivilgesellschaft nicht so stark in Verbindung stehen.

 

4. Die Arbeitsmodelle der Wanderarbeiter-NGOs


Obwohl die NGOs von unterschiedlichen Organisationen, aus Hongkong und auch von
Arbeiteraktivisten aus Festland China mit der finanziellen Unterstützung ausländischer Stiftungen, initiiert wurden, weisen die Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta doch sehr ähnliche Merkmale auf. Die Mehrheit von ihnen wird entweder von Stiftungen aus Hongkong oder aus dem Ausland finanziert, die Verwaltungsarbeit von fortschrittlichen Intellektuellen oder Arbeiteraktivisten übernommen, und es werden „Service-Punkte“ in den „Migrantendörfern“ innerhalb der Städte oder in den Arbeiterunterkünften direkt auf dem Betriebsgelände eingerichtet. Demnach sind Bildung und das Angebot von sozialen und anderen Diensten wichtige Arbeitstechniken und die Communities der Arbeiter sind der wichtigste Arbeitsort, im Anschluss geht man dann in die Betriebe. In diesem Kapitel werde ich Interventionsmethoden vorstellen, die verwendet werden, um in den Communities und den Betriebe Projekte erfolgreich durchführen zu können.


4.1. Interventionsmethoden in den Communities der Wanderarbeiter


Die Methoden, die von den Wanderarbeiter-NGOs genutzt werden, um sich in den Communities zu etablieren, sind relativ homogen, auch wenn es natürlich Communities unterschiedlichen Charakters und NGOs mit unterschiedlichen Organisationsphilosophien gibt, und infolgedessen verschiedene Arbeitsschwerpunkte gewählt werden.


4.1.1. Soziale Zentren (Migrant Worker´s Centres)


Ein Großteil der Wanderarbeiter-NGOs baut eine Art soziales Zentrum in den Wohnvierteln der Arbeiter auf, um ihnen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft soziale Dienste anzubieten. Wie bereits erwähnt, werden die Wanderarbeiter als „nicht-sesshafte gesellschaftliche Gruppierung“ angesehen, und diese Gruppierung bleibt in der Stadtplanung und Stadtentwicklung unsichtbar, auch bei der Planung der Industriegebiete, insbesondere der Planung der Industriegebiete des Perlflussdeltas, sind keine Strukturen für das Leben der Wanderarbeiter vorgesehen. Außer einigen von Wanderarbeitern betriebenen kleinen Lebensmittelläden, einigen „Vergnügungslokalen“ [Karaoke mit Hostessen, Glücksspiel etc.] und einigen Straßenständen, gibt es keine Infrastrukturen, die von der Regierung in den Stadtvierteln für die Wanderarbeiter eingerichtet wurden, d.h. deren Leben ist im Allgemeinen sehr trist. Daher haben die Sozialen Zentren in der Regel eine Art Mischung aus Bücherei und Medienraum
(mit einem Angebot aus Zeitungen, Zeitschriften, TV und Filmen), Gruppen für verschiedene
Interessen, beispielsweise Gruppen für Kultur- und Sportaktivitäten usw. An den nationalen Feiertagen wie dem Chinesischen Frühjahrsfest und dem 1.Mai, gibt es jeweils eine große Kulturveranstaltung in den Zentren, an der hunderte von Wanderarbeitern teilnehmen. Darüber hinaus gibt es Gruppen, in denen sich Arbeiter zu diversen Themen zusammenfinden, beispielsweise Gender/Arbeiterinnengruppen, Arbeitsrechtgruppen und Gruppen, die zu Arbeitsverletzungen Literaturund Kunst, Community-Outreach und Poesie arbeiten. Die Arbeiter, die an solchen Gruppen teilnehmen, diskutieren dabei über diverse Bereiche des Lebens als Wanderarbeiter, es entsteht Solidarität, sie werden Teil eines Gemeinschaftslebens und entwickeln das Gefühl einer kollektiven Identität als Arbeiter [in der chinesischen Gesellschaft].
Jedoch legen die Zentren natürlich unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Arbeit, einige wählen Kultur als Einstieg, einige wählen das Thema Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, andere Arbeitsrecht, und die unterschiedlichen Schwerpunkte der Zentren erfordern dann wiederum unterschiedliche Arbeitsmodelle.


