Der andere Name für modernen Kapitalismus: Foxconn und die “I-slaves” - moderne Lohnarbeit eben...

Etwas anders, als in den Medien zunächst kolportiert - die Arbeitswelt der IT-Industrie...

5000 Polizisten stoppen Massenprügelei in Foxconn-Werk” - so meldete es Focus am 25. September 2012.

Die Bilder und Videos von den jüngsten Auseinandersetzungen der Belegschaft eines des zahlreichen Foxconn-Werken in Taiyuan im Norden Chinas mit Securities und Polizisten - von denen zunächst versucht wurde, sie als Streitigkeiten innerhalb der Belegschaft “zu verkaufen”, was aber schnell gescheitert war - sind nicht nur ein weiterer Beleg dafür, dass das “europäische” Bild vom unterwürfigen, duldsamen Chinesen eine der am wenigsten intelligenten Erfindungen europäischer chauvinistischer Propaganda ist. Und da die neuerlichen Auseinandersetzungen ganz aktuell mit erheblichen Produktionssteigerungen wegen iPhone5 zusammen hängen, ist einmal mehr Apple kräftig involviert...

Ein (nächtliches) Video ist “Riot breaks out at Foxconn's Taiyuan plant” auf you tube.

Auffällig: Keine große Angst vor der Bullerei bei den (fast ausschliesslich) jungen ArbeiterInnen...

Dass diese Auseinandersetzung wieder einmal kein Einzelfall ist und auch keineswegs irgendwie beendet, zeigt der aktuelle Bericht “Large-scale Strike of iPhone 5 Production Lines at Foxconn’s Zhengzhou Factory” von China Labor Watch am 5. Oktober 2012:

Ansonsten: Die Wünsche eines gewöhnlichen Ausbeuters hierzulande - billiger produzieren mit Leiharbeit und den ganzen anderen “arbeitsplatzschaffenden Maßnahmen”, erfüllt sich Foxconn selbst: Schlechte Bezahlung, Überstunden ohne Ende (weit jenseits gesetzlicher Bestimmungen) - bei Bedarf, und: militärische Disziplin. Zur Aushilfe gibt es sozialistisch abkommandierte StudentInnnen - “With the iPhone 5 come new accusations of Foxconn abuse” heisst einer der vielen aktuellen Berichte, dieser wurde am 16. September 2012 bei den revolutionary frontlines gespiegelt.

Unter dem Titel “New iPhone, Old Abuses - Have working conditions at Foxconn in China improved?” veröffentlichte SACOM am 20. September 2012 eine ausführliche aktuelle Bestandsaufnahme der Arbeitsbedingungen bei Foxconn, die ja seit der Selbstmordserie vor 2 Jahren verbessert worden sein sollten - sollten...

iPhone 5 is being produced under harsh working conditions still in violation of basic labor rights” - unter dieser Überschrift veröffentlichte das Economic Policy Institute am 10. September eine eigene Bestandsaufnahme - verfasst in direkter Auseinandersetzung mit einer “Zwischenstudie” der “Fair Labour Association” (eine von Apple aufgrund des globalen Erklärungsdrucks der Arbeitsbedingungen beauftragte Einrichtung, die zum wenig überraschenden Ergebnis gekommen war, alles gehe seinen guten Gang bei Foxconn).

Dagegen der “Foxconn Investigation Report” der FLA.

Wobei in dieser Auseinandersetzung zwischen EPI und FLA/Apple es neben den direkten Arbeitsbedingungen vor allem auch um die FLA-Aussage geht, es werde eine Möglichkeit geschaffen, mit der die Belegschaft zu Wort kommen könnte...

Mit der Schlagzeile “Der Horror-Alltag im Foxconn-Werk” berichtet am 1. Oktober 2012 das Zentralorkan teutonischer Sinnstiftung über ein ARD-Interview, inklusive der Unterzeile “ Gitter vor den Fenstern, 2 Aufseher für 10 Mitarbeiter”.

Dass übrigens keineswegs nur Foxconn in Apples Produktionslinie solcherart Arbeits- und Lebensbedingungen diktiert zeigt ein älterer SACOM-Bericht: “Apple Owes Workers and Public a Response over the Poisonings” über einen Streik (und dessen Gründe) bei United Win in Suzhou vom Mai 2010.

Dass andrerseits Apple keineswegs der einzige global player ist, der von diesen Arbeitsbedingungen profitiert, wurde beispielsweise schon Ende 2008 in dem gemeinsamen Report von WEED und SACOM “The Dark Side of Cyberspace” deutlich, der auf 45 Gesprächen mit Beschäftigten von Compeq Technology (Zulieferer von Dell, Lenovo und anderen) und Excelsior Electronics (etwa Fujitsu Siemens Computers) deutlich:

LabourNet China hatte bereits im März 2012 die Untersuchung “Apple And The Labor Process” von Hart und Landsberg dokumentiert, die die “chinesischen Praktiken” in den gesamten Apple-Produktionsprozeß einordnet und mit anderen - als “Trendsetter” - vergleicht...

Und dass schliesslich keineswegs nur die Beschäftigten von Foxconn sich zunehmend zur Wehr setzen macht beispielsweise der Bericht “6,000 Flextronics Workers Strike in Shanghai” von China Labor Watch am 18. September 2012 deutlich.

Zur Abrundung gewissermaßen: “In China versucht Foxconn zusammen mit der Elektronik-Fachmarktkette Media-Saturn, die zur Metro AG gehört, auch auf dem Elektronikmarkt ein sicheres Auftreten zu erzielen. Die erste Media-Markt-Filiale in China wurde als der beiden Unternehmen unter dem Namen Wa De Cheng am 17. November 2010 in Shanghai eröffnet. Weitere Eröffnungen sind geplant” heisst es etwa in dem durchaus informativen Wikipedia-Beitrag über Foxconn.

Und ebenda, was vielleicht manches Mal übersehen wird: “Foxconn hält ca. 21.000 Patente. Über 15.000 Ingenieure in den USA, China und Taiwan arbeiten an der Entwicklung neuer Produkte und Entwicklungen”.

Eine recht ausführliche Dokumentation von Pressemeldungen zu Foxconn gibt es bei golem.de, wo es zur Einleitung heisst: “Foxconn Electronics ist der Name des taiwanischen Konzerns Hon Hai Precision Industry, der 1974 von Terry Gou gegründet wurde. Er fertigt für Amazon, Apple, Dell, Nintendo, Hewlett-Packard, Samsung, IBM, Lenovo, Motorola, Nokia, Sony, Toshiba und andere. Foxconn ist Chinas größtes Exportunternehmen und beschäftigte Anfang 2012 1,2 Millionen Menschen, die 40 Prozent der weltweit verkauften Unterhaltungselektronik montieren. Der Konzern steht wegen der unmenschlichen Arbeitsbedingungen in seinen chinesischen Werken in der Kritik”...

Ebenfalls sehr ausführlich die Sonderseite zu “Foxconn in China” im LabourNet Germany