4.1.2. Community Outreach


Einige Wanderarbeiter-NGOs legen den Schwerpunkt auf Community Outreach, und versuchen auf diese Weise mit einer noch größeren Anzahl von Arbeitern in Kontakt zu kommen, und auch soziale Dienste für Arbeiter außerhalb einer bestimmten Community und eines bestimmten Stadtviertels anzubieten. Für Outreach gibt es auch diverse Arbeitsmethoden, die auf unterschiedliche Gruppierungen abgestimmt sind, beispielsweise ein Besuchsprogramm für Arbeiter mit Arbeitsverletzungen und berufsbedingten Erkrankungen im Krankenhaus, der Aufbau eines Netzwerks von Arbeitern mit berufsbedingten Erkrankungen und Rechtshilfe zum Einfordern der Rechte und Interessen der Arbeiter, gleichzeitig wird dabei die Solidarisierung unter den Arbeitern gefördert.
Dann gibt es beispielsweise Besuche in den Wohnquartieren von Arbeiterinnen, und es wird versucht eine Frauengruppe aufzubauen, Workshops zu frauenspezifischen Gesundheitsthemen werden den Arbeiterinnen angeboten. Einhergehend mit den erwähnten Aktivitäten, soll das Bewusstsein der Frauen für Geschlechtergerechtigkeit und die Wahrnehmung ihrer Rechte und Interessen am Arbeitsplatz gestärkt werden, beispielsweise zu den Themen sexuelle Belästigung, Mutterschaftsschutz, geschlechtsspezifische Diskriminierung etc. Allgemein ist bei den Outreach- Projekten sehr häufig die Verbreitung von Rechtsinformationen, um bei noch größeren Kreisen von Arbeitern das Bewusstsein für ihre eigenen Rechte und Interessen zu stärken, als ein Arbeitsschwerpunkt aufzufinden.


4.1.3. Rechtsarbeit


Rechtsarbeit ist ein wichtiger Einstiegpunkt für die Wanderarbeiter-NGOs. Die Arbeit umfasst in der Regel Trainings und andere Maßnahmen zur Weitergabe von Informationen aus dem „Arbeitsgesetz“ sowie über weitere gesetzliche Richtlinien im Bereich der Arbeit. Gleichzeitig wird eine kostenlose Rechtsberatungshotline, Unterstützung beim Verfassen rechtlicher Dokumente, und gegebenenfalls die Weiterbearbeitung bei Spezialfällen, angeboten. Zur gleichen Zeit hat das chinesische Justizsystem die Möglichkeit eröffnet, dass Rechtsfälle von Personen ohne offizielle Zulassung zum Anwalt vor Gericht vertreten werden können…Solche quasi als Anwälte agierende Personen werden als „Bürgervertreter“ bezeichnet. Einige NGOs bieten aufgrund dieser Möglichkeit auch eine solche Vertretung der Rechtsfälle von Wanderarbeitern vor Gericht an. Der Großteil der NGOs bietet jedoch eine solche
Dienstleistung nicht an, und vertritt das Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ und geht davon aus, dass die Arbeiter, die einen Workshop zum Arbeitsgesetz mitgemacht und ausreichend Informationen erhalten haben, ihren Fall auch selber vor Gericht vertreten können. Arbeiter, die bereits ausreichend Wissen und Erfahrung gesammelt haben geben es dann an andere weiter, so funktioniert es bei der Mehrheit der Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta. Einige NGOs vermitteln auch Absolventen der Jurafakultäten und Anwälte mit offizieller Zulassung, die für Wanderarbeiter mit niedrigem Einkommen Rechtsberatung- und -vertretung unentgeltlich anbieten.
Der Hauptteil der Arbeit im Rechtsbereich wird noch hinsichtlich von individuellen Einzelfällen von Arbeitskonflikten gemacht, in den letzten Jahren nimmt jedoch auch der kollektive Widerstand und auch die Fälle, in denen kollektiv Rechtsfälle vor Gericht verhandelt werden, zu, und gerade die NGOs haben inoffiziell viel mit diesen Kollektivfällen zu tun. Unter diesen Fällen fordert die Mehrheit Kompensation von Fabriken, beispielsweise bei einem Umzug der Fabrik, plötzlichen Entlassungen, aber es gibt auch viele Fälle bei denen es um Sozialversicherung, Gehälter, und andere Leistungen, die im Arbeitsgesetz feststehen, geht. Die Mehrheit der NGOs, die in diesem Bereich arbeiten, ist sehr vorsichtig, gibt
offiziell nur Rechtsberatung für Einzelfälle und unterstützt keine Fälle, bei denen es um kollektive Organisierung von Wanderarbeitern geht. Kollektivfälle wecken in der Regel großes Interesse bei den Betrieben, und werden von der Regierung als politisch besonders sensitiv betrachtet, daher kann eine Organisation, die solche Fälle offiziell vertritt unter großen Druck geraten.


4.1.4. Bildungsarbeit


Im Bereich der Bildungsarbeit konzentrieren sich die Wanderarbeiter-NGOs im Perlflussdelta
insbesondere auf drei Bereiche: Wissensvermittlung, Bewusstseinsbildung und die Mobilisierung der Arbeiter.
Die Wissensvermittlung beinhaltet Rechtswissen, Informationen zu Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, frauenspezifisches Gesundheitswissen und Rechte und Interessen von Arbeiterinnen, die Entwicklung von Strategien zur Verbreitung von Wissen, die Erstellung von Informationsmaterial (Broschüren und Handblätter), ein Angebot an Kursen und Trainings usw.. Das wichtigste Anliegen besteht darin, den Wanderarbeitern das notwendige Wissen über ihre Arbeitsrechte und Arbeitssicherheit zu vermitteln. Als Rahmen für die Bewusstseinsbildung wird in der Regel die Bildung von Kleingruppen eingesetzt. Die Gruppen diskutieren über alle möglichen Angelegenheiten von Rechtsfragen bis zur Analyse von Filmen und Gedichten, und werden dadurch motiviert, sich indirekt oder direkt mit der chinesischen Arbeitspolitik und der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gesamtheit der Arbeitnehmer und gleichzeitig mit ihrer eigenen Situation auseinanderzusetzen. Einige Gruppen publizieren auch Texte. Für die Mobilisierung der Arbeiter ist der wichtigste Schritt, sie in diverse
ehrenamtliche Tätigkeiten einzubinden, beispielsweise für einen Besucherdienst für kranke oder
verletzte Arbeiter, eine Gruppe zu Arbeitsrechten, Outreach-Arbeit, eine Theatergruppe oder
Frauengruppe etc. Die Teilnahme in den Kleingruppen hat das Ziel der Solidarisierung untereinander, die Arbeiter sollen bestimmte Methoden und Strategien bei der Planung der Aktivitäten in den Gruppen und der Unterstützung anderer Arbeiter erlernen, und somit ein stärkeres Selbstbewusstsein erlangen, um sich letztendlich besser für ihre eigenen Rechte und Interessen einsetzen zu können.


4.1.5. Studien zur Datenerfassung und Politikentwicklung


Im Jahr 2008 verabschiedete die chinesische Regierung ein neues “Arbeitsvertragsgesetz”, das als eine Folge der Zuspitzung der Arbeitskämpfe betrachtet werden kann, und als Versuch die
Entwicklungen der letzten 30 Jahre auch hinsichtlich des Schutzes der Rechte und Interessen der Arbeiter nach langer Vernachlässigung endlich aufzuholen. Es wurde auch ein „Gesetz zur Mediation und Schlichtung von Arbeitskonflikten“, und 2009 dann ein „Sozialversicherungsgesetz“, das die rechtliche Empfehlung ausspricht, dass der Versuch unternommen werden muss, die gesellschaftliche Gruppe der Wanderarbeiter mit in das nationale Sozialversicherungssystem Chinas zu integrieren.
Im Kontext der neuen Gesetze haben einige NGOs begonnen, Studien durchzuführen und Lobbyarbeit zu machen, und zu versuchen konkret im Bereich der Arbeitsbeziehungen die Integration der Rechte und Interessen der Wanderarbeiter auf Gesetzesebene weiter voranzutreiben. Parallel dazu haben einige Gruppen begonnen, sich für den Erhalt aller „Bürgerrechte“ für Wanderarbeiter einzusetzen, beispielsweise für das Niederlassungsrecht2, sie führen zunächst wissenschaftliche Studien und im Anschluss Lobbykampagnen durch.


4.2. Interventionsmethoden in Betrieben


Während ein Teil der NGOs seine Projekte hauptsächlich in den Wohngebieten und Communities der Wanderarbeiter durchführt, gibt es andere, die versuchen gezielt in Betrieben zu arbeiten.
Diese Form der Arbeit ist jedoch nur effektiv, wenn sich in den Betrieben eine Bewegung formiert, die die Aktivitäten weiterentwickelt. Hier sind Schlussfolgerungen, die wir aus drei Arten der Arbeit gezogen haben.
Zunächst zur „Corporate Social Responsibility“ (CSR)-Bewegung. Es sind hauptsächlich NGOs, die ihre Basis in Hongkong haben, manchmal auch mit Unterstützung von oder in Kooperation mit NGOs aus dem Festland, die vor den Fabriktoren oder in den Wohnquartieren der Arbeiter Interviews machen, um mehr über die Arbeitsbedingungen, die Einhaltung von Arbeitsrechten und die Wohnsituation der Arbeiter zu erfahren. Wenn sie die Information erhalten, dass es in den Fabriken illegale und gegen CSR verstoßene Praktiken gibt, können sie sich damit an die Medien wenden, und somit Druck auf die Fabrik und die weltweit bekannten Markenfirmen ausüben, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, einen Zugang zur Fabrik für die NGO zur Überprüfung der Situation der Arbeiter (Social Audit) und die Durchführung eines Trainings der Arbeiter einfordern.
Eine der NGOs, die ihre Basis in Hongkong hat und sehr viel in diesem Bereich gearbeitet hat,
ist die Studierendenorganisation Students and Scholars Against Corporate Misbehaviour (SACOM).
Insbesondere der Medienstrategie von SACOM sollte man Aufmerksamkeit schenken. Seit ihrer
Gründung 2005 haben sie sowohl Hongkonger als auch westliche Medien genutzt, um Druck auf
Multi-Konzerne auszuüben, beispielsweise Disney. In den letzten Jahren konnten sie auch die
chinesischen Medien nutzen, um Druck auf große, mit Kapital aus Hongkong oder China finanzierte Konzerne, auszuüben. In den letzten Jahren wurde das Modell von SACOM von chinesischen Studierendenorganisationen übernommen, beispielsweise wurde 2008 eine Arbeitsgruppe zu Coca Cola gegründet und 2009 eine zum Disney-Konzern.
SACOM hat seine Basis in Hongkong, und die Mitglieder der zwei zuletzt genannten Gruppen kommen auch nicht aus dem Perlflussdelta, aber ihr Fokus liegt auf der Untersuchung der Fabriken im Perlflussdelta, daher haben wir sie auch mit in den Rahmen unserer Analyse mit einbezogen. Nachdem über die Ereignisse in den Medien berichtet wurde, geben die Konzerne allgemein ein Statement ab, dass sie bereits daran arbeiten, die Situation in den Fabriken zu verbessern. Es ist jedoch sehr schwierig, die Situation in die Hand zu bekommen, und sich tatsächlich mit den Vertretern der Konzerne zu verständigen. Daher fordern die NGOs im Allgemeinen Zutritt zu den Fabriken, um eine Bestandsaufnahme der Situation zu machen und ein Training für die Arbeiter durchzuführen. Diese Forderungen stimmen mit denen der internationalen Verbraucherbewegung überein.
Zweitens kooperieren Multi-Konzerne und Multi-stakeholder Initiativen, gehen gemeinsam in die
Fabriken und führen eine Bestandsaufnahme durch. Innerhalb des Konzept der Corporate Social
Responsibility (CSR) ist vorgesehen, dass die Bestandsaufnahme entweder von einem
Firmenmitarbeiter oder einer unabhängigen Consultant-Firma durchgeführt. Einige Konzerne laden auch NGOs für die Bestandsaufnahme ein, um mehr Anerkennung zu bekommen, beispielsweise die Fair Wear Foundation, die ihre Zentrale in Holland hat. Das Problem der Bestandsaufnahmen liegt darin, dass während dieser offiziellen Befragungen oft ein stark verfälschtes Bild der Situation zustande kommt, da die Arbeiter vor der Befragung von der Fabrikleitung ein „Training“ bekommen haben, was auf welche Weise sie die Fragen beantworten sollen. Wenn Wandearbeiter-NGOs an den Interviews
teilnehmen, bemerken sie natürlich relativ schnell, an welcher Stelle die Antworten verfälscht waren.
Es ist jedoch sehr schwierig für die Mitarbeiter der NGOs nach einer nur sehr flüchtigen
Kontaktaufnahme mit den Arbeitern ihr Vertrauen zu gewinnen, und sie zu einer wahrheitsgemäßen Aussage zu ermutigen. Normalerweise können die Probleme gefunden, und demnach eine Verbesserung der Situation gefordert werden, aber ob sich wirklich etwas ändert, hängt dann letztendlich davon ab, wie viel aktive Initiative die Arbeiter dann im Anschluss selbst ergreifen, nur die Durchführung einer Bestandsaufnahme ist noch keine Garantie.
Die dritte zu nennende Form der Arbeit ist am stärksten verbreitet, man führt in Kooperation mit einem Multi-Konzern oder einer Multi-stakeholder Initiative ein Training für die Arbeiter und auch das Verwaltungspersonal durch. Dieser Teil geht auf die Unzulänglichkeiten der Bestandsaufnahme ein, und hofft mit einer „Bottom up“- Herangehensweise, die Arbeiter zur aktiven Teilnahme zu motivieren.
Das Training umfasst unter anderem Informationen zum Arbeitsrecht, zu Corporate Social
Responsibility (Code of Conduct), zum Übereinkommen der International Labour Organisation (ILO), zur Arbeitssicherheit, Gender, und Kommunikationstechniken. Nach dem Training wird dann eine Hotline eingerichtet, entweder im Betrieb, oder es wird die Nummer einer Hotline, die bereits von einer NGO organisiert wird verbreitet, und die Arbeiter können Beschwerden einreichen und eine Beratung z.B. zum Arbeitsrecht erhalten. In einigen Fällen wird die Gründung einer Gewerkschaft, oder einer informellen Arbeiterorganisation initiiert. Diese Form von Arbeit, wenn man sie mit einer reinen Bestandsaufnahme vergleicht, hat mehr Potential, Arbeiter wirklich zu mobilisieren, aber man muss auch relativ viel Zeit dafür aufbringen, einige Trainingsprojekte brauchen 6 Monate oder ein ganzes Jahr, und darüber hinaus dauert es noch länger zunächst die Verhandlungen mit dem Multi-Konzern oder der Multi-stakeholder Initiative zu führen, bevor das Projekt überhaupt beginnen kann. Demnach ist die Anzahl der Trainings, die eine NGO in Betrieben durchführen kann dann sehr begrenzt.
Eine weitere Methode ist das Training von Betriebsgewerkschaften. Nachdem es damit einige
Experimente gab, wurde 2001 ein Training mit der Betriebsgewerkschaft einer Schuhfabrik, die für Reebok produziert durchgeführt, verhindert, und inzwischen gibt es so etwas nur noch sehr selten.
Der Grund dafür liegt darin, dass der Allchinesische Gewerkschaftsbund (ACFTU) Skrupel hat,
Wanderarbeiter-NGOs die Betriebsgewerkschaften trainieren zu lassen, und Trainings dieser Art als Aufgabe der offiziellen Gewerkschaften „auf höherem Level“ ansieht (A. Chan, 2007). In Chinas „Gewerkschaftsgesetz“ gibt es keine Regelung, die die Unterstützung beim Aufbau von
Basisgewerkschaften durch NGOs verbietet, aber es gibt eine klare Aussage, dass offizielle
Gewerkschaften „auf höherem Level“ das Recht und die Verantwortung haben, beim Aufbau von
Betriebsgewerkschaften Unterstützung zu leisten. Auch wenn es dann eine informelle
Organisationsstruktur wie ein Arbeiterkomitee gibt, da die Arbeit der NGOs jedoch nur temporär und projektbezogen ist, und es keine rechtliche Basis für die Strukturen gibt, bestehen sie nach Beendigung des NGO-Projekts meistens nur noch dem Namen nach.

 

5. Probleme und Lösungswege


Gegenwärtig sind die Wanderarbeiter-NGOs sowohl intern als auch extern mit großem Druck und einer Vielzahl von unterschiedlichen Problemen konfrontiert.
Zunächst sind die Unklarheiten der Regierungsrichtlinien hinsichtlich der Registrierung und der
unsichere Rechtstatus der Organisationen zu erwähnen. Allgemein sind NGOs als ein Privatbetrieb, als Einmann-Betrieb oder als GmbH registriert, was aber eigentlich nicht zum Charakter einer Organisation, die finanzielle Unterstützung von Stiftungen erhält und unentgeltlich soziale Dienste anbietet passt. Das führt zu Problemen in der Buchhaltung und bei der Steuerpflicht. Muss eine in dieser Form registrierte Organisation auch Steuern zahlen, wenn sie nur Ausgaben und keine Einnahmen hat? Ist es dann nicht ein Widerspruch sich unter diesen Paragraphen zu registrieren?
Die Abteilungen der lokalen Regierung, die für das „Verbieten“ zuständig sind, bieten den NGOs dann jedoch keine Basis an, auf der sie sich reorganisieren könnten. Die Mitarbeiter der Regierung kommen sehr häufig vorbei, um die Arbeit der NGOs zu überprüfen, können jedoch keine klare Ansagen geben, welche Aktivitäten in Ordnung wären und welche nicht. Den NGOs bleibt demnach nichts anderes übrig als „die Steine abtastend den Fluss zu überqueren“.
Zweitens, sind die Wanderarbeiter-NGOs mit Angriffen und Racheakten von der Seite der Arbeitgeber konfrontiert. Im November 2008, wurde der Anmelder einer der aktivsten Wanderarbeiter-NGOs, des „Migrant Worker´s Centre“ in Shenzhen, Huang Qingnan, von Schlägertrupps aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität angegriffen und verletzt. Nach einer Untersuchung des Falles wurde deutlich, dass die Schläger von einem Fabrikbesitzer angeheuert wurden. Das „Migrant Worker´s Centre“ hatte sich zuvor einen Namen für die Durchsetzung der Rechte und Interessen der Arbeiter gemacht, noch bevor das „Arbeitsvertragsgesetz“ verabschiedet wurde, hatte es sich bereits öffentlich stark dafür
eingesetzt und somit diversen kleinen Fabriken mit illegalen Praktiken bei der Anstellung unter Druck gesetzt. Nach dem Beginn der Wirtschaftskrise musste ein großer Teil der Fabriken schließen, die Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nahmen zu und NGOs mit einem solchen Hintergrund wie das „Migrant Worker´s Centre“ wurden zunehmend von Fabrikbesitzern unter Druck gesetzt.
Drittens, die Mehrheit der NGOs geht bei der internen Verwaltung und Kontrolle der Projekte vom Prinzip der Transparenz und demokratischen Strukturen aus. Aufgrund des Problems der offiziellen Registrierung von sozialen Organisationen, sowie dem politischen Druck, ist es den Wanderarbeiter- NGOs jedoch nicht möglich eine Mitgliedervereinigung als Basis für die Organisierung gründen, nachdem einige fortschrittlich gesinnte Arbeiter eine auf Mitgliedschaft basierende Arbeitervereinigung für Wanderarbeiter gründen wollten, wurde dieser Versuch sofort verboten. Wenn eine Organisation als Firma registriert wird, so wird sie allgemein von einem Mitarbeiter angemeldet.

In der Realität wird die Organisation dann jedoch natürlich nicht nur von einem Individuum genutzt. Vom Gesetz her ist man natürlich nicht verpflichtet einen Vorstand oder andere Gremien zu gründen, und es wäre in der Tat auch sehr schwierig Leute zu finden, die eine solche verantwortungsvolle Position übernehmen würden. In diesem Kontext ist es sehr schwierig, bei den internen Verwaltungsstrukturen eine Vereinheitlichung der Vorgänge, Transparenz und demokratische Strukturen durchzusetzen, es sind dann zumeist Leute aus sozialen Organisationen aus Hongkong oder eben Arbeiter, die
bestimmte Fähigkeiten haben, die die Verwaltung der NGOs übernehmen.
Viertens, eine Vielzahl von NGOs hat das Problem, das es keine Stabilität bei den Mitarbeitern gibt; diejenigen, die bereits Erfahrungen gesammelt haben, können meistens nicht sehr lange bleiben.
Allgemein kommen die Mitarbeiter aus zwei Richtungen: Hochschulabsolventen mit einem Abschluss in Sozialarbeit und Arbeiter mit [langjähriger] Erfahrung. Die NGOs sind allgemein sehr klein, die Möglichkeiten befördert zu werden, sind sehr begrenzt, und darüber hinaus ist der Arbeitsstress sehr groß. Nachdem die Mitarbeiter der NGOs einige Jahre durchgehalten haben, ist die Chance sehr groß, dass sie den Beruf wechseln, da sie bei der Arbeit in der NGO die Erfahrung gemacht haben, ständig sehr erschöpft zu sein und auf viele Schwierigkeiten zu stoßen. Natürlich ist die Situation der Mitarbeiter von Organisation zu Organisation unterschiedlich.
Fünftens, infolge der fast vollkommenen Abhängigkeit von der finanziellen Unterstützung von
ausländischen Stiftungen, die in der Regel die Tendenz haben, Mitglieder der schwächsten Gruppen der Gesellschaft zu unterstützen, beispielsweise Arbeiter mit Arbeitsverletzungen und berufsbedingten Erkrankungen, allgemein Arbeiter, die am Fließband stehen, junge Fabrikarbeiterinnen etc.. Diese
Tendenz führt dazu, dass ein große und wichtige Gruppe und der damit verbundenen Themen
vernachlässigt wird. Beispielsweise das technische Personal in den Fabriken, das niedrigeren
Angestellen im Management, die Büroangestellten, sie alle spielen bei Arbeitskämpfen und kollektivem Widerstand eine nicht unbedeutende Rolle, aber es gibt nur sehr wenige NGOs, die Projekte haben, die diese Gruppierungen einbeziehen.
Trotz einer Vielzahl von Schwierigkeiten, erhalten die Organisationen im Perlflussdelta dennoch jede Art von Unterstützungsangebot für die Wanderarbeiter aufrecht. Angefangen mit kultureller Freizeitgestaltung und Möglichkeiten zum sozialen Austausch, bis hin zur Unterstützung bei der Einforderung ihrer Arbeitsrechte und Organisierung. Was noch wichtiger ist, trotz aller Schwierigkeiten gibt es immer noch neue Durchbrüche und Entwicklungen. Erstens, in den letzten Jahren, konnten mit den Erfahrungen aus dem Perlflussdelta Organisationsgründungen in Beijing und im Yangtzefluß-Delta
initiiert werden. Das 2008 in Beijing gegründete „Renjian New Workers Centre“ ist aus den
Arbeitserfahrungen der Wanderarbeiterorganisationen im Perlflussdelta heraus entstanden, um die Rechte und Interessen von Wanderarbeitern, die auf Baustellen arbeiten, zu unterstützen, dafür wurde speziell ein effektives Arbeitsmodell entwickelt. (C. Chan, 2009). Zweitens, der größte Teil der Wanderarbeiter-NGOs ist nach einer Analyse der gegenwärtigen sozialen Versorgung von Wanderarbeitern bereits zu dem Schluss gekommen, dass diese mangelhaft ist. Die Reform des Sozialversicherungssystems, die Gewerkschaftsreformen und andere Themen gehören zu den Themen, mit denen sie sich gegenwärtig auseinandersetzen, auch in Zusammenarbeit mit akademischen Kreisen. Gemeinsam wird nach Möglichkeiten gesucht, eine Reform der politischen Richtlinien, [die eine Verbesserung der Situation der Wanderarbeiter verhindern] in Gang zu bringen.
Das Perfluß-Delta ist die Wiege der neuen Arbeiterklasse und gegenwärtig Chinas größtes Gebiet, in dem die größte Anzahl von Fabriken, die für den Export produzieren, konzentriert ist. Chinas neue Arbeiterklasse ist unter spezifischen historischen Bedingungen, unter den sozialen und ökonomischen Lebensbedingungen der Wanderarbeiter aus ländlichen Gegenden entstanden, der Entstehungsprozess dieser Arbeiterklasse ist noch nicht abgeschlossen, das größte Hindernis ist die unvollständige und mangelnde Organisierung dieser Gesellschaftsschicht (C. Chan, 2010).
Die Wanderarbeiter-NGOs können nicht im Sinne von klassischen Arbeiterorganisationen verstanden werden, da sie von der innerchinesischen Verwaltung und Finanzierung her als nur von „außen“ gekommene Personen, die eine Dienstleistung erbringen, gesehen werden. In China können wir bisher auch noch keine vollkommen vom Staat unabhängige „Zivilgesellschaft“ sehen. Die Entwicklung der Wanderarbeiter-NGOs seit den 1990er Jahren im Perfluß-Delta und die Weiterverbreitung der Erfahrungen in den letzten Jahren in andere Teile Chinas, spiegeln jedoch in vollem Ausmaß die Zuspitzung der sozialen Konflikte und Klassenkämpfe wieder. Das Phänomen der Wanderarbeiter- NGOs ist die direkte Folge der Konflikte zwischen Arbeit und Kapital, und eben nicht deren Auslöser.
Beispielsweise das parallel zu der Entwicklung der Wanderarbeiter-NGOs entstandene Phänomen der „Schwarzen Anwälte“, lässt sich dadurch erklären, dass es in China nicht die
Interventionsmöglichkeiten im Sinne von Hongkongs oder der internationalen Zivilgesellschaft gibt, daher müssen andere Modelle für den Schutz der Rechte und Interessen von Arbeitern entwickelt werden. Die Wanderarbeiter-NGOs, das sind sich die Arbeiter selber bewusst geworden, kämpfen vor dem Hintergrund der internationalen Aufmerksamkeit auf China, und unter großen Schwierigkeiten von Seiten der chinesischen Regierung und des Kapitals um ihren Existenzraum.

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Anmerkungen:

1 1992 reiste Deng Xiaoping in den Süden Chinas, um sich offiziell für die Öffnung- und Reformen im Bereich der Wirtschaftspolitik einzusetzen.

2 in China mit Bezug auf das „Hukousystem“, das eine selbst bestimmte Migration und Mitnahme der Rechte auf Bildung etc. zu einem neuen Wohnort nicht vorsieht.

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Bibliographie:
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Chan, A. (2001) China Workers Under Assault: Exploitation and Abuse in a Globalizing Economy. New
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in ‘Globalising Justice’” 19-20 December 2007 at the Law School, University of Melbourne.
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Lee, C. K. (2007) Against the Law: Labor Protests in China’s Rustbelt and Sunbelt. Berkeley:
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Lin, F. (1998) ‘What is the future of employment relationship in the pearl river delta-an examination of
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Kang, X.G. (1999) 《Social organizations in Transitional China》《Chinese Social Sciences
Quarterly》28th edition。[in Chinese]
Beijing News,21.02.2008
Übersetzt von Kimiko Suda